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Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Titel: Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott
Autoren: Helmut Sakowski
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auf dem Markt verkaufen, Katja Henkelpott? Es soll dein Schaden nicht sein.« Großmutter antwortete an meiner Stelle: »Ach Gott, das Kind hat schon am eigenen Korb genug zu schleppen.«
    Frau Greiner lächelte. Sie wollte mich mitsamt der Eierfracht in ihr Auto verladen, nach Wesenberg fahren und später wieder abladen. Dann sagte sie: »Das Kind ist eine stadtbekannte Persönlichkeit und hat großen Zulauf.«
    Ich schielte aus Bescheidenheit und sagte:
    »Na gut.«
    Als wir in Wesenberg ankamen, sagte ich:
    »Ehe der Verkauf beginnt, möchte ich mir noch rasch einen Schokoriegel im Center kaufen.« Frau Ziegenbalg und ich hatten uns auch schon mal Märchen mit verteilten Rollen erzählt. Sie fragte: »Was trägst du unter der Schürze, Rotkäppchen?«
    Ich antwortete: »Kuchen und Wein. Gestern haben wir gebacken. Damit will ich dem dicken Mann eine Freude machen.«
    Frau Ziegenbalg wollte sich ausschütten vor Lachen und konnte doch gar nicht wissen, daß ich eine Menge Frösche unter der Schürze trug.
    Da Rundgang ohne Korb verboten ist, nahm ich mir einen Einkaufswagen, fuhr an den Regalen vorüber und sah mich vorsichtig um, ehe ich hineinlangte. Ich holte aber nichts heraus, sondern tat etwas dazu und versteckte meine Frösche wie Ostereier. Am besten ging es im Käseregal. Dort gibt es auch losen Quark. Ich hatte meinen Schokoriegel gerade bezahlt, da ging der Krach los. Verschiedene Frauen stießen Entsetzensschreie aus, und verschiedene Verkäuferinnen kreischten. Vielleicht dachten sie, die Außerirdischen hätten das Center überfallen.
    Am nächsten Tag las meine Oma aus dem Nordkurier vor: »Frösche im Quark. Supermarkt Wesenberg vorübergehend geschlossen.«
    »Wie ist so etwas möglich, Katja Henkelpott?« fragte meine Großmutter und sah mich aus den Augenwinkeln an.
    Ich habe es nicht verraten.

Die Maus im Weihnachtsbaum

    Am liebsten höre ich wahre Geschichten, deshalb bettle ich oft vor dem Schlafengehen: »Großmutter, bitte erzähl was von früher.« Früher, das war, als mein Vater so klein gewesen ist wie ich oder ein bißchen größer.
    Damals wurde Weihnachten anders gefeiert als heute. Am Morgen des Heiligen Abends sagte mein Großvater zu meinem Vater: »Es ist soweit, mein Junge.«
    Dann gingen sie hinaus in den Winterwald und suchten einen schönen grünen Tannenbaum, den sägten sie ab. Mein Großvater war Gespannführer bei der Forstwirtschaft und hatte die Erlaubnis. Und weil es damals noch richtige Winter gab, banden sie den Baum auf dem Schlitten fest und zogen ihn durch den Schnee heimwärts. Dann wurde der Baum in die Stube gestellt und geputzt.
    Meine Oma hängte rotbäckige Äpfel in die Zweige und echte Nüsse, die hatte sie mit Ofenrohrfarbe versilbert, und weil Schokolade zu teuer war, backte sie Butterkringel und baumelte sie an der Spitze des Baumes auf, damit man nicht gleich hinlangen konnte. Die Stube duftete nach Tannenharz, und die Kerzen waren nicht künstlich, sondern konnten echt flackern. Das war eine schöne Bescherung.
    Meine Großmutter erzählte: »Weißt du, Katja Henkelpott, da standen wir nun und sangen Stille Nacht, Heilige Nacht. Mit einem Mal sah ich mitten im feierlichen Singen, wie eine Maus am Tannenbaum emporkletterte. Sie biß den Faden ab, stahl sich den besten Kringel und begann, ihn in aller Seelenruhe zu verzehren. Dein Vater sah es auch. Er hatte einen Flitzbogen beschert bekommen, und nun wollte er doch wahrhaftig die Maus vom Weihnachtsbaum herunterschießen. Wir waren gerade bei den höchsten Tönen angekommen: >Christ, der Retter, ist da-ha.< Ich fiel dem Jungen in den Arm und sprach: >Heute nicht.< Damals wurden auch die Tiere am Heiligen Abend beschert.«
    Es war Frühling, als meine Großmutter von Klein-Weihnachten für die Tiere erzählte. Da hörte ich das Geräusch, wie von einem feinen Regen, und dann sah ich das Mäuslein. Es kramte im Papierkorb, fand aber nichts zum Beißen, huschte aufwärts am Besenstiel und sprang mit einem Satz ins Küchentuch. Meine Oma bekam den durchbohrenden Blick. Die Maus hangelte zum Tellerbord hoch, spazierte über die Gewürzbüchsen, Pfeffer ist viel zu scharf für eine Maus. Sie sprang auf den Kühlschrank, dort steht die Schale mit den Äpfeln.
    Solange hatte meine Großmutter erschüttert zugesehen. Jetzt schlug sie mit dem Besen zu. Die Maus ist schneller gewesen. Ich weiß vom Trickfilm, wie schlau die Mäuse sind. Nicht mal die Katze kann sie kriegen. Da stellte meine Oma eine große
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