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Kein Durcheinander

Kein Durcheinander

Titel: Kein Durcheinander
Autoren: Jules Verne
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aufzuklären.
    Die betreffende Notiz lautete folgendermaßen:
    »Allgemein bekannt geworden ist das negative Resultat jenes Unternehmens, welches die Schaffung einer neuen Erdachse zum Ziele hatte. Die Berechnungen J. T. Maston’s hätten, da sie auf richtiger Grundlage beruhten, gewiß die geplante Wirkung gehabt, wenn sie nicht in Folge einer unerklärlichen Zerstreutheit schon von Anfang an mit einem Fehler behaftet gewesen wären.
    Als der mit Recht berühmte Schriftführer des Gun-Club nämlich den Umfang des Erdsphäroïds als Basis annahm, hat er diesen in seine Rechnung mit vierzigtausend Metern , statt mit vierzigtausend Kilometern eingesetzt – was die Lösung des Problems von vornherein vereiteln mußte.
    Wie konnte ein solcher Irrthum aufkommen?… Wer hatte denselben verschuldet?… Wie war es einem so hervorragenden Rechenmeister möglich, ihn zu begehen?… Hierüber verliert man sich in ganz unbegründbare Muthmaßungen.
    Gewiß ist indeß das Eine, daß das Problem einer Veränderung der Erdachse, da es correct aufgestellt war, ebenso sicher hätte gelöst werden müssen. Die Auslassung von drei Nullen hat am schließlichen Resultat aber einen Fehler um zwölf Nullen zur Folge gehabt.
    Nicht einer, das 27 Cm.-Geschütz um das einmillionenfache übertreffenden Kanone, sondern einer Trillion solcher Kanonen hätte es bedurft, und diese mußten eine Trillion Geschosse von je hundertachtzigtausend Tonnen Gewicht hinausschleudern, wenn der Pol um 23°27’ verlegt werden sollte, immer noch vorausgesetzt, daß der Meli-Melonit die Explosivkraft wirklich besaß, welche der Kapitän Nicholl ihm zuschrieb.
    In Summa, der vereinzelte Schuß bei den Bedingungen und Verhältnissen, unter welchen derselbe am Kilimandjaro abgefeuert worden ist, hat den Pol nur um drei Mikrons (drei Tausendtheile eines Millimeters) verschoben und das Niveau der Meere nur um einen Höchstbetrag von neun Tausendtel eines Mikrons verändert!
    Was das Projectil angeht, so gehört dieses jetzt als ein neuer, ganz kleiner Nebenplanet unserem Systeme an, in welchem es durch die Anziehung der Sonne und der Erde selbst zurückgehalten wird.
    Alcide Pierdeux.«
     
    Es war also eine Zerstreutheit J. T. Maston’s, ein Fehler von drei Nullen im Anfang seiner Berechnungen, welche jenes für die neue Gesellschaft so beschämende Resultat gezeitigt hatte.
    Wenn seine Collegen im Gun-Club aber gegen ihn wütheten, ihn mit ihren Verwünschungen überhäuften, so trat dafür in der öffentlichen Meinung ein Umschwung zu Gunsten des armen Mannes ein. Alles in Allem war es jener Schnitzer, der so viel Unheil angerichtet, oder vielmehr so viel Segen gebracht hatte, da er der Welt eine der entsetzlichsten Katastrophen ersparte. »Kein Durcheinander!« – – – – Als Folge hiervon strömten von allen Seiten Glückwünsche auf ihn ein, mit Millionen von Briefen, welche J. T. Maston feierten, weil er sich – um drei Nullen geirrt hatte!
    J. T. Maston selbst freilich, der jetzt knurriger und sauertöpfiger als je war, wollte von dem gewaltigen Hurrah, das die ganze Welt ihm zu Ehren ausbrachte, nichts wissen. Der Präsident Barbicane, der Kapitän Nicholl, Tom Hunter mit den Stelzbeinen, der Oberst Bloomberry, der immer hüpfende Bilsby und deren Collegen würden ihm doch niemals verzeihen können….
    Zum Glück blieb ihm noch Mrs. Evangelina Scorbitt. Diese vortreffliche Dame konnte kein Hühnchen mit ihm zu rupfen haben.
    Vor Allem begann J. T. Maston seine Rechnungen noch einmal durchzusehen, überzeugt, daß er eines so groben Fehlers nicht fähig gewesen sei.
    Und doch war es an dem! Der Ingenieur Alcide Pierdeux hatte sich nicht getäuscht. Daher kam es, daß dieser Originalbursche, als er im letzten Augenblicke jenen Fehler herausgefunden, wo ihm die Zeit mangelte, seine Mitmenschen zu beruhigen, inmitten der allgemeinen Todesangst eine so vollkommene Ruhe bewahrte. Daher kam es, daß er in der Stunde, wo der Riesenschuß vom Kilimandjaro hinausdonnerte, einen Toast auf die Alte-Welt ausbrachte.
    Ja! Drei Nullen vergessen bei der Messung des Erdumfangs!…
    Plötzlich dämmerte in J. T. Maston eine Erinnerung auf. Es war ganz zu Anfang seiner Arbeit, als er sich in sein Arbeitszimmer in der Ballistic-Cottage eingeschlossen. Er hatte die Zahl 40,000,000 ganz richtig auf die schwarze Tafel niedergeschrieben.
    In demselben Augenblicke rasselte die Rufglocke des Telephons. J. T. Maston begab sich nach der Schallplatte… er wechselte einige
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