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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel
Autoren: Malaxis
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Umschlag auf. Solarin saß neben mir und trank einen Schluck Cognac.
    Als ich den Briefinder Hand hielt und einen Blick darauf warf, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Die Handschrift glich aufs Haar der Handschrift des Tagebuchs! Der Brief war zwar in modernem Englisch geschrieben und das Tagebuch in altem Französisch, aber die ornamentalen Schriftzüge hatten sich in den zweihundert Jahren nicht geändert. Solarin und ich sahen uns fassungslos an, dann richteten sich unsere Augen langsam auf den Brief, und wir lasen:
    Meine liebe Katherine,
Sie kennen jetzt ein Geheimnis, um das nur wenige Menschen wissen. Selbst Alexander und Ladislaus ahnen nicht, daß ich nicht ihre Großmutter bin, denn es sind zwölf Generationen vergangen, seit ich ihrem Vorfahren Charlot das Leben geschenkt habe. Kamels Vater, der mich ein Jahr vor seinem Tod geheiratet hat, war ein Nachkomme meines alten Freundes Schahin, der seit über einhundertfünfzig Jahren tot ist. Natürlich können Sie zu der Ansicht kommen, daß ich nur eine verrückte alte Frau bin. Glauben Sie, was Sie
    wollen - Sie sind jetzt die schwarze Dame. Sie besitzen Teile eines mächtigen und gefährlichen Geheimnisses. Es sind genug Teile vorhanden, um das Rätsel zu lösen, wie ich es vor so vielen Jahren getan habe. Aber werden Sie es tun? Diese Entscheidung müssen Sie allein treffen.
    Wenn Sie meinen Rat hören wollen; Ich schlage vor, diese Figuren zu vernichten - sie einzuschmelzen, damit sie nie wieder Anlaß zu solchem Leid und solchem Unheil geben, wie ich es erfahren habe. Die Geschichte beweist, was für die Menschheit ein großer Gewinn sein könnte, ist auch ein schrecklicher Fluch. Tun Sie, was Sie für richtig halten. Mein Segen begleitet Sie.
    In Gott
     
    Ihre Mireille
    Ich schloß die Augen; Solarin hielt immer noch meine Hand fest umklammert. Als ich sie wieder aufschlug, sah ich Mordecai vor mir. Er halte schützend den Arm um Lily gelegt. Nim und Harry standen hinter ihm. Sie alle setzten sich zu uns um den Couchtisch. Vor uns standen die Schachfiguren.
    „Was meinst du?“ fragte Mordecai ruhig.
    Harry beugte sich vor und tätschelte mir den Kopf, weil ich immer noch zitterte. „Und wenn es wahr wäre?“ fragte er.
„Dann wäre es das Gefährlichste, das man sich vorstellen kann“, sagte ich leise. Ich wollte es mir zwar nicht eingestehen, aber ich wußte, es war des Rätsels Lösung, und ich glaubte daran. „Sie hat recht. Wir sollten die Figuren vernichten.“
„Du bist die schwarze Dame“, sagte Lily, „du brauchst nicht auf ihren Rat zu hören.“
„Slawa und ich haben Physik studiert“, sagte Solarin, „wir haben dreimal soviel Figuren wie Mireille, als sie die Formel enträtselte. Uns fehlen nur die Angaben auf dem Schachbrett, aber ich glaube, wir können das Rätsel lösen. Ich werde das Schachbrett finden...“
„Also ich könnte ein paar Tropfen von dem Zeug gebrauchen, um alle meine Wunden zu heilen“, sagte Nim grinsend.
Wie mochte es sein, dachte ich, in dem Bewußtsein zu leben, daß man zweihundert Jahre oder noch mehr vor sich hatte? Wenn man wußte, alle Verletzungen würden heilen, falls man nicht gerade mit dem Flugzeug abstürzte, und keine Krankheit konnte einem etwas anhaben...
Aber Minnie hatte nach eigenen Aussagen zweihundert Jahre in Angst und Schrecken gelebt
- auch nachdem sie das Geheimnis gelöst und das Elixier des Lebens getrunken hatte. Kein Wunder, daß sie das Spiel aufgeben wollte. Sollte auch ich ein natürliches, glückliches Leben einem langen Leben opfern?
Jetzt hatten die Worte von Paracelsus „Wir werden sein wie die Götter“ plötzlich einen Sinn. Die Entscheidung über Leben und Tod hatte noch nie in den Händen der Sterblichen gelegen - mochte man nun an Götter glauben, an Geister oder an das Walten der Natur. Wenn wir plötzlich diese Macht besaßen, dann spielten wir mit dem Feuer. Wenn es uns nicht gelang, wie in alter Zeit dieses Geheimnis verborgen zu halten, dann wären wir bald in derselben Lage wie die Wissenschaftler, die die Voraussetzungen zur ersten Atombombe schufen.
„Nein“, sagte ich zu Nun und stand auf. „Wir dürfen nicht länger danach streben, Blei in Gold zu verwandeln, in das Gesetz des Lebens einzugreifen - in welcher Absicht auch immer.“ Ich betrachtete die schimmernden und funkelnden Schachfiguren, für die ich mein Leben nicht nur einmal aufs Spiel gesetzt hatte, und gleichzeitig wußte ich, daß ich sie nicht würde zerstören können. Sie
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