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Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
Autoren: Alice Peterson
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haben wir bis fünf Uhr morgens gefeiert und dann gemütlich bei Sonnenaufgang gefrühstückt. Samstags waren Ed und ich oft auf Partys unterwegs oder haben in einem schönen Restaurant zu Abend gegessen. Wenn wir wieder zu Hause waren, genehmigten wir uns oft noch einen Cocktail, legten eine romantische CD ein und entspannten. Ich habe diese Abende geliebt. Außerdem gibt es in London ein paar der besten Museen der Welt, obwohl ich zugeben muss, dass ich mich dort in letzter Zeit eher selten aufgehalten habe. Dann schon eher auf den sonntäglichen Märkten in Spitalfields und Camden! Mit Ed bin ich auch das erste Mal in die Oper gegangen. Zuerst wusste ich nicht recht, ob das mein Ding ist, aber irgendwann wollte ich die Abende in Covent Garden nicht mehr missen. Dort hat er mir übrigens auch den Heiratsantrag gemacht.
    Es fällt mir wirklich schwer, mir vorzustellen, dass ich irgendwo anders als in London leben könnte, allerdings hat sich in der letzten Zeit so einiges verändert. Für mich hat die Stadt ihren Glanz verloren, aber vielleicht ist der Grund dafür ja nur, dass ich wieder Single bin und viele meiner verheirateten Freunde weggezogen sind. Erst heute Morgen lag wieder eine Karte von einer früheren Schulfreundin in meinem Briefkasten. Die schwarz-weiße Illustration zeigte eine winkende Familie in einem Heißluftballon. Und darunter stand: Die Digbys brechen zu neuen Ufern auf.
    Ich fahre an einem reetgedeckten Häuschen vorbei, dessen Eingangstür offen steht und die Sonne hereinlässt. Wo in London wäre so etwas wohl möglich? Sicher nicht in Hammersmith,wo ich manchmal im Zickzack die Bürgersteige wechsle, um fragwürdigen Gestalten aus dem Weg zu gehen. Nachts krakeelen Betrunkene vor meinem Schlafzimmerfenster herum, und morgens finde ich Glasscherben auf der Straße. Letzte Woche wurde mein Auto aufgebrochen, allerdings muss ich zugeben, dass ich so blöd war, meine Fitnessklamotten auf dem Rücksitz liegen zu lassen. Die Mistkerle haben meine gesamten CDs mitgenommen – bis auf The Best of Girls Aloud .
    *
    In einem verschlafenen Marktflecken parke ich vor einer Immobilienagentur namens Hunters . Als ich Ruskins Sicherheitsgurt löse, entdecke ich unter dem Beifahrersitz mein Adressbuch, eine leere Wasserflasche aus Plastik, einen ganzen Haufen zerknüllter Strafzettel und – zum Teufel, was ist das? – eine alte Mandarinenschale. Ich sollte demnächst dringend mal aufräumen.
    Bei näherer Begutachtung der Straßenbeschilderung stelle ich erfreut fest, dass ich hier fürs Parken nicht einmal bezahlen muss. In London muss man ja schon einen Obolus entrichten, ehe man nur seinen Namen ausgesprochen hat. Ein weiterer guter Grund, um der Stadt den Rücken zu kehren. Als ich die Agentur betrete, zerrt Ruskin mich begeistert zu einem Mann, der am Schreibtisch sitzt.
    »Gilly?« Er steht auf und reicht mir die Hand. »Gilly mit G, nicht wahr?«, fügt er vorsichtshalber mit einem schiefen Lächeln hinzu.
    Ich freue mich über sein gutes Gedächtnis und lächle zurück. Dad sagt immer, ich würde jeden darauf hinweisen, dass ich anders bin, indem ich erkläre, dass mein Name mit G und nicht wie üblich mit J geschrieben wird. Richard hatte ich, soviel ich weiß, das letzte Mal in Dads Küche gesehen. Ich muss ungefähr zehn gewesen sein, Richard ging damals schon auf die zwanzig zu. Er trug sein dunkles Haar ziemlich lang und war laut und selbstbewusst. Ich erinnere mich, dass ich seine Cowboystiefelunheimlich schick fand. Er war mit seinem Vater zum Tee gekommen.
    Nach Adam Riese muss er inzwischen Mitte vierzig sein. Ich hatte ihn größer in Erinnerung, aber natürlich war ich damals noch ein Kind, und als Kind kommen einem alle Erwachsenen größer vor. Sein Körperbau ist gedrungen, er hat einen kräftigen Handschlag und – oje! – einen miserablen Geschmack, was Kleidung angeht. Wie kann ein Mann nur ein knallgelbes Hemd mit Ananasfrüchten drauf tragen? Vermutlich steckt er in der Midlife-Crisis.
    »Schön, dich wiederzusehen«, sagt Richard. »Es ist ganz schön lang her. Wie geht es deinem Dad?« Richard ist das Patenkind meines Vaters, und es war Dads Idee, ihn aufzusuchen, wenn ich wirklich vorhätte, aufs Land zu ziehen. Richards Vater Michael und mein Vater hatten sich während des Wehrdienstes kennengelernt und waren seitdem immer in Verbindung geblieben. Ich kann mich noch erinnern, wie Michael und mein Vater ihre Militärzeit Revue passieren ließen. Gern erzählten sie, wie sie
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