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Keine Angst vor Anakondas

Keine Angst vor Anakondas

Titel: Keine Angst vor Anakondas
Autoren: Lutz Dirksen
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treffen. Ein Naturfilmer ist eben nicht nur ein Kameramann, der loszieht und Tiere filmt, sondern ein Allroundtalent, das viele Fähigkeiten in sich vereinen muss.
Preishammer
    Die Filme von Jan Haft zeichnen sich durch Liebe zum Detail aus. Ihn begeistern nicht nur die Tiere an sich, sondern wie sie eingebunden sind in ihre Umwelt. Auch das wenig bekannte Leben der Kleinen im Gefüge des Ganzen inspiriert ihn: Da setzt sich ein Eichelhäher in einen Ameisenhaufen, um sich mit Säure besprühen zu lassen, damit er so seine lästigen Parasiten loswird. Oder ein Dunghaufen – für den Tierfilmer ist das keine leblose Masse, denn Käfer und Fliegen warten nur darauf, in die wiedergekäute verdaute Masse ihre Eier zu legen. Die Larven und Insekten sind dann wiederum Futter für Vögel und andere Tiere.
    Jan Haft zeigt uns die Tiere und Pflanzen – oft unserer nächsten Umgebung – aus einem überraschenden Blickwinkel. Dabei setzt er auf modernste und aufwendige Kameratechnik. Kräne, Minikameras, Zeitraffer und Zeitlupenaufnahmen gehören zu seinem Alltag. Wir bekommen die Natur in vollendeter Ästhetik präsentiert, so, wie wir sie noch nie zuvor gesehen haben. Die Erfolge sind nicht ausgeblieben: 136 Preise (ohne Nominierungen) haben Jan Haft und seine Nautiliden auf Filmfestspielen gewonnen, darunter heiß begehrte Awards im Ausland. Damit sind Jan Haft und sein Team die am meisten ausgezeichneten Naturfilmer Deutschlands!
    Seit Wochen wandert das Nautiliden-Kamerateam um Jan Haft schon mit den Moschusochsen mit. Die Tiere akzeptieren die ruhige Anwesenheit der Zweibeiner in ihrer Nähe, ähnlich wie sie Rentiere oder Schneehasen um sich dulden. Sie haben keine große Scheu vor den Menschen. Sie entfernen sich zwar langsam, wenn die Kameraleute sich ihnen nähern, flüchten aber nicht. Klappern und lautes Reden ist bei den Filmern tabu. Ein wachsames Auge ist unerlässlich. Die Tierfilmer achten sehr genau auf die Gemütslage der Moschusochsen. Wenn die zu fressen aufhören, unruhig werden, wittern und zu ihnen hinschauen, dann vergrößert das Team den Abstand. Wenn einer der Muskelberge den Kopf schüttelt, dann ist es für Menschen höchste Zeit, Land zu gewinnen! Den empfohlenen Mindestabstand von 200 Metern halten sie in Absprache mit der Nationalparkverwaltung allerdings schon lange nicht mehr ein. Noch näher kommen sie mit einer ferngesteuerten Minikamera, die ihnen immer wieder selten schöne Weitwinkel-Nahaufnahmen beschert. Ein riesiger Birkenpilz etwa, unter dem in der Bergtundra eine Zwergbirke steht. Dieses Stillleben allein ist Gold wert. Plötzlich schiebt sich die feuchte Schnauze eines Moschusochsen ins Bild, der den Pilz abweidet. Einfach grandios!
    Doch die eine entscheidende Aufnahme haben sie noch immer nicht im Kasten. Es geht um das Verhalten, das für eine Tierart charakteristisch ist, sie in unseren Augen fassbar und in ihrer Lebensweise begreifbar macht. Ein Film über Biber, in dem nicht zu sehen ist, wie einer einen Baum umnagt, funktioniert genauso wenig wie einer über Falken, ohne dass der rüttelnd in der Luft steht. Was wäre ein Film über Moschusochsen ohne einen Kampf zwischen zwei Bullen! Brünstige Männchen lassen es so richtig krachen – frontal, kompromisslos. Mächtige Hornplatten und ein dicker Schädel ermöglichen es ihnen, mit einer enormen Gewalt gegeneinander anzustürmen. Jan Haft hat sich fest vorgenommen, dieses prägnante Verhalten mit einer Highspeed-Kamera aufzunehmen. Einen Kampf im Zeitlupentempo zu zeigen, so, wie es noch nie zuvor zu sehen war, wäre der Höhepunkt des Films.
    Es ist Herbst. Brunftzeit. Ein frostiger Hauch weht über die Bergtundra. Über Nacht sind die Pfützen zu Eis erstarrt. Von der Morgendämmerung offenbart sich erst ein flüchtiger Schimmer am Horizont. Eine kleine Gruppe Menschen stapft tapfer durch die dunkle Einsamkeit. Sie sind gut gerüstet, doch haben sie viel zu schleppen. Die Zivilisation haben sie hinter sich gelassen. Pfade gibt es keine. Sie bahnen sich ihren Weg selbst, den des geringsten Widerstandes im Gelände. Es geht bergauf ins Hochland. Sie erreichen die Baumgrenze, nur noch ganz vereinzelt erheben sich zwergwüchsige Bäume über ihre Köpfe. Die Wanderer fühlen sich wie auf einer Zeitreise zurück ins vereiste Europa, als Mammut und Riesenhirsch die Eistundren durchstreiften. Hier im Hochland Norwegens ist die Eiszeit lebendig geblieben. Nur ein großer, typischer Vertreter der Eiszeitwelten hat überlebt: der
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