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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen
Autoren: Romain Sardou
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Vaters Doktor Gordon gelesen. Aus Neugier.«
    Sheridan runzelte die Stirn.
    »Wie haben Sie davon erfahren?«
    »Nun, ich studiere die Geschichte der großen Mörder für meinen Roman. Natürlich habe ich mich mit den Spezialisten der Disziplin befasst. Und Ihr Vater stand plötzlich ganz oben auf meiner Liste.«
    »Ich verstehe.«
    Sheridan schenkte sich abrupt ein Glas an seiner kleinen Bar ein, ohne dem Professor etwas anzubieten. Franklin seinerseits fühlte sich wie von Blitzen durchzuckt, während er Sheridan beobachtete.
    Er erinnerte sich, wie hartnäckig dieser im April, ganz zu Beginn ihrer Beziehung, immer wieder auf Boz zurückgekommen war. Der Colonel wollte um jeden Preis diese Gestalt in die Ermittlungen einbeziehen. Egal, was Franklin sagte, er wollte ihn davon überzeugen, dass Boz verdächtig war!
    Damals begründete er das mit den Entdeckungen, die Abigail Burroughs in den Romanen des Schriftstellers gemacht hatte. Abigail arbeitete für Boz. Aber wer wenn nicht er selbst hatte dieses Mädchen im Polizeiarchiv eingestellt?
    Selbst der Ort, an dem die vierundzwanzig auf der Baustelle gefunden worden waren, war mit Vorbehalten zu sehen. Er war so gewählt, dass nur die Staatspolizei sich vor dem FBI für zuständig erklären konnte. Damit Stuart Sheridan das Kommando hatte.
    Und als der große Cop von Melanchthon zu Beginn der Treffen zwischen Boz und Frank von den Ermittlungen des FBI ausgeschlossen worden war, hatte Sheridan mit seinen Enthüllungen über die Mitteilungen des Mörders an das FBI nachgelegt. Aber hatte er sie wirklich so bekommen, wie er vorgab? Er wollte vor allem mit allen Mitteln wieder ins Spiel kommen!
    Und schließlich, wenn er wirklich der Komplize war, Boz’ Maulwurf seit Jahren, wie Melanchthon behauptete, welcher der beiden Männer hatte dann beschlossen, einen Literaturprofessor in ihr Abenteuer zu verwickeln?
    »Hey, Franklin, träumen Sie?«, rief Sheridan aus. »Was wollten Sie über meinen Vater wissen?«
    »Ich muss Ihnen gestehen, dass ich seine letzten Theorien ziemlich faszinierend finde, und da ich mich noch immer mit Boz’ Persönlichkeit beschäftige, wenn auch unter rein schriftstellerischem Aspekt, wüsste ich gerne, ob Sie mir noch andere Werke Ihres Vaters leihen könnten. Vergriffene oder unveröffentlichte vielleicht?«
    »Wozu?«
    »Nun … Ich sagte Ihnen bereits, dass ich nicht abgeneigt bin, eine Beziehung zwischen den Thesen des Doktors und der Persönlichkeit von Boz herzustellen. Es gibt eine offensichtliche Seelenverwandtschaft zwischen dem, was Ihr Vater sich ausgedacht hat, und dem, was der Schriftsteller vollbracht hat. Sie können das nicht übersehen haben, auch wenn Sie nie ein Wort davon gesagt haben.«
    Sheridan wiegte den Kopf und senkte seine Handflächen einige Male, um ihm zu bedeuten: »Nun übertreiben Sie mal nicht.«
    »Wissen Sie, ich glaube nicht, dass ich Lust habe, dass mein Vater in diese Geschichte hineingezogen wird«, sagte er dann barsch.
    »Sie machen vielleicht einen Fehler, das wäre eine großartige Geschichte, um seine Theorie zu untermauern und …«
    »Ja, vielleicht … Aber bitte zitieren Sie ihn nicht, ja?«
    Der Ton seiner Stimme war lauter geworden. Er leerte sein Glas und machte sich wieder ans Packen seiner Tasche.
    »Kann ich ihn wenigstens als Hinweis in meinem Buch erwähnen, nur ein paar Worte über ihn sagen?«
    »Nein.«
    »Aber …«
    »Ich habe gesagt, nein!«
    Er verkrampfte die Hände auf seiner alten Tasche.
    »Sie können sich nicht vorstellen, wie sein Leben aussah nach dem Spott, mit dem seine letzten Veröffentlichungen überschüttet wurden. Ich will nicht, dass sich das wiederholt. Vor allem in Zusammenhang mit dem Fall Ben O. Boz, der nun dazu verurteilt ist, Theorie zu bleiben. Und falls sich jemand ansonsten eines Tages zu den Arbeiten meines Vaters äußern sollte, Professor, dann werde ich derjenige sein! Halten Sie sich da raus.«
    Wieder hob er seine Stimme. Frank war sprachlos.
    »Sie haben bemerkt, dass ich meinen Vater im Lauf unserer gemeinsamen Ermittlungen nie erwähnt habe«, beharrte Sheridan. »Niemals. Ich bin sicher, Sie verstehen, weshalb. Meine Familie und ich sind davon überzeugt, dass die Kritiken, mit denen er überschüttet wurde, seiner Gesundheit geschadet und sein Leben verkürzt haben.«
    Frank setzte die harmloseste Miene der Welt auf.
    »Ja, Colonel Sheridan, ich verstehe Sie vollkommen.«

7
    Ein paar Tage später kontaktierte Patricia Franklin, um ihn über
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