Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Durcheinander

Kein Durcheinander

Titel: Kein Durcheinander
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Gesellschaft nichts weiter als das Recht des ersten Besitzergreifers geltend zu machen brauche, indem sie sich in dem Gebiete festsetzte, das jetzt erst zum Verkauf gestellt wurde. Hierin lag aber wieder die eigenthümliche Schwierigkeit, daß dem Menschen bis heute der Zugang zum Pole selbst versagt schien. Auch wollten die Concessionäre, wenn die Vereinigten Staaten das betreffende Gebiet erwerben sollten, einen regelrechten Contract haben, damit ihnen später Niemand ihr Anrecht streitig machen könnte. Es wäre unrecht gewesen, sie deshalb zu tadeln. Sie gingen mit Klugheit vor, und wenn es sich darum handelt, Verbindlichkeiten in einer Sache wie diese zu übernehmen, kann man sich gar nicht genug durch gesetzliche Maßregeln sicherstellen.
    Uebrigens enthielt das Document eine Clausel, welche zukünftigen Besitzstörungen wehren sollte. Diese Clausel sollte Anlaß zu einander sehr widersprechenden Auslegungen geben, denn ihr richtiger Sinn entging auch mehrfach den scharfsinnigsten Geistern. Es war das die letzte; sie stellte fest, daß »das Eigenthumsrecht nie hinfällig werden könne, selbst nicht in dem Falle, daß in den geographischen oder meteorologischen Verhältnissen der Erde Veränderungen – irgend welcher Art – eintreten sollten«.
    Was bedeutete dieser Satz? Welchen Eventualitäten sollte er vorbeugen? Wie konnte die Erde jemals einer Veränderung unterliegen, welche die Geographie oder die Meteorologie in Mitleidenschaft zog – vor allem, was die zur Versteigerung gestellten Gebiete betraf?
    »Offenbar muß hier etwas darunter stecken!« meinten die klugen Leute.
    Den Auslegungsgelüsten war also ein breiter Raum gegeben, und dieser Umstand reizte ebenso den Scharfsinn der Einen wie die Neugier der Andern.
    Eine Zeitung, der »Ledger« von Philadelphia, brachte zuerst folgende kurzweilige Notiz:
    »Zweifelsohne haben gelehrte Berechnungen den zukünftigen Erwerbern der arktischen Gegenden die Gewißheit gegeben, daß ein Komet mit hartem Kern in der nächsten Zeit mit der Erde, und zwar so zusammenstoßen werde, daß der Stoß die geographischen und meteorologischen Veränderungen herbeiführen muß, mit denen sich die in Rede stehende Clausel schon im Voraus beschäftigt.«
    Dieser Satz erscheint etwas langgezogen, wie es ja jeder Satz sein muß, der sich als wissenschaftlich ausgibt, aber er erklärte leider nichts. Uebrigens konnten ernsthafte Leute die Wahrscheinlichkeit des Zusammenstoßes mit einem derartigen Kometen nicht zugeben. Jedenfalls war nicht anzunehmen, daß die Concessionäre sich mit einem so zweifelhaften kosmischen Ereigniß beschäftigt hätten.
    »Sollte die neue Gesellschaft – sagte das »Delta« von New-Orleans – etwa auf den Gedanken gekommen sein, daß das Fortschreiten der Nachtgleichen jemals Veränderungen bewirken werde, welche der Ausbeutung ihrer Gebiete günstig sein könnten?«
    »Und warum nicht – ließ sich der »Hamburger Correspondent« vernehmen – da diese Bewegung die Achse unseres Sphäroïds beeinflußt?«
    »Gewiß – erwiderte die »Revue Scientifique« von Paris –. Hat Adhémar in seinem Werke »Die Revolution des Meeres« es nicht ausgesprochen, daß das Fortschreiten der Nachtgleichen in Verbindung mit der säcularen Bewegung der Achse der Erdkugel nach langem Zeitraume eine Veränderung der Mitteltemperatur verschiedener Punkte der Erde und ebenso der an beiden Polen angehäuften Eismassen bedingen müsse?«
    »Das steht noch nicht fest – erwiderte die »Edinburgh Revue« –, und selbst wenn es der Fall wäre, so bedarf es mindestens einer Zeit von zwölftausend Jahren, bis die Vega in Folge jener Erscheinungen unser Polarstern werden und die Verhältnisse der arktischen Gebiete sich in klimatischer Hinsicht verändern könnten.«
    »Sehr schön – meinte dazu das Kopenhagener »Dagblad« – nach zwölftausend Jahren wird es Zeit sein, Geld in die Sache zu stecken. Vor diesem Zeitpunkte aber eine einzige »Krone« daran wagen? Niemals!«

    Selbst zugegeben, daß die »Revue Scientifique« mit ihrem Adhémar Recht hatte, war es doch sehr unwahrscheinlich, daß die »
North Polar Practical Association
« jemals auf diese durch das Fortschreiten der Nachtgleichen bedingten Veränderungen gerechnet hätte.
    In Wahrheit wußte noch kein Mensch, was diese Clausel des berühmten Schriftstückes eigentlich bedeutete, ebenso wenig, auf welche kosmische Umwälzung in der Zukunft dieselbe hinzielte.
    Um das zu erfahren, hätte es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher