Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keine Angst vor Anakondas

Keine Angst vor Anakondas

Titel: Keine Angst vor Anakondas
Autoren: Lutz Dirksen
Vom Netzwerk:
Horst Stern wie: »Es gehört der Mensch nicht eigentlich zum Lebenskreis der Spinne; weder dient er ihnen zur Beute noch ist er ihr natürlicher Feind. Dass er ihr gefährlichster ist, hat entwicklungshistorisch keine Bedeutung; er betreibt nicht Selektion, sondern wahllosen Mord«, rütteln uns wach, und die einmaligen Bilder Kurt Hirschels wecken in uns Faszination für die Kreaturen, die uns in ihrer Lebensweise meistens als befremdlich und grausam erscheinen. Doch eine Welle der Zuneigung, wie sie beispielsweise den Eisbären durch das Eisbärenbaby Knut zuteilwurde, bleibt den Spinnen weiterhin versagt. Die phobische Angst vor diesen achtbeinigen Krabblern scheint zu tief in unserer Kultur verwurzelt zu sein. Die mörderische Feindseligkeit ihnen gegenüber ist geblieben. Der Film hat an unserer Einstellung gekratzt – immerhin. Es sieht jedoch nicht danach aus, dass die Spinnen in nächster Zukunft von ihrem düsteren Image befreit werden.

12
Das Donnern der Dickschädel

05:46 Uhr
    Ich sehe auf die Uhr. Noch eine Viertelstunde, dann ist meine Nachtwache vorbei. Ein langer Filmtag mit der Anakonda erwartet uns. Ich schaue Jörg an, dem noch seine Begeisterung für die Spinnengeschichte anzusehen ist. Von Müdigkeit keine Spur, obwohl er nicht geschlafen hat. Wie macht er das nur? Ich gähne herzhaft. Nicht einmal davon lässt er sich anstecken. Die Anakonda regt sich nicht. Jetzt, bei Tageslicht betrachtet, wirkt sie viel größer als in der Nacht.
    »Ich bin ja echt gespannt, wie sich die Anakonda heute verhalten wird, wenn wir sie in Szene setzen«, denke ich laut nach.
    »Das wird bestimmt problematisch. Die ist echt ein megamäßiges Muskelpaket«, meint Jörg.
    »Und dabei noch lange nicht preisverdächtig!«
    Ich hatte ihm erzählt, dass Theodore Roosevelt 1912 einen Preis von 5 000 Dollar für eine Schlange von mindestens 30 Fuß aussetzte. Das sind umgerechnet 9,14 Meter. Er selbst war passionierter Jäger und hatte in Südamerika sehr große Anakondas gesehen. 1980 erhöhte die New Yorker Wildlife Conservation Society diesen Preis für eine 30 Fuß lange Schlange auf 50 000 Dollar. Hintergrund waren die vielen Berichte über 10 bis 15 Meter lange Anakondas und Pythons. Stein und Bein schworen die Berichterstatter auf die Richtigkeit ihrer Angaben. Keine angebliche Rekordschlange hielt jedoch einer Überprüfung stand. Meistens handelte es sich um nicht nachvollziehbare Sichtungen und Schätzungen. In brasilianischen Zeitungen war sogar einmal von einer 50 Meter langen Anakonda die Rede. Angeblich hat die ein Militärcamp überfallen, wurde jedoch von den tapferen Soldaten getötet. Den Schädel hätte ich gerne!
    »Die Jagd nach Rekorden bei Tieren ist schon eine merkwürdige Sache«, sinniert Jörg, »gesucht wird immer das einmalige Superexemplar. Und sollte das Rekordtier gefunden werden, geht die Suche von vorne los, denn es könnte ja noch ein größeres Exemplar geben. Eine never-ending Story.«
    »Sicher, die Jagd nach Rekorden kann ausarten. Andererseits können Rekorde echt spannend sein. Weißt du etwa, wer im Tierreich der größte Dickschädel ist?«
Weitwinkelkullern
    Was ist das? So etwas Merkwürdiges hat er noch nie gesehen. Er wiegt den Kopf, schnuppert vorsichtig daran. Keine Reaktion. Das Weibchen mit ihrem Jungen vor ihm hat kurz auf das merkwürdige Etwas geschaut und es dann achtlos links liegen gelassen. Kein Interesse, wozu auch? Nicht so das Männchen. Gereizt, wie es ist, kommt ihm das Ding gerade recht. Der Koloss wirft den Kopf hin und her, ist bereit. Eine Drohung, die ernst zu nehmen ist, denn mit gut 300 bis 400 Kilogramm bei 2,50 Meter Länge ist nicht zu spaßen. Noch viel weniger zu spaßen ist mit seinen spitzen, nach vorne gebogenen Hörnern. Die Basis der Hörner bilden zwei dicke, verbreiterte Hornplatten über seiner Stirn, die nur einem Zweck dienen: Frontalangriff! Der junge Bulle sieht rot, die Augen weiten sich, das Weiße tritt aus den Augen hervor. Was ihn stört, wird er zermalmen.
    Der Moschusochse umrundet das schwarze, ebenmäßig geformte Etwas. Er startet einen Angriff. Er springt vor, den Kopf zum Angriff gesenkt. Seine Vorderhufe stampfen in den Tundraboden. Nur wenige Zentimeter vor dem Gebilde stoppt er. Der Scheinangriff war die letzte Warnung. Sein Widersacher ist ein kleines Kästchen, nicht einmal so groß wie ein Toaster. Hat der Jungbulle etwa das leise Summen der Kamera oder ein LED -Lämpchen leuchten gesehen? Wahrscheinlicher ist, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher