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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen
Autoren: Romain Sardou
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ihre Fortschritte bei den Verhandlungen mit der FBI-Führung zu informieren.
    »Die Sache ist noch nicht in trockenen Tüchern«, erklärte sie. »Ich leiste noch Überzeugungsarbeit. Wahrscheinlich werden Sie in den nächsten Tagen zu einer Anhörung einbestellt. Um meinen Fall zu unterstützen.«
    »Sie können auf mich zählen.«
    Melanchthon fügte hinzu, dass sie keinerlei Mitteilung von Boz in ihrer Wohnung in Washington erhalten habe.
    Franklin wiederum mobilisierte seinen ganzen Einfallsreichtum, um über den Fall Sheridan nachzudenken und mögliche Hypothesen zu entwickeln. Es schien plausibel, dass der Cop beschlossen hatte, Boz selbst zu liquidieren, indem er ihn in den Merrimack stürzte. Der Tod der vierundzwanzig und die vernichtende Niederlage des FBI waren die Krönung ihres Werks. Welche Ziele verfolgte der Schriftsteller danach? Wollte er die Wahrheit enthüllen? Sheridan hatte gute Gründe, seinen Helfer aus dem Weg zu räumen.
    Zusammen hatten sie Patrick und Abigail ermordet, sobald die beiden überflüssig und gefährlich geworden waren. Indem er Boz in den Fluten ertränkte, sorgte Sheridan dafür, dass er ungestört triumphierte und für immer straflos ausging.
    Doch er hatte die Rechnung ohne die Post-mortem-Botschaften von Ben O. Boz gemacht. Ob der Autor nun ermordet worden war oder Selbstmord begangen hatte, eines war sicher: Er wusste von seinem bevorstehenden Tod. Das für die Nachrichten gewählte Datum belegte das.
    Franklin wusste genug. Er konnte nicht mehr warten, bis die hohen Tiere des FBI aufwachten und sich einigten. Er mietete ein Auto, nahm seine beiden Waffen an sich und beschloss, nachts in der Nähe von Stuart Sheridans Haus an der Auburn Street Nr. 55 versteckt Posten zu beziehen.
    Der Professor hatte keinerlei Erfahrung mit Beschattungen. In der ersten Nacht stellte er fest, dass ihm ein Nachtsichtgerät mit Vergrößerung fehlte. Er hatte sich zu weit weg postiert, um so das Risiko einer Entdeckung zu verringern.
    Am nächsten Tag stöberte er in einem Geschäft für Möchtegernspione in Concord das gesuchte Gerät auf. Im Schaufenster des Ramschladens erblickte er eine weitere technische Spielerei, die ihm nützlich sein konnte: einen Ortungssender. Man musste ihn nur in eine Jackentasche stecken oder unter einer Fahrzeugkarosserie befestigen und konnte dann seine Position von der Ferne auf einem kleinen Bildschirm verfolgen.
    In der zweiten Nacht schlüpfte er unauffällig in den Innenhof von Sheridans Haus und klemmte den Chip zwischen ein paar Nieten, die den Auspufftopf befestigten. Halbtot vor Angst, aber recht zufrieden mit sich selbst, nahm er sein Versteck wieder ein.
    Franklin wiegte sich in der Überzeugung, er habe an alles gedacht und sei vor Sheridan sicher, doch so vorsichtig er auch war, er bemerkte nie das schwarze Auto, das neun Wagen hinter seinem eigenen parkte. Seit drei Tagen verließ es ihn keine Sekunde mehr.
    Der Professor, der Wache hielt, stand selbst unter Überwachung.

8
    Hin und wieder sah Frank hinter den Fenstern, wie Sheridan mit seinen Jüngsten spielte oder seine Frau umarmte.
    Am vierten Abend war Frank mitten in der Nacht mit über dem Lenkrad gekreuzten Armen halb eingeschlafen, als das Geräusch der sich öffnenden Garagentür von Sheridan ihn aufweckte.
    Der Cop fuhr heraus. Aber nicht mit seinem Oldtimer, sondern mit dem Ford Pick-up mit Allradantrieb, den gewöhnlich seine Frau benutzte. Er fuhr mit ausgeschalteten Scheinwerfern. Franklin beschloss, es ihm gleichzutun und ihm in einigem Abstand zu folgen. Sheridan schaltete das Licht erst ein, als er auf die Penacook Road einbog. Der Professor folgte ihm in gebührendem Abstand und fixierte dabei die beiden roten Rücklichter des Pick-ups.
    Während Franklin aus der Stadt herausfuhr, übermannte ihn das gleiche Gefühl der Verlorenheit, das in der Nacht seiner Ankunft in Durrisdeer von ihm Besitz ergriffen hatte.
    Stuart Sheridan blieb mitten in der Pampa fern aller menschlichen Siedlungen an der Currier Road am Waldrand stehen. Sein Allradfahrzeug erklomm die Straßenböschung und die Scheinwerfer erloschen.
    Franklin tat mehr als hundert Meter weiter weg das Gleiche. Der Halbmond ergoss sein bleiches Licht, doch sein Wagen stand geschützt in einem Schattenfleck.
    Mit einer Taschenlampe bewaffnet löste Sheridan die Plane seines Fahrzeugs, um eine Schaufel daraus hervorzuholen. Dann verschwand er im Wald. Frank ließ in jede Tasche seiner Jacke eine Waffe gleiten und begann
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