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Kein Durcheinander

Kein Durcheinander

Titel: Kein Durcheinander
Autoren: Jules Verne
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widersetzen könne.
    Die Staaten, deren Ansprüche als Grenznachbarn – wenn auch als indirecte – nicht zu bestreiten schienen, waren der Zahl nach sechs: Amerika, England, Dänemark, Schweden und Norwegen, Holland und Rußland. Doch auch andere Staaten konnten wohl noch die Entdeckungen ihrer Seeleute und Reisenden ins Feld führen.
    So hätte Frankreich interveniren können, weil einige seiner Söhne an den zur Erforschung der circumpolaren Gebiete entsendeten Expeditionen theilgenommen hatten. Hier wäre zum Beispiel der muthige Bellot zu erwähnen, der 1853 in der Nähe der Insel Beechey seinen Tod fand, und zwar bei der Fahrt des »Phönix«, der zur Aufsuchung John Franklin’s ausgesendet war. Auch Dr. Octave Parry ist nicht zu vergessen, der während des Aufenthaltes Greely’s am Fort Conger 1884 nahe dem Cap Sabine seinem Eifer zum Opfer fiel. Ebenso ist die Expedition, welche Charles Martins, Marmier, Bravais und deren wackere Begleiter 1834 bis 1839 bis in die Meere von Spitzbergen geführt hatte, wenn man gerecht sein will, auch zu erwähnen. Trotzdem dachte Frankreich nicht daran, sich in dieses mehr industrielle als wissenschaftliche Unternehmen einzumischen, und gab seinen Antheil an diesem Polarbesitz, an dem sich die anderen Mächte die Zähne ausbeißen mochten, bedingungslos auf. Vielleicht hatte es damit Recht und that wohl daran.
    Was Deutschland anging, besaß dieses auf der Seite seiner Activen schon seit 1671 die Polarfahrt des Hamburgers Friedrich Martens nach Spitzbergen, und 1860 bis 1870 die von Karl Koldewey und Hegemann geführten Expeditionen der »Germania« und der »Hansa«, welche längs der Küste von Grönland bis zum Cap Bismarck vordrangen.
     

    Das Document war nach der Redaction des »New-York Herald« gebracht worden. (S. 14.)
     
    Trotz dieser vorausgegangenen glänzenden Entdeckungen glaubte das Deutsche Reich doch nicht, sich durch ein Stück Land am Nordpole vergrößern zu sollen.
    Dasselbe war der Fall bezüglich Oesterreich-Ungarns, obgleich dieses eigentlich schon Besitzer des im Norden der sibirischen Küste gelegenen Franz Joseph-Landes war.
    Italien, welches kein Recht zu einer Intervention hatte, intervenirte nicht – so unglaublich das auch auf den ersten Blick scheinen mag.
    Nun gab es zwar noch die Samojeden Nordsibiriens, die Eskimos, welche vorzugsweise in den hochnördlichen Gebieten Amerikas hausen, die Eingeborenen von Grönland, Labrador, dem Bassins-Archipel und der zwischen Asien und Amerika sich hinstreckenden Alëuten-Inselgruppe, und endlich noch die Stämme, welche unter dem Sammelnamen der Tschuktschen das früher russische, seit 1867 amerikanisch gewordene Alaska bewohnen. Diesen kleinen Völkerschaften – den eigentlichen Eingeborenen, den unbestreitbaren Autochthonen der nördlichsten Länder – sollte bei dieser Angelegenheit keine Stimme eingeräumt werden. Wie hätten diese armen Teufel ein, wenn auch noch so kleines Gebot bei dem durch die »
North Polar Practical Association
« angeregten Verkaufe thun können? Und womit hätten die armen Leute wohl bezahlt? Mit Muscheln, mit Wallroßzähnen oder mit Thran? – Immerhin hatten sie doch, kraft des Rechtes des ersten Besitzergreifenden, einen gewissen Anspruch auf das Gebiet, welches zur Versteigerung gelangen sollte. Aber Eskimos, Tschuktschen, Samojeden… die fragte man einfach gar nicht!
    So geht es einmal in der Welt!
Fußnoten
    1 Da eine Seemeile 1855·1 Meter lang ist, entspricht diese Fläche etwas über 108 Millionen Hektaren, d. h. etwas über 1·9 mal so viel wie das Deutsche Reich umfaßt.
Zweites Capitel.
Worin die englischen, holländischen, schwedischen, dänischen und russischen Abgesandten sich dem Leser vorstellen.
    Das Document verdiente eine Antwort. Erwarb die neue Gesellschaft jene hochnördlichen Gebiete, so gingen dieselben damit in den endgiltigen Besitz Amerikas, oder richtiger, der Vereinigten Staaten über, deren lebenskräftiger Bund sich unaufhörlich zu vergrößern strebt. Bereits seit einer Reihe von Jahren hatte die Abtretung des nordwestlichen Theiles Amerikas von der nördlichen Cordillere bis zur Behringsstraße seitens Rußlands jenen ein hübsches Stück der Neuen Welt hinzugefügt. Es war demnach zu vermuthen, daß die anderen Mächte diese Annexion der arktischen Gebiete durch die Bundesrepublik nicht eben gerne sehen würden.
    Dennoch standen, wie erwähnt, die Staaten Europas und Asiens davon ab, sich an dieser eigenthümlichen Auction zu
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