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Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
Autoren: Alice Peterson
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das aussah wie Flugtickets. Hastig verstaute sie die Papiere, während sie uns begrüßte.
    Ich ging neben Megan in die Hocke und nahm ihre Hand in meine.
    Sie lächelte ihr wunderbares Lächeln.
    »Hallo, Gilly«, strahlte sie. »Guck dir mal meine Strumpfhose an!«
    Sie trug eine dunkelblaue mit aufgestickten Gänseblümchen. Megan wollte ihre Kleidung immer selbst aussuchen und konntesehr ungehalten werden, wenn Mum die Strumpfhose nicht passend zum Kleid wählte.
    Anna setzte sich neben uns, nahm Megans andere Hand und machte ihr ein Kompliment, weil sie so schön angezogen war.
    Wenn meine Klassenkameraden mich fragten, ob ich zu ihnen nach Hause kommen und mit ihren neuen Spielsachen spielen wollte, verneinte ich immer. Schließlich hatte ich Megan mit ihren langen, hübsch gebogenen Wimpern, ihren süßen, runden Bäckchen, die ich so gern küsste, und ihren großen blauen Augen, die immer aufleuchteten, wenn ich das Zimmer betrat.
    Anna und ich zogen die Vorhänge zu und dimmten die Beleuchtung im Wohnzimmer. Megan saß in ihrem Stuhl in der Nähe der Küchentür. Durch den Türspalt konnte ich Mum am Küchentisch sitzen sehen. Sie war tief in Gedanken versunken.
    »Fertig?«, fragte Anna nach einer ganzen Reihe von Fehlstarts.
    Sie stand neben dem Kassettenrekorder und drückte erneut den Abspielknopf.
    Bald erfüllte Megans Lachen den Raum.
    Lächelnd sitze ich am Schreibtisch, summe Total Eclipse of the Heart vor mich hin und denke daran, wie Anna und ich mit Haarbürsten als Mikrofonersatz durch das Wohnzimmer hüpften und das Lied grölten. Manchmal summte Megan die Melodie mit, die sie gut kannte, und nachdem Anna und ich Mut gefasst hatten, sangen wir sogar zweistimmig.
    Nach dem Ende des Songs rief Mum aus der Küche: »Sehr gut!«
    Sie klatschte.
    *
    Später an diesem Tag spazieren Dad, Nicholas und ich auf den Primrose Hill. Am Abend besuchen wir Megans Kirche und zünden eine Kerze für sie an.
    Ich muss an Guy denken, der genau dasselbe für sie getan hat. Mein Herz schmerzt. Ich hasse mich dafür, dass ich ihn so vermisse. Mehrfach hatte ich daran gedacht, seine Anrufe zu beantworten, aber bei der Vorstellung, er könnte just in diesem Moment mit Flora zusammensitzen und Hochzeitspläne schmieden, habe ich das Telefonat immer auf den nächsten Tag verschoben.
    *
    Beim Dinner frage ich Dad und Nick, ob sie auch so oft an Megan denken wie ich.
    Dad nickt und lächelt, als ich mich in meinen Erinnerungen ergehe, gibt aber seine eigenen nicht preis.
    Nick findet es seltsam, dass ich mich an so viele Dinge noch so klar entsinne; für ihn ist das meiste verschwommen, aber das liegt vielleicht auch daran, dass er unsere Vergangenheit unbedingt vergessen wollte.
    Und dann berichte ich ihnen von Guy.
    »Ich mochte ihn«, sagt Nicholas, »und zwar erheblich lieber als Jack.«
    Ich erzähle, ich hätte während meines Urlaubs in Suffolk viel über ihn nachgedacht, sei aber der Meinung, es habe keinen Sinn.
    »Glaubst du das wirklich?«, hakt Nicholas ein. »Und wird er Flora tatsächlich heiraten?«
    Natürlich! Zwar weiß ich, dass er tiefe Gefühle für mich empfindet, aber er kann doch seine Liebe zu Flora nicht einfach abschalten, kann Flora nicht verlassen. Er gehört nicht zu der Sorte Mann, die eine glückliche Beziehung für eine andere abbricht, um sich ein paar Monate später darüber klar zu werden, dass er einen Fehler begangen hat, den er mir dann vorwerfen wird.
    Ich habe die Monate mit ihm als ein Geschenk angenommen, als eine Zeit, die unwiederholbar ist und die wir buchstäblich bis zur letzten Minute ausgekostet haben. Ich werde seine Freundschaft nie vergessen, denke aber, dass es für Flora, Guy und mich das Beste ist, jetzt Abstand voneinander zu halten.
    »Dad? Das ist doch das Beste, oder?«
    Aber er ist in Gedanken versunken. Ich glaube, er hat mir nicht einmal zugehört.
    »Dad?«
    Er schaut mich an. »Tut mir leid, Gilly. Es liegt wohl am heutigen Tag.«
    »Was denn?«
    »Sag es uns«, drängt Nick.
    »Ihr wisst, dass ich mein Herz nicht auf der Zunge trage. Schon immer. Ach, ich weiß einfach nicht, was heute mit mir los ist.« Er klopft sich auf die Brust, als wäre sein Herz aus Metall. »Da drin ist gar nichts. Und jetzt ist sie schon fünfundzwanzig Jahre tot, fünfundzwanzig verdammte Jahre! Man sollte doch meinen, es würde mit der Zeit einfacher werden. Aber ich weiß auch nicht – ich fühle einfach nichts mehr.«
    Nicholas und ich sehen uns an.
    Dad legt das Gesicht in
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