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Kein Durcheinander

Kein Durcheinander

Titel: Kein Durcheinander
Autoren: Jules Verne
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aber wohnt noch das Geheimniß, das unerfüllbare Desideratum der Kartographen, und bis heute weiß Niemand, ob es Länder oder Meere sind, welche die unüberwindlichen Eismassen des Nordpols auf dem Raume von sechs Breitengraden um diesen verbergen.
    Da hatte im Jahre 189. die Regierung der Vereinigten Staaten den sehr unerwarteten Gedanken, die gerichtliche Versteigerung jener noch unentdeckten circumpolaren Gebiete in Vorschlag zu bringen –
     

    »O, Herr Maston, erlauben Sie mir dem zu widersprechen…« (S. 6.)
     
    Gebiete, für welche sich eine amerikanische Gesellschaft, die sich in der Aussicht, jene arktische Kappe der Erdkugel zu erwerben, gebildet hatte, um die Zutheilung bewarb.
    Seit einigen Jahren hatte zwar die Berliner Conferenz ein Specialgesetz erlassen zum Besten der Großmächte, welche sich unter dem Vorwande der Colonisation oder der Eröffnung von Handelsverbindungen das Besitzthum Anderer anzueignen wünschten;
     

    Die Gesellschaft braucht nichts als das Recht des ersten Besitzergreifers geltend zu machen. (S. 12.)
     
    allem Anscheine nach erlitt dieses Gesetz aber unter vorliegenden Verhältnissen – da das Polargebiet ja noch unbewohnt war – keine Anwendung. Obwohl nun, was Niemandes Eigenthum ist, ebenso aller Welt gehört, so wollte die neue Gesellschaft doch keineswegs etwas »nehmen«, sondern es »erwerben«, um etwaigen späteren Einsprüchen aus dem Wege zu gehen.
    In den Vereinigten Staaten kann es kein so kühnes, sogar kaum durchführbares Project geben, das nicht Leute fände, ihm praktische Seiten abzugewinnen und die Geldmittel zu seiner Inangriffnahme aufzubringen. Das hatte sich ja schon verschiedene Jahre früher bewahrheitet, als es der Gun-Club in Baltimore unternahm, ein Geschoß nach dem – Monde zu entsenden, in der Hoffnung, eine directe Verbindung mit unserm Satelliten zu eröffnen. Oder waren es nicht unternehmungslustige Yankees, welche die ungeheuren, zu diesem interessanten Versuche benöthigten Summen lieferten? Und wenn derselbe ausgeführt wurde, verdankte man das nicht zwei Mitgliedern genannten Clubs, welche es wagten, den Gefahren dieses übermenschlichen Unterfangens zu trotzen?
    Mag ein Lesseps eines Tages vorschlagen, einen breiten Canal quer durch Europa und Asien, vom Atlantischen Ocean bis zum Chinesischen Meere auszuheben – mag ein findiger Brunnengräber empfehlen, die Erde zu durchbohren, um bis zu den in Schmelzfluß befindlichen Silicatschichten einzudringen und aus diesen am Herde des Centralfeuers zu schöpfen – mag ein unternehmender Elektriker die auf der Erdoberfläche verstreuten Stromschlingen einfangen wollen, um sie zur unerschöpflichen Licht-und Wärmequelle umzuformen – mag ein weitsichtiger Ingenieur den Gedanken ausbrüten, den lästigen Ueberschuß der Sommertemperatur in ungeheuren Sammelgefäßen aufzuspeichern, um diesen im Winter an die von Frost heimgesuchten Gegenden wieder abzugeben – mag ein phantasiereicher Hydrauliker die lebendige Kraft der Gezeiten auszunutzen versuchen, um nach Belieben Wärme oder Arbeit zu erzeugen – ob sich nun anonyme Gesellschaften oder Commanditgesellschaften zusammenthun, um hundert weitfliegende Pläne dieser Art auszuführen – immer werden es Amerikaner sein, die man unter den Subscribenten obenan findet, und Ströme von Dollars werden sich ebenso in die Gesellschaftscassen ergießen, wie die großen Wasserläufe Nordamerikas sich im Busen der Oceane verlieren.
    Es scheint demnach sehr natürlich, daß eine hochgradige Erregung entstand, als sich die – mindestens seltsame Neuigkeit – verbreitete, daß die arktischen Länderstrecken unter den Hammer kommen und dem letzten Bieter zugeschlagen werden sollten. In der Aussicht auf diese Erwerbung hatte man eine öffentliche Subscription vermieden, da die nöthigen Capitalien schon zur Hand waren. Das wollte man der Zukunft anheimgeben, wenn es sich um die Ausnutzung jener Gebiete handelte, nachdem dieselben in das Eigenthum der neuen Erwerber übergegangen waren.
    Die arktischen Gebiete »ausnutzen!« Wahrlich, eine solche Idee konnte nur in den Schädeln von Narren keimen!
    Und doch bestand dieser Plan in vollem Ernste.
    In der That wurde ein Schriftstück an die Zeitungen beider Halbkugeln, an die Europas, Afrikas, Oceaniens, Asiens und selbstverständlich auch Amerikas eingesendet. Sein Inhalt lief darauf hinaus, eine Enquête wegen des
pro
und
contra
seitens der Betheiligten zusammenzurufen. Der New-York Herald brachte
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