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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel
Autoren: Malaxis
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entwickelten beim Aufsteigen farbige Dämpfe: dunkelblau, purpurrot, rosa, magenta, rot, orange, gelb, gold.. - Man nannte es das Pfauenrad - das Spektrum der sichtbaren Wellenlängen. Und darunter befanden sich die Wellen, die man nur hören und nicht sehen konnte.
    Als die Gase sich aufgelöst hatten und verschwunden waren, blieb am Boden des Glases eine rötlichschwarze Masse zurück. Sie wurde sorgfältig vom Glas gekratzt, mit etwas Bienenwachs bestreut und damit gebunden. Man mußte sie nur noch in das ‘schwere Wasser’ geben - und trinken.
    1830 lösten wir die Formel. Wir wußten aus unseren Büchern, daß das Elixier lebensspendend, aber wenn wir etwas falsch gemacht hatten, auch tödlich sein konnte. Es gab noch ein Problem. Wenn wir tatsächlich das Lebenselixier gewonnen hatten, dann mußten wir die Schachfiguren sofort verstecken. Deshalb beschloß ich, in die Wüste zurückzukehren.
    Ich fuhr noch einmal und, wie ich fürchtete, zum letzten Mal über das Meer. In Algier ging ich mit Schahin und Charlot zur Kasbah. Ich wußte, dort lebte jemand, der für meine Mission von Nutzen sein konnte. Ich fand den Mann schließlich in einem Harem. Er saß, umgeben von vielen verschleierten Frauen, vor einer großen Leinwand. Er wandte den Kopf, und mit den zerzausten dunklen Haaren und den blitzenden blauen Augen glich er David, als Valentine und ich ihm vor vielen Jahren in seinem Atelier Modell standen. Aber dieser junge Maler sah einem anderen noch sehr viel ähnlicher als David - er war ein Ebenbild von Charles-Maurice Talleyrand.
    „Ihr Vater schickt mich“, sagte ich zu dem jungen Mann, der nur wenig jünger war als Charlot.
Der Maler sah mich verblüfft an. „Dann müssen Sie ein Medium sein.“ Er lächelte. „Mein Vater, Monsieur Delacroix, ist schon seit vielen Jahren tot.“ Er drehte den Pinsel in der Hand und ließ sich nur ungern bei seiner Arbeit stören.
„Ich spreche von Ihrem richtigen Vater“, sagte ich, und er wurde rot, „ich spreche von Fürst Talleyrand.“
„Das sind nichts als Gerüchte“, erwiderte er knapp.
„Ich weiß es besser“, sagte ich. „Ich heiße Mireille und komme in einer Mission aus Frankreich, bei der ich Ihre Hilfe brauche. Dies ist mein Sohn Charlot - Ihr Halbbruder - und das Schahin, unser Führer. Sie sollen uns in die Wüste begleiten, denn dort möchte ich etwas von sehr großem Wert und noch größerer Macht der Erde zurückgeben. Ich möchte Sie beauftragen, an der Stelle eine Zeichnung zu machen, die alle warnt, die sich diesem Ort, der von den Göttern bewacht wird, nähern.“
Dann erzählte ich ihm die Geschichte.
Wir erreichten das Tassili erst nach Wochen. In der versteckten Höhle fanden wir schließlich einen Platz, um die Figuren zu verbergen. Eugene Delacroix erstieg die Felswand mit Charlot
- der ihm erklärt hatte, wo und wie er im Innern der Höhle den Caduceus zeichnen sollte -, und er gab der weißen Göttin inmitten der antiken Jagdszene die Gestalt einer labrys .
Nach vollendeter Arbeit holte Schahin die Phiole mit „schwerem Wasser“ und das in Bienenwachs gebundene Pulver hervor. Wir schütteten das Pulver in die Phiole. Ich hielt sie in der Hand, während Schahin und Talleyrands Söhne zusahen.
Ich dachte an die Worte von Paracelsus, dem großen Alchemisten, der einst geglaubt hatte, die Formel gefunden zu haben. „Wir werden sein wie die Götter.“ Ich setzte die Phiole an meine Lippen - und ich trank.
    Am Ende der Geschichte zitterte ich von Kopf bis Fuß. Solarin umklammerte meine Hand. Das Elixier des Lebens - verbarg sich das hinter der Formel? Konnte es so etwas wirklich geben?
    Meine Gedanken überschlugen sich. Die Genforscher hatten vor kurzem die Struktur der DNS entdeckt. Gleich dem Caduceus des Hermes sah dieser Baustein des Lebens wie eine Doppelspirale aus — wie eine Acht. Aber in den alten Schriften wies nichts darauf hin, daß dieses Geheimnis den Menschen bereits früher bekannt war. Und wie konnte etwas, daß Metalle verwandelte, auch das Leben ändern?
    Ich dachte an die Figuren, an das Versteck in der Wüste. Und meine Verwirrung wuchs. Minnie hatte behauptet, sie ins Tassili gebracht und unter dem Caduceus in der Höhle vergraben zu haben. Wie konnte sie das Versteck kennen, wenn Mireille sie vor beinahe zweihundert Jahren dort hingebracht hatte?
    Dann fiel mir der Brief ein, den Solarin aus Algier mitgebracht hatte - der Brief von Minnie. Zitternd griff ich in meine Tasche, holte ihn heraus und riß den
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