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Kein Leben ohne Hund

Kein Leben ohne Hund

Titel: Kein Leben ohne Hund
Autoren: Koerzdoerfer Norbert
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nonstop. Spaghetti. Hungern oder füttern?
    Ruby – die Todessüchtige! Medizin isst sie nicht. Ich verstecke halbierte Pillen im Würstchenzipfel. Sie pult mit ihren Drachen-Zähnchen die Tablette raus – und frisst den Rest. Sterben oder Leberwurst-Kanonenkugeln – Fettbomben mit versteckter Pille?
    Ruby – die Unkrautvertilgungs-Bestie. Warum ist unser putziger Pflasterstein-Gartenpfad gejätet wie Schloss Bellevue? Durch Giftgas-Gassi. Zehn Mal täglich pinkelt Ruby in die Ritzen. Die Säure zersetzt alles Unkraut.
    Ruby ist unsere Heidi Kabel. Zittrig, mit Rollator-Pfoten, dusslig, schwerhörig, aber schmunzelnd. Doch jeder Vorhang könnte der letzte sein. Deshalb ist jede Vorstellung so lebendig, so unwiederbringlich, so jetzt. Rubys Körbchen ist unser Ohnsorg-Theater.
    Die Kunst des Theaters und des Lebens: Action. Wir müssen unser Herz rauslocken – in den Alltag. Ruby muss leben wollen und nicht nur dösen dürfen. Wie? Durch Liebe, Zeit, Zärtlichkeit – und Grillwürstchen, das Parfum des Lebens.
    Zärtlichkeit schenkt Lebenszeit oder Kann man Hunde glücklich streicheln?
    Wie Jogi, Schweini und Co. hat Ruby sonnige und schattige Tage.
    Die Sonne glüht. Aber Ruby ist ein Wrack. Ihre Körpersprache sind verknotete Knochen. Ein Mix aus Vogelscheuche und Heuschrecke. Ihr Körper weint: schiefe Öhrchen, eingeklemmtes Schwänzchen, einknickende Pfötchen. Ihre blind blinzelnden Äuglein gucken mich sehnsüchtig an.
    Was will ein Hund, der 100 wird? Drei Dinge: Zeit von seinem Menschen, Zärtlichkeit aus streichelnden Händen – und Grillwürstchen. Wenn sich ein Mensch vor seinen Hund kniet, ist das wie eine Umarmung: gelebte Nächstenliebe, gestreichelte Zuneigung, berührtes Glücksempfinden. Ich streichle Ruby mit beiden Händen und ich küsse sie auf ihren Nasenrücken, kraule ihre Öhrchen und murmle ihren Namen. Meine streichelnde Hand scannt ihr Fell und spürt ihren gelebten Körper: Huppel, Warzen, Ausbuchtungen, schlottrige Muskeln und zittrige Zuneigung.
    Streicheln macht glücklich!
    Streicheln ist Kontakt, Vibration, Chemie, Wärme, Geborgenheit, Einswerden.
    Streicheln ist Massage, Yoga, Kitzeln, Anklopfen.
    Nach zehn Minuten ist Ruby ein neuer Hund – länger hält man ihren Drachen-Atem nicht aus. Frauchen ist die Zärtlichste im Rudel. Sie gibt einen neuen Ruby-Befehl aus: »Jedes Rudelmitglied muss Ruby jeden Tag zehn Minuten pflicht-streicheln.« Fünf Menschen sind 50 Minuten lebensverlängernde Zärtlichkeit. Einzige Ausrede: zehn Minuten grillen statt streicheln. Denn: Wurst bedeutet Glück.
    Ruby im Paradies des Schattens
    Sonne. Die Strahlen streicheln, dann stechen sie und dann grillen sie uns. Der Himmel der Hunde ist der Schatten. Ruby döst VOR ihrem Körbchen – es ist zu kuschelig. Ruby hechelt. Ihre Fellbrust pumpt. Die Hitze wird zum Horror.
    Frauchen wird zum Schutzengel: »Wir duschen Ruby sanft und kühl mit dem Gartenschlauch.« Das Rudel stöhnt und nickt. Wir wecken Ruby. Sie blinzelt uns blind an. Die Karawane zieht in den Garten. Frauchen hebt den Schlauch, lächelnd, drohend.
    Ruby zittert: Angst? Ich stehe als Henker am Wasserhahn: duschen oder dösen? Ruby ist alt: Kann ein Kälteschock zum Herzkollaps führen? Anruf bei einem Hundeflüsterer: »Ruby ist zu alt für solche Scherze. Vorsicht vor einem Adrenalinschock. Lieber lebend schwitzen statt zitternd sterben.«
    Das Rudel pilgert zurück in den Schatten unseres kühlen Hauses. Ruby wirkt erleichtert. Sie guckt, ob Wasser im Töpfchen ist. Aber wie soll eine Blinde etwas Durchsichtiges sehen? Trick: Meine Finger wirbeln sprudelnde Wellen – aber Ruby hört ja nichts mehr. Ruby stülpt ihr Näschen ins Nasse: Es schlabbert. Der Sound der kühlen Nässe.
    Der Schatten ist Rubys Paradies. Hunde haben einen Wohlfühlinstinkt. Sie finden ihren Fleck des Glücks. Ruby döst sich glücklich.
    In der Nacht der Fußballtränen (0:1-Niederlage gegen Spanien) träumt Ruby – statt mit dem Rudel den Albtraum zu gucken. Ruby lebt im Hunde-Schland.
    Sieben Glücks-Tipps von Ruby gegen Hunde-Hitze
    Ruby ist ein Löwe. Sie döst 23 Stunden am Tag. Schatten statt Sonne.
    Dösen ist nicht Schlafen. Dösen ist nix tun, um nix sorgen, nix planen.
    Sieben Glücks-Tipps von Ruby gegen die Hunde-Hitze:
    1. Saufen
    Trinken, was man findet, und sich von Trinknäpfen umzingeln lassen. Fünf Liter Wasser oder fünf Flaschen Bier.
    2. Wind suchen
    Alle Fenster aufreißen, alle Türen. Alles öffnen, was Zug
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