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Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Titel: Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott
Autoren: Helmut Sakowski
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ein häßliches Geräusch, dann ließen sie im Trab etwas Unangenehmes fallen. Die Leute standen am Zaun und lachten.

Kingkong im Kirschbaum

    Raoul mußte wieder abreisen. Er wurde von seiner Großmutter Parisius abgeholt. Diese Dame ist ziemlich alt, aber sie fuhr mit einem schneeweißen Auto vor und war wie eine Braut angezogen, alles in weiß, die Schuhe, die Hosen, die Jacke, nur die Bluse war grün. Und als meine Oma sah, daß sich Frau Parisius die Haare lila gefärbt hatte, sagte sie: »Du großer Gott!«
    Der Mann von Frau Parisius war Arzt im Krankenhaus von Niegenburg. Früher mußte er dort von einem Zimmer zum anderen rennen, aber jetzt hat er sich auf dem Markt niedergelassen, sagt Raoul. Da sitzt er nun, und wer Tabletten braucht, muß hin zu ihm. Doktor Parisius hat es geschafft, seine Frau schaffte uns. Sie kam mit einem Affen an, nur ein bißchen kleiner als Kingkong, und sie rief schon von weitem: »Hallochen, Hallochen!«

    Moritz, das Eichhörnchen, wollte gerade auf dem Gartentisch eine Nuß knacken. Er sprang vor Schreck in den Baum. Und Baba fauchte entsetzlich, ehe sie sich mit ihren Kindern in das Loch in der Astgabel verkroch. Wir durften uns nicht verstecken, sondern mußten die Dame begrüßen. Meine Oma hatte mir mal eine Gruselgeschichte erzählt, da ist die weiße Dame ein Gespenst gewesen. Zu mir war sie freundlich, aber sie tat, als hätte ich gerade das Laufen gelernt, und fragte immer so komisch: »Wer i-i-st denn das? Wer i-i-st denn das?« Vielleicht braucht sie eine Brille. Sie sagte nämlich, ich wäre eine süße Motte. Ich fand das blöd, machte aber trotzdem einen Knicks und erklärte: »Wer mich lieb hat, nennt mich Katja Henkelpott.«
    Frau Parisius meinte, das wäre kein hübscher Name. Sie wollte mich Katie nennen. Dann sagte sie: »Er gehört dir«, und lächelte sehr. Sie zeigte ihren Affen vor. Er war einen Kopf größer als ich und hatte krumme Beine.
    Ich sagte: »Einen Affen will ich nicht.«
    Frau Parisius war böse und sprach auf meine Oma ein. »Die Eltern des Kindes haben ihm nicht einmal eine richtige Schaukel kaufen können, es muß auf einem Knoten sitzen. Dieser Affe hingegen ist teuer gewesen und ein wertvolles Spielzeug. Das Kind weiß es nicht zu schätzen. Es ist schlecht erzogen.«
    Nun blickte meine Oma mal an ihrer Nase hinunter und sagte, es sei ihr peinlich. Dann ging sie ins Haus, um die Kaffeekanne zu holen.
    Die Tafel war unter dem Kokosnußbaum gedeckt. Man konnte nicht sehen, daß viele Streusel vom Kuchen gemaust waren. Raoul und ich hatten die kahlen Stellen mit Puderzucker getarnt. Raoul sagte zu seiner Oma Parisius: »Meine Freundin ist mit mir befreundet, mit zwei Meerschweinchen, außerdem mit einem Eichhörnchen, vier Katzen und mehreren Amseln. Und alle sind lebendig. Was soll sie denn mit einem toten Affen?«
    Das konnte die Dame nicht beantworten. Sie tupfte an ihren lila Haaren herum und sprach ärgerlich: »Wir fahren!«
    Da rief meine Oma, so schrill wie sie die Hühner lockt: »Zu Tisch, zu Tisch!« Und Frau Parisius mußte noch ein Weilchen bleiben, weil sie gut erzogen ist. Die Sitzplätze waren knapp, Kingkong brauchte einen ganzen Stuhl für sich allein. Raoul und ich mußten zusammenrücken. Er legte den Arm um mich, da konnte man sehen, daß ich ihn vielleicht einmal heiraten werde. Als die weiße Dame mit ihrem Enkel abgefahren war, merkten wir, sie hatte uns mit ihrem Affen sitzen lassen. »Weißt du was, Katja Henkelpott«, sagte meine Oma, »wir hängen ihn als Vogelscheuche in den Süßkirschenbaum.«

Abschied

    Manchmal schüttelt meine Großmutter Habenicht den Kopf und sagt: »Du hörst das Gras wachsen, Katja Henkelpott.«
    Das stimmt nicht, aber ich konnte sehen, wie rasch der Roggen hinter der Bleiche sproß. Das weite Feld hatte von einem Tag auf den anderen einen seidigen grünen Pelz, und die Erde freute sich, wenn ihr der Wind das Fellchen kraulte, und summte vor Vergnügen. Ich freute mich auf den Sommer und summte auch den ganzen Tag.
    Da kam ein Brief. Meine Oma öffnete ihn und mußte sich auf das Sofa setzen. Dann wischte sie mit den Fingerspitzen die Augenwinkel und sagte: »Gute Nachricht. Deine Mutter hat wieder Arbeit. Zwar ist sie auf Kauffrau umgeschult, aber nun wird sie Politesse.«
    »Was ist denn das?«
    »So eine Art Damenpolizei«, erklärte meine Oma. »Sie spürt den Parksündern nach. Dein Vater muß inzwischen lernen, wie man einen Mülleimer runterträgt. Die Mahlzeit zubereiten muß
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