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Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Titel: Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott
Autoren: Helmut Sakowski
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versteckt und meinen Zeigefinger vor den Mund gehalten. Nach einer halben Stunde schnürte mein Bekannter heran. Er hatte gottseidank die Schnauze voll. Zehn Mäuse baumelten dem Fuchs aus den Lefzen. Es sah aus, als hätte er sich einen grauen Weinachtsmannbart umgebunden. Ich stieß Raoul an und machte meinen Funkelblick. Mein Vetter nickte anerkennend. Da habe ich mein Geheimnis verraten und Raoul vorsichtig in die Nähe der Fuchsburg geführt.
    Am Waldrand spielten fünf kleine Füchse im Sonnenschein. Sie sprangen sich an und balgten sich, wie es auch kleine Katzen tun. Später kam der alte Fuchs und warf seinen Jungen eine Maus nach der anderen vor, damit sie sich im Jagen übten. Jetzt tobten alle Füchslein durcheinander. Ich dachte, so etwas Niedliches hat der große Raoul Habenicht noch nicht gesehen. Trotzdem wird er wieder sagen: »Das ist gar nichts.«
    Er sagte aber, als wir auf dem Heimweg waren: »Du bist gar nicht so blöd, wie ich dachte.« Das hörte ich gern.
    Am Nachmittag habe ich aus Löwenzahnblumen einen Kranz geflochten und auf Munzos Grab unter dem Birnbaum niedergelegt. Raoul stellte sich neben mich. Nach einer Weile fragte er: »Willst du meine Freundin sein?«
    Ich gab ihm die Hand darauf.

Bürgermeister Hase

    Einmal redeten wir über die Regierung. Meine Oma sagte: »Früher hatten wir eine Bürgermeisterin, die war dick, sie hatte rote Haare und ein böses Maul. Jetzt haben wir einen Mann im Amt, der ist dünn, hat überhaupt keine Haare auf dem Kopf, dafür aber meistens schlechte Laune. Ach, ich wünschte, die Welt würde endlich mit Freundlichkeit regiert!«
    Am selben Abend betrat Herr Bürgermeister Hase unser Haus und machte einen unfreundlichen Eindruck. Aber meine Oma zerknitterte ihr Gesicht in hundert liebenswürdige Falten. Raoul und ich zogen die Mundwinkel bis zu den Ohren hoch und machten Pausbäckchen, so daß wir vor lauter Freundlichkeit kaum aus den Augen gucken konnten. Großmutter fragte, was es gäbe.
    »Also«, sagte der Bürgermeister, »es handelt sich um den Rotfuchs. Ich höre, daß er ganz in Ihrer Nähe haust.«
    Raoul und ich sahen uns an. Es hatte gefunkt.
    »Ach, der Rotfuchs«, sagte meine Großmutter. »Hin und wieder kommt er vorbei, aber die Wohnung weiß ich nicht. Weshalb wird er denn gesucht?«
    »Er hat mir ein Huhn gestohlen.« Der Bürgermeister war verbittert und machte ein Gesicht, als wäre ihm Frau Hase weggestorben.
    Zuerst sagte meine Oma: »Ach Göttchen«. Dann sagte sie: »Mir sind dreizehn Hühner weggeholt worden, und kein Hahn hat danach gekräht.«
    »Bei mir«, meinte der Bürgermeister, »ist es etwas anderes, nämlich beinahe ein Angriff auf das Amt. Deshalb habe ich für morgen die Schädlingsbekämpfer bestellt. Der Rotfuchs wird abgeschossen. Er ist eine Gefahr für das Dorf.«

    Da schrie ich: »Füchse wollen auch leben. Außerdem haben sie fünf Junge!«
    »Da haben wir’s«, sprach Herr Hase und stieß den Zeigefinger gegen mich. »Du weißt, daß er Junge hat und wie viele. Also weißt du, wo er wohnt, und wirst es mir verraten.«
    Ich guckte auf seinen Zeigefinger und hätte am liebsten zugebissen. Ich sagte aber bloß: »Sie sind ein böser Mann.«
    Da blickte Herr Hase so finster, daß es in der Stube dunkel wurde. Meine Oma mußte das Licht anmachen. Sie war ein bißchen zittrig und stammelte: »Du... du wirst dich beim Herrn Bürgermeister entschuldigen, nicht wahr, Katja Henkelpott.«
    Ich sagte: »Nein.«
    Herr Hase rief: »Jetzt muß ein Machtwort gesprochen werden!«
    Vorher wollte er aber mit meiner Oma unter vier Augen sprechen. Weil vier Augen zu viel in der Stube waren, wurden Raoul und ich in die Küche abgeschoben. Ich heulte, bis mir das Wasser aus der Nase lief. Raoul sagte: »Ich habe eine Idee. Wir werden die Schädlingsbekämpfer auf eine falsche Fährte locken.« Damit war ich einverstanden.
    Meine Großmutter hatte dicke Kummerfalten auf der Stirn, als sie uns in die Stube rief. Sie sprach: »Wir wollen keine Schwierigkeiten haben, Katja Henkelpott. Ein Fuchs ist nur ein Fuchs, und wenn der Bürgermeister verlangt, daß es im Interesse der Gemeinschaft notwendig ist, dann müssen wir den Fuchs verraten.«
    »Na gut«, sagte ich, »morgen.«
    Herr Hase lächelte. Komisch, manche Leute haben an Gemeinheiten Spaß.

Katja Henkelpott erzählt ein Märchen

    Raoul Habenicht sagte: »Weißt du was, Katja Henkelpott, wir suchen ein paar Karnickellöcher, scharren ein bißchen frischen Sand an die
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