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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel
Autoren: Malaxis
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sie in insgesamt sechzehn Schritten ein rötlichschwarzes Pulver als Rückstand. Sie kneten daraus eine Masse, den Stein der Weisen, in der zweiten Phase verwenden sie diese Masse als Katalysator, um Metalle zu verwandeln. In der dritten und letzten Phase mischen sie das Pulver mit einer besonderen Art Wasser - es ist Tau, der in einer bestimmten Jahreszeit gesammelt wurde, und zwar wenn die Sonne zwischen Stier und Widder steht. Alle Abbildungen in den Büchern zeigen das. Es ist dein Geburtstag, denn dann ist das Wasser, das vom Mond fällt, sehr schwer. Und zu diesem Zeitpunkt beginnt die letzte Phase.“
„Das verstehe ich nicht“, sagte ich verwirrt. „Hat man dieses besondere Wasser mit dem Pulver des Steins der Weisen gemischt?“
„Man nennt es al-iksir“, erklärte Schahin leise. „Wenn man es einnimmt, bringt es Gesundheit, langes Leben und heilt alle Wunden.“
„Mutter“, sagte Charlot und sah mich ernst an, „es ist das Geheimnis der Unsterblichkeit: das Elixier des Lebens.“
    Es hatte vier Jahre gedauert, bis wir im Spiel soweit gekommen waren. Nun kannten wir zwar den Sinn der Formel, aber wir wußten noch nicht, wie wir das Elixier des Lebens herstellen sollten.
    Im August 1803 fuhr ich mit Schahin und meinen beiden Kindern in das Bad Bourbonl'Archambault. In dieser Stadt, nach der sich die bourbonischen Könige nennen, machte Talleyrand in jedem Sommer eine Kur in dem heißen Thermalwasser.
    Alte Eichen wuchsen um die Quellen, und blühende Päonien schmückten die langen Parkwege. Am ersten Morgen meiner Ankunft stand ich in die langen Leinentücher gehüllt, die man bei der Kur trägt, auf dem Weg und wartete inmitten von Schmetterlingen und Blumen. Dann sah ich Maurice. Er kam langsam auf mich zu.
    In den vier vergangenen Jahren hatte er sich verändert. Ich war noch nicht dreißig, aber er bald fünfzig - Falten durchzogen sein hübsches Gesicht, durch die Locken der ungepuderten Haare zogen sich silberne Fäden. Als er mich sah, blieb er wie erstarrt stehen, ohne den Blick von mir zu wenden. Seine durchdringenden Augen leuchteten noch immer so intensiv blau wie an dem ersten Morgen, als ich ihn mit Valentine in Davids Atelier gesehen hatte.
    Dann trat er auf mich zu, als habe er mich erwartet. Er legte die Hand auf meine Haare und sah mich an.
„Ich werde dir nie vergeben“, waren seine ersten Worte. „Durch dich habe ich gelernt, was Liebe ist, aber dann läßt du mich allein. Warum beantwortest du meine Briefe nicht? Warum verschwindest du und tauchst plötzlich wieder auf, nur um mir das Herz von neuem zu brechen, wenn es gerade dabei ist, zu heilen? Wenn ich an dich denke, wünsche ich manchmal, ich hätte dich nie kennengelernt.“
Er strafte seine Worte jedoch sofort Lügen, riß mich an sich und umarmte mich leidenschaftlich. Seine Lippen glühten auf meinem Mund, meinem Hals und meinen Brüsten. Wie früher erfaßte mich wieder die verzehrende Macht seiner Liebe. Ich kämpfte gegen das Verlangen und löste mich von ihm.
„Ich bin gekommen, um dich an dein Versprechen zu erinnern“, sagte ich tonlos.
„Ich habe alles wie versprochen getan - und mehr als das“, erwiderte er traurig. „Für dich habe ich alles geopfert - mein Leben, meine Freiheit, vielleicht sogar meine unsterbliche Seele, denn in den Augen Gottes bin ich immer noch ein Priester. Dir zuliebe habe ich eine Frau geheiratet, die ich nicht liebe und die mir nie die Kinder schenken kann, die ich haben möchte. Du hast mir zwei Kinder geboren, und ich darf sie nicht einmal sehen."
„Sie sind bei mir“, erwiderte ich. Er sah mich ungläubig an. „Aber zuerst mußt du mir sagen, wo die Figuren der weißen Dame sind!“
„Die Figuren!“ rief er mit bitterem Lachen. „Keine Angst, ich habe sie. Ich habe sie der Frau entwendet, die mich mehr liebt, als du es je getan hast oder tun wirst. Und nun benutzt du meine Kinder als Unterpfand, um die Figuren von mir zu bekommen. Mein Gott, ich staune, daß ich dich überhaupt noch liebe.“ Er schwieg. In die unverkennbare Bitterkeit mischte sich dunkle Leidenschaft. „Es widerspricht plötzlich jeglicher Vernunft“, flüsterte er, „daß ich ohne dich nicht mehr leben kann.“
Die Gewalt der Gefühle ließ ihn erbeben. Seine Hände lagen auf meinem Gesicht, meinen Lippen, meinen Haaren. Er küßte mich in diesem öffentlichen Park, wo jeden Augenblick Leute auftauchen konnten. Wie immer war die Macht seiner Liebe unwiderstehlich. Meine Lippen erwiderten seine
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