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Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)

Titel: Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
Autoren: Alice Peterson
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Armreifen, meine türkise Wildlederhandtasche und wirft schließlich einen vorsichtigen Blick auf meinen leeren Ringfinger. »Ich könnte mir denken, dass ein Dorf auf dem Land nicht der richtige Ort ist für ...«
    »Einen Single?«
    Er streicht sich über das Kinn und nickt.
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, gebe ich zu, »aber ...«
    »Die Leute werden sich Gedanken über deine Beweggründe machen.«
    Verständnislos blicke ich ihn an.
    »Man wird dich sicher nicht sehr oft einladen, falls du so etwas erwarten solltest. Ich fürchte, da bist du auf dem Holzweg.«
    Ich lache nervös. »Aber wieso nicht?«
    Er lehnt sich über den Schreibtisch. »Weil die Frauen sich bedroht fühlen«, vertraut er mir an.
    »So ein Quatsch. Warum sollten sie?«
    »Glaube mir, es ist so, wie ich es dir sage. Sie werden befürchten, dass du ihnen ihre Ehemänner ausspannen willst. Immerhin siehst du ziemlich gut aus«, fügt er mit leuchtenden Augen hinzu.
    »Aber es kommt für mich nicht infrage, einer anderen Frau den Mann auszuspannen, das kannst du mir glauben. Und wenn die Kerle hier alle auch noch Ananashemden tragen wie du, dann haben sie bei mir ohnehin keine Chance.« Allmählich entspanne ich mich. »Ich brauche einfach einen Tapetenwechsel.«
    »Die Dörfer mögen im Sommer ganz idyllisch wirken, aber im Winter herrscht hier absolut tote Hose«, argumentiert er.
    »Das glaube ich nicht. Außerdem kommen mich meine Freunde bestimmt besuchen.«
    »Und was willst du hier tun? Etwa Bridge spielen?«
    »Ich suche mir eine Arbeit. Etwas, das richtig Spaß macht.«
    »Du hast die ganze Sache noch nicht richtig durchdacht, oder?«
    »Aber sicher. Ich brauche eine neue Umgebung. Ich wünsche mir einen Garten für Ruskin und für mich ... ein gesünderes Leben. Frische, saubere Luft.«
    »Aber hier riecht es ständig nach Mist«, lacht er.
    »Jetzt mach doch nicht alles so mies. Ich werde einen hübschen Garten haben, wo ich mein eigenes Obst und Gemüse anbaue«, ereifere ich mich. »Himbeeren, Kartoffeln und ... und ... Brokkoli.«
    »Wenn du glaubst, dass du einsam bist ...«
    »Einsam? Ich bin nicht einsam!« Ich bücke mich zu Ruskin hinunter, der zusammengerollt mit dem Kopf auf meinen Füßen liegt, und streichle ihn.
    »Warum willst du wirklich umziehen?«
    »Was?« Ich wage es nicht aufzublicken. Richards Frage raubt mir fast den Atem.
    »Gilly, jemand hat mir mal gesagt, dass man London nur verlassen darf, wenn man es hasst. Wenn man allen Saft aus der Stadt herausgepresst hat. Ich habe diesen Rat dummerweise nicht ernst genommen, und heute vermisse ich London wie verrückt. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob du wirklich schon so weit bist.«
    Wieder denke ich an Ed und werde ein bisschen mutiger.
    »Wetten, dass doch?«
    Richard nickt.
    »Ich habe es satt, immer das Gleiche zu sehen. Heulende Sirenen und Unfälle, die genau vor meiner Nase passieren, lassen mich längst kalt. Ich bin es leid, die Scheiß-Innenstadtmaut zu bezahlen, und Ruskin hat keinen Garten, sondern nur den Bürgersteig. Fast alle meine Freunde sind aus London weggezogen, ... und ... und die, die dort noch wohnen, laden mich höchstens zum Tee ein, damit ich zuhören kann, wie ihre Kinder quengeln, dass sie ihr Eis in einer Waffel und nicht in der Schale wollen.«
    Ich atme durch. Himmel, das tat wirklich gut!
    »Im Augenblick habe ich keinen Job, jedenfalls nichts Festes«, fahre ich fort wie ein Dampfkochtopf, der Druck ablässt. »Ich bin frei und Single, also habe ich nichts zu verlieren. Und wenn ich nun Single bleibe? Was ist, wenn ich nie mehr jemanden kennenlerne, Richard? Soll ich mein Leben in London verbringen und später in Hammersmith begraben werden? Ich habe Angst, ich ...«
    Richard richtet sich auf. »Du hast Angst?«
    »Ach, ich könnte mich ohrfeigen!«
    »Aber warum?«
    Und dann passiert etwas, das ich nicht erwartet habe: Ich beginne zu heulen.
    Richard reicht mir ein Paket Taschentücher und fordert mich mit sanfter Stimme auf, alles herauszulassen, als wäre er mein Therapeut.
    »Entschuldige«, sage ich schließlich und wische mir die Augen trocken. »Es geht schon wieder.« Dann zögere ich. »Mein Gott, Richard«, bricht es aus mir heraus, denn ich weiß, dass ich ihn nicht mehr täuschen kann, »das ist mir alles so peinlich. Da haben wir uns jahrelang nicht gesehen, und ausgerechnet bei dir breche ich zusammen.«
    Was wird er von mir denken?
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.« Richard lächelt.
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