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Kein Durcheinander

Kein Durcheinander

Titel: Kein Durcheinander
Autoren: Jules Verne
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Durchfahrt gesucht, um die Reiselinie zwischen den beiden Continenten abzukürzen.
    Alles in Allem schien es aber dennoch, daß die Amerikaner am meisten dabei interessirt wären, Eigenthümer jenes unzugänglichen Punktes der Erdkugel zu werden. Auch sie hatten öfters versucht, ihn zu erreichen, und zwar gelegentlich der opferfreudigen Versuche Grinnel’s, Kane’s, Hayes’, Greely’s, de Long’s und anderer kühner Seefahrer, welche das Schicksal des verschollenen John Franklin aufzuklären strebten. Sie auch konnten die geographische Lage ihres Landes ins Treffen führen, da sich dasselbe jenseit des Polarkreises von der Behringsstraße bis zur Hudsonbay ausdehnt. Alle jene Länder, alle jene Inseln, wie Wollaston, Prince Albert, Victoria, König Wilhelm, Melville, Cockburne, Banks, Bassin, ohne die Tausende von Eilanden dieses Archipels zu rechnen, bildeten ja gewissermaßen Verbindungsstücke, welche sich an den vierundachtzigsten Breitengrad anlehnten. Und wenn der Pol sich durch eine fast ununterbrochene Linie von Landmassen einem der großen Festländer des Erdballes anfügt, so ist das gewiß weit mehr bezüglich Amerikas, als bezüglich der Fortsetzungen Europas oder Asiens der Fall. Danach erscheint es ganz natürlich, daß der Vorschlag, denselben zu Gunsten einer amerikanischen Gesellschaft rechtskräftig zu erwerben, von der Bundesregierung ausging, und wenn überhaupt ein Staat die mindest bestreitbaren Ansprüche auf den Besitz des Polargebietes hatte, so waren es sicherlich die Vereinigten Staaten von Amerika.
    Immerhin muß anerkannt werden, daß das Vereinigte Königreich, welches Canada und Englisch-Columbia besaß, dessen zahlreiche Seefahrer sich bei ihren Polarexpeditionen hervorragend ausgezeichnet hatten, ebenfalls sehr triftige Ursache hatte, diesen Theil der Erdkugel seinem ausgedehnten Colonialbesitz einzufügen. Die Zeitungen des Landes behandelten diesen Gegenstand ebenso ausführlich wie leidenschaftlich.
    »Ja wohl,« ließ der große englische Geograph Kliptringan seine Stimme in einem Aufsehen erregenden Artikel der »Times« vernehmen, ja wohl, die Schweden, die Dänen, die Holländer, die Russen und die Amerikaner mögen ihre Anrechte ins Treffen führen, England wird aber, ohne sich ins Gesicht zu schlagen, auf der Erwerbung jener Gebiete bestehen müssen. Der nördliche Theil des Neuen Continents gehört ihm ja schon. Die Länder und Inseln, welche denselben bilden, sind durch seine Entdecker erworben worden, und zwar seit Willouphi, der 1739 Spitzbergen und Nowaja Semlja besuchte, bis auf Mac Clure, dessen Schiff 1853 die nordwestliche Durchfahrt erzwang.«
    »Und dann, erklärte der »Standart« durch die Feder des Admirals Fize, waren Frobisher, Davis, Hall, Weymouth, Hudson, Bassin, Cook, Roß, Parry, Berchey, Belcher, Franklin, Mulgrave, Scoresby, Mac Clintock, Kennedy, Nares, Collinson, Archer u. A. m. angelsächsischen Stammes, und welches Land hätte also gerechtere Ansprüche auf jenen Theil der arktischen Gegenden, den diese Seefahrer noch nicht hatten erreichen können?«
    »Zugegeben, erwiderte der »Courrier de San-Jago« (Californien), doch betrachten wir die Angelegenheit im rechten Lichte, und da es sich zwischen den Vereinigten Staaten und England im Grunde um eine Frage der Eigenliebe handelt, so müssen wir erklären: Wenn der Engländer Markham, Theilnehmer des Zuges des Lieutenants Nares, bis 83°20’ nödlicher Breite vordrang, so haben die Amerikaner Lockwood und Brainard, von der Expedition Greely’s, ihn um fünfzehn Bogenminuten überboten, indem sie das Sternenbanner der Union auf 83°35’ entfalteten. Ihnen kommt demnach die Ehre zu, dem Nordpole am allernächsten gewesen zu sein.«
    So gestalteten sich in dieser Streitfrage Angriff und Abwehr.
     

    Der muthige Bellot, gestorben 1853. (S. 16.)
     
    Zählt man die Reihe der Seefahrer und Forschungsreisenden auf, welche sich in die unwirthlichen arktischen Regionen wagten, so verdienen auch der Venetianer Cabot – 1490 – und der Portugiese Cortereal – 1500 – genannt zu werden, welche Grönland und Labrador entdeckten. Doch weder Italien noch Portugal war es in den Sinn gekommen, sich an der Versteigerung zu betheiligen, und machten sie sich um den Staat, der den Zuschlag erhalten würde, keinerlei Kopfzerbrechen.
    Es ließ sich schon voraussehen, daß der bevorstehende Kampf sehr lebhaft mit Dollars-und Pfund-Sterlingssalven nur von England und Amerika ausgefochten werden würde.
    Auf den
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