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Kein Opfer ist vergessen

Kein Opfer ist vergessen

Titel: Kein Opfer ist vergessen
Autoren: Michael Harvey
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entkommen kann?«
    »Doch, das habe ich. Deshalb muss man lernen, sie zu akzeptieren.«
    Ich gab mich geschlagen. Diese Frau hatte auf alles eine Antwort. »Du wirst mir fehlen, Sarah.«
    »Wie oft willst du das noch sagen? Du kommst zu Besuch. Genauso wie Jake. Wo steckt er überhaupt?«
    »Mir hat er gesagt, dass ihr euch gestern Abend schon voneinander verabschiedet habt.«
    »Wir haben zusammen gegessen. Lass mich raten. Jake muss arbeiten.«
    »Und das rund um die Uhr.«
    Skylar Wingate hatte Jake zu einem Gebiet zurückgeführt, dass er wahrscheinlich nie hätte verlassen sollen. Er arbeitete als Anwalt für die Sozialfürsorge des Cook County und würde sein Leben lang für Kinder kämpfen, um die sich sonst niemand kümmerte. Einen Besseren konnte ich mir für die Aufgabe nicht denken.
    »Trefft ihr euch in dieser Woche?«, fragte Sarah.
    »Wir wollten heute Abend was trinken gehen.«
    »Gut.«
    Ich aß ein paar Pommes und sah noch einmal auf meine Uhr. »Bist du so weit?«
    Sie seufzte. »Ja, es wird Zeit.«
    Wir rührten uns nicht von der Stelle. Auf der Central brauste ein Wagen vorüber. Dann noch einer.
    »Ich will nicht wieder sagen, dass du mir fehlen wirst.«
    Sarah beugte sich vor und gab mir einen Kuss. »Ich hab was für dich.« Sie hob ihre Handtasche vom Boden auf und zog daraus einen kleinen weißen Briefumschlag hervor. »Erinnerst du dich noch an die Nacht am Strand?«
    »O ja.«
    Die Antwort trug mir ein typisches Sarah-Lächeln ein. »Das meine ich nicht – obwohl das auch ganz wundervoll war. Weißt du noch, wie du gesagt hast, der Mensch solle nie über sich hinausstreben?«
    »Und dabei Browning falsch zitiert habe und du mich verbessert hast? Klar weiß ich das noch.«
    »Das hier ist von Washington Irving. Ich habe es gestern gelesen. Dabei habe ich an dich gedacht.«
    Sie reichte mir den Umschlag. Ich betrachtete die Schnörkel und Schwünge, die meinen Namen bildeten, dachte an die Hand, die sie geformt hatte, und dass sie einem Menschen gehörte, der mich ohne Wenn und Aber akzeptierte. Dann öffnete ich den Umschlag und nahm die einzelne Seite heraus. Ich las sie im schwächer werdenden Licht des Tages.
    »Tränen haben etwas Heiliges. Sie sind kein Zeichen von Schwäche, sondern von Kraft. Sie sprechen beredter als zehntausend Zungen. Sie sind die Verkünder großen Kummers, tiefer Reue und unaussprechlicher Liebe.«
    »Vor deinen Tränen darfst du dich nicht fürchten«, sagte Sarah. »Ich werde mich auch nicht vor meinen fürchten, das verspreche ich dir. Ist das ein Wort?«
    »Für immer und ewig.«
    Ich küsste Sarah. Sie fing an zu weinen. Und wir mussten lachen, weil es so verrückt und ironisch war. Dann war es plötzlich so spät, dass wir sicher waren, sie würde ihren Flug verpassen. Deshalb stopften wir unsere Gefühle in Sarahs Reisetaschen hinein, verstauten sie in meinem Wagen, und dann waren wir auf dem Weg zum O’Hare Airport. Ich dachte, das ist jetzt das Ende der Dinge, wie sie waren. Und der Anfang von etwas anderem, was immer das auch sein mochte.

DANKSAGUNG
    Die Northwestern Medill School of Jornalism ist in diesem Buch ein Ort der Handlung. Darüber hinaus hat sie mir zur Anregung gedient. Ich danke allen, die zur Medill gehören, insbesondere meinen großartigen Studenten, die mich zu Kein Opfer ist vergessen inspiriert haben. In diesem Zusammenhang möchte ich auch das Innocence Project der Medill erwähnen. Im Jahr 1999 gehörte es zu den ersten Projekten, in denen die Probleme beleuchtet wurden, die sich aus Fehlurteilen ergeben. Außerdem trug es entscheidend dazu bei, dass die Todesstrafe in Illinois zuerst ausgesetzt und schließlich abgeschafft wurde. Das Seminar, das in diesem Buch beschrieben wird, ist jedoch Fiktion, ohne Ähnlichkeit mit dem wahren Innocence Project. Allerdings entsprechen Ian, Sarah und Jake den Studenten, denen wir täglich in den Seminarräumen der Medill begegnen: Sie besitzen intellektuelle Neugier und möchten um jeden Preis hinter die Wahrheit kommen.
    Ebenso möchte ich mich bei meinem Agenten David Gernert bedanken, meinem Redakteur Jordan Pavlin und der gesamten Truppe bei Knopf und Vintage/Black Lizard, die sich für meine Romane eingesetzt und dabei phantastische Arbeit geleistet haben. Für seine Unterstützung und Eins-a-Ratschläge danke ich dem Autor und Dozenten am Columbia College Garnett Kilberg Cohen.
    Ein weiteres Dankeschön gilt meinen Freunden und meiner Familie für ihre Liebe und ihren Beistand. Zu
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