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Kein Durcheinander

Kein Durcheinander

Titel: Kein Durcheinander
Autoren: Jules Verne
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Takoshima (Japan) den darin aufgestellten Tromometer 1 beobachtete, vermochte in jener Gegend nicht die geringste abnorme Bewegung der Erdkruste nachzuweisen.
    In Baltimore hatte sich also gleichfalls nichts gezeigt. Uebrigens war der Himmel gerade bewölkt, und als die Nacht kam, war es unmöglich, zu erkennen, ob die Sterne etwa eine Veränderung ihrer Bewegung zeigten, was ja eine stattgefundene Verlegung der Erdachse bewiesen hätte.
     

    »Feuer!« (S. 174.)
     
    Doch welche Nacht verbrachte J. T. Maston in seinem, aller Welt – natürlich mit Ausnahme der Mrs. Evangelina Scorbitt – unbekannten Verstecke! Er wüthete geradezu, der heißblütige Artillerist. Er vermochte sich gar nicht mehr an einer Stelle zu halten! Wie verlangte es ihn danach, einige Tage älter zu sein, um eine Veränderung der Sonnenbahn wahrnehmen zu können als unbestreitbaren Beweis der gelungenen Operation. Diese Veränderung konnte sich ja erst am frühen Morgen des 23. September zeigen, weil das Tagesgestirn am laufenden Tage sich für alle Punkte der Erde so wie so genau im Osten erhob.
    Am nächsten Morgen erschien die Sonne am Horizonte ganz in der gewöhnlichen Weise.
    Die europäischen Abgesandten standen auf der Terrasse ihres Hotels bei einander. Sie hatten die feinsten Präcisions-Meßinstrumente zur Verfügung und vermochten genau nachzuweisen, ob die Sonne ihre Bahn wirklich in der Ebene des Aequators durchlaufe.
    Damit war aber – nichts, denn wenige Minuten nach ihrem Aufgange neigte sich die Strahlenscheibe bereits ein wenig nach der südlichen Halbkugel zu.
    Ihr scheinbarer Lauf hatte also keine Veränderung erlitten.
    Der Major Donellan und seine Gefährten begrüßten die Himmelsfackel mit begeisterten Hurrahs und bereiteten ihr »ein Entrée«, wie man im Theaterjargon sagt. Der Himmel war jetzt von herrlicher Reinheit, der Horizont befreit von den Dünsten der Nacht, und niemals trat der große Acteur (
sc
. die Sonne) auf schönerer Bühne unter blendenderem Glanze vor einem entzückteren Zuschauerkreise auf.
    »Aufs Haar genau an der Stelle, den die Gesetze der Astronomie vorschreiben! rief Erik Baldenak.
    – Unserer alten Astronomie, bemerkte Boris Karkoff, welche jene Tollhäusler auf den Kopf stellen wollten.
    – Na, sie haben ja die Kosten davon und die Blamage obendrein! setzt Jakob Jansen hin zu, durch dessen Mund ganz Holland zu sprechen schien.
    – Und das arktische Gebiet wird in Ewigkeit unter dem Eispanzer verbleiben, der es jetzt bedeckt! flocht der Professor Jan Harald ein.
    – Hurrah für die Sonne! jubelte der sonst so steifleinene Major Donellan. So wie sie ist, entspricht sie den Bedürfnissen der Erde!
    – Hurrah!… Hurrah!« wiederholten wie aus einem Munde die Vertreter des alten Europa.
    Da warf Dean Toodrink, der bis jetzt ganz stillgeschwiegen, eine sehr wichtige Bemerkung dazwischen.
    »Doch, wenn sie nun noch gar nicht geschossen haben? fragte er.
    – Nicht geschossen?… entgegnete der Major. Gebe der Himmel, daß sie geschossen, noch lieber, zweimal für einmal geschossen haben!«
    Auf Toodrink’s Gedanken kamen zunächst auch J. T. Maston und Mrs. Evangelina Scorbitt; dasselbe fragten sich alle Weisen und alle Schwachköpfe für diesesmal vereinigt durch die zwingende Logik der Sachlage.
    Dasselbe wiederholte sich endlich Alcide Pierdeux, doch mit dem Zusatze:
    »Mögen sie nun losgedonnert haben oder nicht… einerlei! Die Erde hat deshalb nicht aufgehört, um ihre alte wohlgeölte Achse zu walzen und sich wie von Olims Zeiten her zu schaukeln!«
    Bisher wußte man freilich nicht, was am Kilimandjaro geschehen war. Vor Ablauf des Tages kam indeß noch eine Antwort auf diese der ganzen Menschheit am Herzen liegende Frage.
    An die Vereinigten Staaten traf ein Kabel-Telegramm ein, gesendet von dem Consulat in Zanzibar durch Richard W. Trust und folgenden Wortlautes:
     
    Zanzibar, 23. September,
    7 Uhr 25 Minuten Morgens.
     
    »An den Staatsminister John S. Wright.
     
    Schuß gestern Nacht genau um zwölf Uhr abgefeuert aus dem in den südlichen Ausläufer des Kilimandjaro angelegten Rohre. Projectil mit entsetzlichem Pfeifen vorübergejagt. Furchtbare Detonation. Provinz durch Windhose zerstört. Meer aufgewühlt bis zum Canal von Mozambique. Zahlreiche Schiffe gescheitert und an die Küste geworfen. Flecken und Dörfer vernichtet. Sonst geht Alles gut.
    Richard W. Trust.«
     
    Jawohl, es ging Alles gut, weil sich nichts geändert hatte im Zustande der Dinge, abgesehen von
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