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Katja Henkelpott 3 - Katja Henkelpott kommt in die Schule

Katja Henkelpott 3 - Katja Henkelpott kommt in die Schule

Titel: Katja Henkelpott 3 - Katja Henkelpott kommt in die Schule
Autoren: Helmut Sakowski
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hatten eine Schiefertafel mit eingeprägten Linien, einen Griffel, mit dem wir die Buchstaben einritzten, und was misslungen war, konnte mit einem Schwamm, der an der Tafel baumelte, ganz einfach weggewischt werden.«
    Meine Oma erzählte so schön, dass ich traurig wurde, weil die Schiefertafeln ausgestorben wie die Dinosaurier sind.
    Ich sagte: »Vor dem Holzpantoffel-Gymnasium hätte ich keine Angst.«
    Meine Oma sagte: »Vier Klassenstufen, dreißig Kinder, in einem einzigen Raum. Das stell dir nicht so einfach vor. Die einen dürfen reden, die anderen müssen schweigen. Vorn sitzen die Kleinen. Der Lehrer malt ihnen vor, wie sie das A auf die Schiefertafel krakeln müssen. Vier Reihen will er davon sehen. Und schon kontrolliert er bei der zweiten Gruppe, wie die Hausaufgaben in Mathe ausgefallen sind. Er zieht jedem die Ohren lang, der sich verrechnet hat. Die Älteren fragt er in Naturkunde ab: >Was wisst ihr über die Kuh?<
    >Die Kuh hat ein blödes Auge, Herr Lehrer.<
    So was Dummes haben wir damals hersagen müssen.
    Zuletzt gibt es Erdkunde für die Großen.
    >Der Umfang der Weltkugel beträgt fünftausendvierhundert Meilen, aber man kann nicht darauf herumgehen, weil der größte Teil der Oberfläche aus salzigem Wasser besteht, welches man die Weltmeere nennt.<
    Genau so hat es in meinem zerfledderten Schulbuch gestanden.«
    Aber stimmt es denn auch?
    Meine Oma sprach: »Kein Mensch rechnet bei uns noch nach Meilen. Du kannst dich freuen, Katja Henkelpott. Heutzutage sind die Schulbücher leicht zu verstehen und bunt bebildert, und es stehen wunderschöne Geschichten drin.«
    Aber erst muss ich lesen lernen.
    »Ohne Fleiß«, sagt meine Oma, »kein Preis.«

Wie groß ist die Welt?

    Mein Vater hatte wieder kein Glück auf dem Arbeitsmarkt. Die Stelle, weit weg von Rostock, war schon besetzt. Und gekriegt hat sie ein Mann, der nicht besser als mein Vater war, aber kein Doktor vom Maschinenbau ist und deshalb weniger kostet.
    Nun haben die Eltern angerufen, ob ich noch ein paar Tage in Pälitzhof bleiben kann. Meine Großmutter hat Ja gesagt und ich bin ihr an den Hals gesprungen vor lauter Freude.
    Ich hab schon erzählt, dass ein paar hundert Meter hinter Großmutters Kate der Wald steht, und darüber fängt der Himmel an, der überhaupt kein Ende hat. Das sieht man am besten im Dunkeln, wenn die Sterne zwinkern.
    Mein Vater sagt, das Weltall wäre unendlich. Ich kann mir das nicht vorstellen. Aber Bäumchen ist noch dümmer. Sie hat den Himmel niemals gesehen. Sie muss in einer Stube leben, die bei Parisiusens größer als bei meinen Eltern ist, und in Pälitzhof ist sie am kleinsten. Vier mal vier Meter, sagt meine Großmutter. Bäumchen muss damit zufrieden sein. Das ist sehr wenig, wenn man weiß, dass der Umfang der Weltkugel fünftausendvierhundert Meilen beträgt. Und weil Bäumchen nicht weiß, was groß ist oder viel, meint sie vielleicht, vier mal vier Meter wäre die ganze Welt.

    Ich weiß ja, die Katze soll nicht ins Freie, weil sie so teuer ist und sich den Pelz versauen könnte. Ich dachte aber, es kann nicht schaden, wenn ich sie mit nach draußen nehme, ihr den Himmel zeige und sie den Wind spüren lasse, der von unheimlich weit her kommt. Dann schnuppert sie vielleicht etwas von der großen Welt und ist nicht mehr so zickig in der Stube. Gestern hat sie meiner Großmutter, die sehr verärgert war, die Gardinenstange mitsamt den Stores heruntergerissen, weil sie aus dem Fenster gucken wollte.
    Ich geh mal mit ihr in Richtung Wald. Vielleicht treffen wir den Fuchs, den Igel oder den Hasen oder ein Kranichpaar, das so hoch wie zwei Rehe ist. Dann lernt sie vielleicht, dass die Tierwelt nicht bloß drei sind, nämlich Emeline von Rosenbaum und Zottel und Moritz, die sie beide nicht leiden kann. Ich zeig ihr ‘ne Maus, damit sie kapiert, es gibt was zu fressen, das besser riecht und besser schmeckt als das flaue Kochfleisch aus der Büchse. Dann müsste sich Bäumchen aber im Jagen üben.

    Meine Großmutter sagt, ein Tier kann vieles erlernen. Zottel zum Beispiel hatte nicht begreifen wollen, wie sich ein Wachhund verhalten muss, und vor Begeisterung mit dem Schwanz gewedelt, wenn ein Fremder an der Gartenpforte rüttelte. Da hat meine Großmutter Habenicht zu Zottel in den Zwinger kriechen müssen und Wauwau gemacht, wenn ein Mensch am Zaun vorüberging. Sie hat ihm so lange was vorgebellt, bis er kapierte, dass ein braver Hund Laut geben muss. Jetzt meldet er jeden Unbekannten, der den
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