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Kein Durcheinander

Kein Durcheinander

Titel: Kein Durcheinander
Autoren: Jules Verne
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Worte mit Mrs. Evangelina Scorbitt… da streckt ihn ein Donnerschlag zu Boden und stürzt seine Tafel um… Er erhebt sich wieder… Er schreibt die beim Umsturz halb ausgelöschte Zahl aufs neue hin… kaum hat er die Ziffern 40,000 vollendet… da ertönt die Klingel zum zweiten Male… Und als er sich wieder an die Arbeit begibt, hat er die drei letzten Nullen der Zahl vergessen, welche den Umfang der Erde angibt!
    Nun sieh, an alledem trug Mrs. Evangelina Scorbitt die Schuld. Hätte sie ihn nicht gestört, so wäre er vielleicht auch von dem Rückschlage jener elektrischen Entladung verschont geblieben! Vielleicht hätte der Donner ihm dann nicht einen jener verwünschten Streiche gespielt, welche hinreichen, die ganze Existenz eines guten, ehrsamen Rechenmeisters in Frage zu stellen!
    Wie tief erschüttert fühlte sich die unglückliche Dame, als J. T. Maston ihr nun mittheilen mußte, unter welchen Umständen sich jener Fehler eingeschlichen hatte!… Ja, sie, sie war die Ursache seines Unglückes!… Durch ihr Verschulden sah J. T. Maston sich entehrt für die langen Jahre, die er noch zu leben hatte, denn in der ehrbaren Vereinigung des Gun-Club pflegte man erst mit hundert Jahren zu sterben.
    Nach diesem Gespräch war J. T. Maston aus dem Hotel im New-Park entflohen und nach der Ballistic-Cottage zurückgekehrt. Hier wanderte er in seinem Arbeitszimmer auf und ab und murmelte für sich:
    »Jetzt bin ich zu nichts mehr nütze in dieser Welt!
    – Nicht einmal, sich endlich zu verheiraten?…« erklang da eine Stimme, welche die Aufregung der Sprechenden zu einer herzzerreißenden machte.
    Mrs. Evangelina Scorbitt war es. Verweint, vernichtet, hatte sie doch nicht umhin gekonnt, J. T. Maston nachzugehen…
    »Lieber Maston!… sagte sie.
    – Nun, meinetwegen, ja!… Aber unter der einen Bedingung, daß ich mich niemals wieder mit der Mathematik abgebe!
    – Bester Freund, ich habe auch ein Härchen drin gefunden!« antwortete die vortreffliche Witwe.
    Und der Schriftführer des Gun-Club machte aus Mrs. Evangelina Scorbitt endlich eine Mrs. J. T. Maston.
    Was die Notiz Alcide Pierdeux’s angeht, so brachte sie dem Ingenieur und in seiner Person auch der »Schule« ein Uebermaß von Ehren und Berühmtheit ein. In alle Sprachen übersetzt, in alle Zeitungen aufgenommen, verbreitete diese einfache Notiz seinen Namen durch die ganze Welt. So traf es sich, daß der Vater der hübschen Provençalin, der ihm die Hand seiner Tochter verweigert hatte, »weil er zu gelehrt wäre«, genannte Notiz im »Petit Marseillais« zu lesen bekam. Nachdem er die hohe Bedeutung derselben dann, sogar ohne fremde Hilfe, begriffen, sendete er, von Gewissensbissen gefoltert und sich eines Besseren besinnend, an den Urheber derselben eine verbindliche Einladung zum Mittagessen.
Einundzwanzigstes Capitel.
Sehr kurz, dafür aber höchst beruhigend für die Zukunft dieser Welt.
    Für später können die Bewohner der Erde ruhig schlafen! Der Präsident Barbicane und der Kapitän Nicholl werden ihr so schmählich gescheitertes Unternehmen nicht wieder aufnehmen. J. T. Maston klügelt nicht wieder über Berechnungen, wenn sie gewiß auch fehlerlos ausfielen. Die Arbeit wäre nutzlos. Die Notiz des Ingenieurs Pierdeux enthielt die Wahrheit. Die Mechanik lehrt, daß es, um eine Veränderung der Achsenlage im Betrage von 23°27’ zu erzielen, einer ganzen Trillion solcher Riesenkanonen bedürfte, wie hier eine einzelne in der Gesteinsmasse des Kilimandjaro hergestellt worden war, – selbst wenn man sich des geheimnißvollen Meli-Melonits zur Ladung bedienen könnte. Zu Obigem wäre aber unser ganzes Sphäroïd – seine Oberfläche überall als solid angenommen – noch zu klein.
    Es scheint also, daß die Bewohner der Erdkugel in Frieden schlummern können. Die Bedingungen, unter denen die Erde sich bewegt, zu verändern, das übersteigt weit die menschlichen Kräfte, es kommt dem Menschen eben nicht zu, an der Ordnung der Dinge, die der Schöpfer für das Weltall festgestellt hat, etwas zu verändern.
     
    Ende .
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