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Katja Henkelpott 3 - Katja Henkelpott kommt in die Schule

Katja Henkelpott 3 - Katja Henkelpott kommt in die Schule

Titel: Katja Henkelpott 3 - Katja Henkelpott kommt in die Schule
Autoren: Helmut Sakowski
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lassen. Deshalb gibt es Dinos nur noch auf Kassette oder als niedliche Kuscheltiere, mit denen man fertig wird, oder als winzige Hustenbonbons, die man gerne schluckt.«
    Der Igel konnte überleben, weil er sich mit seinen Stacheln gut entwickelt hat. Und weil er so schlau ist, dass er andere Tiere überlistet. Jedes Kind weiß von den Gebrüdern Grimm, dass der Igel den angeberischen Hasen reingelegt und den Wettlauf gewonnen hat, weil er sich mit seiner Frau abgesprochen hatte, die genauso aussah wie ihr Mann, und am anderen Ende der Furche saß und gerufen hat: »Ich bin schon da!«
    Wenn dieser kleine Räuber mit seinem nadelspitzen Gebiss nicht genügend für die hungrige Kinderschar erjagen kann, dann führt er sie in der Dämmerung auf den Hof meiner Großmutter Habenicht, um nach Futterresten zu suchen, die Zottel oder Moritz übrig gelassen haben. Er ist so frech, dass er mit allen vieren in die Futternäpfe tritt und damit herumklappert. Dabei verschüttet oder verstreut er manches, deshalb nennt man ihn auch den Schweinigel.
    Es gibt noch einen Beweis für die Klugheit des Tieres. Meine Großmutter sagt, der Igel kann zwischen einem harten Apfel und einem mürben unterscheiden. »Im Spätsommer, wenn der Sturm an den Zweigen der Bäume herumzerrt, verliert mancher Apfelbaum vor Schreck seine Früchte. Und wenn der Igel wieder nicht genügend Nahrung erjagen konnte und in der Dämmerung auf meinem Hof nichts gefunden hat, dann läuft er in den Garten und macht dort die Stachelprobe.«
    Das ist nicht gesponnen. Meine Oma hat es mit eigenen Augen gesehen. Er wälzt sich unter den Bäumen, und nur ein mürber Apfel bleibt auf seinen Stacheln hängen. Den kann er getrost nach Hause tragen.

    Und einmal, nicht weit von ihrer Kate, am Waldesrand, hat meine Großmutter einen furchtbaren Kampf zwischen Kreuzotter und Igel mit angesehen.
    Wer weiß denn, weshalb sich die beiden ungleichen Tiere ins Gehege gekommen waren. Und mit einem Trick wie beim Wettlauf mit dem Hasen hatte sich der Igel auch nicht retten können, denn seine Frau ist nicht in der Nähe gewesen. Er war mutterseelenallein.
    Er rollte sich zu einer stacheligen Kugel zusammen. Die Kreuzotter war blind vor Wut, schlängelte sich und warf sich immer wieder auf den Igel, bis sie so schwer verletzt von den Stacheln war, dass sie ermattete. Da hat ihr der Igel mit dem Raubtiergebiss endlich den Garaus gemacht.
    »Und was können wir daraus lernen?«, fragte meine Großmutter Habenicht. »Zeig deine Stacheln, wenn du angegriffen wirst! Aber hüte dich vor dem Jähzorn, sonst wirst du den Kürzeren ziehen.«

Als meine kleine Oma zur Schule ging

    Meine Großmutter Habenicht kann Geschichten von früher erzählen, die stehen in keinem Lesebuch.
    Als meine Oma so alt gewesen ist, wie ich heute bin, durfte sie richtige Schuhe nur am Sonntag tragen, weil es sonst in der Kirche zu laut geklappert hätte. An den Wochentagen musste sie in Holzpantinen herumlaufen.
    Wenn sie im Sommer schwitzte, hat sie die Dinger von den Füßen geschleudert und ist barfuß durchs Gras gegangen.
    Und winters, bei starkem Frost, hat ihr dann der Vater dicken Draht unter die Pantinen genagelt. Damit konnte sie über den gefrorenen Weiher schlittern, beinahe so gut wie mit echten Schlittschuhen, die für arme Leute zu teuer waren.
    Und natürlich ist sie, wie alle anderen, auch mit hölzernen Latschen in die Schule gegangen. Deshalb wurde die Dorfschule von den Stadtleuten das »Holzpantoffel-Gymnasium« geschimpft.

    Heute müssen die Kinder ihre teuren Anoraks vor dem Klassenzimmer an einen Nagel hängen. Damals musste meine kleine Oma die Pantinen auf dem Flur stehen lassen. Der Unterricht fand in Socken statt.
    Das finde ich gemütlich. Und ich kann mir vorstellen, wie sich die Kinder nach der Stunde hin und her schubsten, bis jeder die richtigen Holzlatschen gefunden hatte, und welchen Krach es machte, wenn sie aus dem Hause stürmten.
    Meine Großmutter sagte: »Damals war die Einschulung für die Eltern kein Problem. Teure Ranzen wurden gar nicht verkauft. Blitzende Rücklichter und anderer Firlefanz brauchten daran nicht befestigt zu werden, weil es auf dem Dorf keinen Straßenverkehr gab. Die Ochsenoder Pferdegespanne rumpelten im Schritttempo und man musste höchstens aufpassen, dass man mit den Pantinen nicht in einem Kuhfladen hängen blieb.«
    Großmutter erzählte: »Schreibhefte, Kugelschreiber, Radiergummis und solche Sachen brauchten wir nicht mitzuschleppen. Wir
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