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Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Titel: Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott
Autoren: Helmut Sakowski
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haben dicke, wulstige Köpfe mit dünnen Ruten, die stehen ihnen zu Berge wie die garstigen Haare vom Struwwelpeter. Das war der erste Punker, und er hatte hübsche Augen. Die Korbweiden haben bloß leere Löcher im Kopf. Sie leuchteten unheimlich grün in der Nacht.
    »Das können Irrlichter sein«, flüsterte Raoul. »Wenn sie uns auf die falsche Fährte locken, enden wir im Sumpf.«
    »Wollen wir umkehren?« fragte ich.
    »Nein, nein«, sagte Raoul.
    Wir blieben stehen und rissen die Augen auf. Der Nebel floß wie dünne Milch über die Wiesen und schwappte auf den Weg. Vielleicht standen wir mit den Füßen schon im Pälitzsee. Jedenfalls hatte ich nasse Schuhe und Strümpfe und wollte mich gerade vor den Irrlichtern fürchten. Da hörte ich ein freundliches Maunzen und mußte lachen. Die Katze Baba und ihre drei Räuber hockten auf den Weidenköpfen. Als Raoul die Taschenlampe hob, schleuderten sie acht grüne Laserstrahlen, die leuchteten so hell, daß er die Lampe ausknipsen konnte.
    Ich sagte: »Sie wollen uns helfen.«
    Wir fanden rasch den Ort im Wald, wo er am dichtesten ist und wo sich jedes Auto festrammeln muß. Ein Stück dahinter leuchteten die Katzen ein paar alte Karnickellöcher an. Wir scharrten frischen Sand heraus, und die Vögel in den Zweigen schauten nach unten und machten die Hälse so lang, daß sie vor Neugierde bald abgestürzt wären. Wir stolperten nicht einmal auf dem Weg zurück, denn Baba und ihre Kinder haben uns heimgeleuchtet.

Die Verführung

    Am nächsten Morgen saßen wir müde am Frühstückstisch. Meine Großmutter Habenicht rührte lange in der Kaffeetasse, bis sie sagte: »Komisch, als ich heute früh wach wurde, war ich wie betäubt und lag mit all meinen Kleidern im Bett.« Sie schaute auf mich, als könnte ich das erklären.
    Ich stotterte: »Der Mond hat — hat wie eine Fleischtomate ausgesehen. Vielleicht ist dir das Infrarotlicht nicht bekommen.«
    Meine Oma blickte sehr aus den Augenwinkeln, dann wollte sie wissen, warum wir keinen Frühstückshunger hätten.
    Raoul sagte, die Stachelbeermarmelade wäre zu sauer. In Wahrheit kriegten wir wegen der Aufregung keinen Bissen hinunter. Und als das Auto ungeduldig vor Großmutters Kate hupte, faßten wir uns bei den Händen, weil es zu zweien ein bißchen einfacher ist, tapfer zu sein.
    Die Schädlingsbekämpfer saßen im offenen Jeep. Am Fahnenständer war ein Fuchsschwanz festgemacht. Jeder Bekämpfer hatte das Schießgewehr zwischen den gestiefelten Beinen aufgepflanzt, umkrallte den Kugellauf mit beiden Fäusten und lächelte grimmig. Neben dem Fahrer saß der Bürgermeister. Wahrscheinlich wollte er nicht, daß seine Glatze im Wald verräterisch glänzte, denn er hatte sich mit einem Jägerhütchen getarnt. Jetzt rief er: »Herkommen! Aufsteigen!« Wir mußten gehorchen.
    Großmutter Habenicht stand in der Tür und winkte mit dem Taschentuch, als wäre es ein Abschied für immer. Vielleicht wußte sie mehr von unseren Plänen, als sie verraten hatte. Einer der Bekämpfer schrie: »Auf geht die Jagd!« Da heulte der Motor, der Jeep sprang los wie ein bockiges Pferd mit allen vier Beinen zugleich, schmiß Dreck und Steine hinter sich und schoß durch die Gespensterallee. Die Kopfweiden griffen mit ihren Hexenfingern zu und nahmen dem Bürgermeister das Hütchen weg. Er schrie zornig: »Halt! Junge, hol mir den Hut aus dem Baum!« Raoul mußte gehorchen.
    Mich fragte der Mann: »Wo steckt der Fuchs?«
    Ich zeigte, wo’s langgeht. Erst rechts, dann links, bergauf. Da hatte ich sie mitten in das Stangenholz verführt. Wir hielten vor dem Abgrund. »Dort«, sagte Raoul, »wo der Hügel wieder ansteigt. Sehen Sie die hellen Flecken im Moos?«
    Der Oberbekämpfer setzte den Feldstecher an. »Tatsächlich«, rief er. »Ein frisch befahrener Bau. Auf geht’s! Die Räuber werden ausgeräuchert, sieben auf einen Streich. Wer die Flucht wagt, kriegt Schrot auf den Pelz gebrannt, bis er einen Looping schlägt. Und nun raus mit euch beiden!«
    Wir sprangen ab. Dann sahen wir, wie sich der Jeep mit allen Bekämpfern beinahe überschlagen hätte. Er schoß jaulend bergab, hob das Hinterteil und verkeilte sich zwischen den Bäumen.
    Gegen Mittag hielten sie wieder Einzug im Dorf. Zwei dicke Ackergäule schleppten den offenen Jeep. Die Bekämpfer hielten sich immer noch mit beiden Fäusten am Kugellauf fest und blickten grimmig. Den Fuchsschwanz hatten sie verloren. Bei den ersten Häusern hoben die Gäule ihre Schwänze und machten
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