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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition)
Autoren: Honoré de Balzac
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Betthimmels kaufte seine Frau eine Federgarnitur, deren Preis selbst die Königin entsetzte. Damals war es ja sehr viel leichter als heute sich in Mode zu bringen und ganz Paris von sich reden zu machen; dazu bedurfte es häufig nur eines Bonmots oder einer Weiberlaune.
    Bodard besaß das prachtvolle Hôtel, welches der Generalpächter Dauge vor kurzem gezwungenerweise verlassen hatte. Der berühmte Epikuräer war nämlich eben gestorben, und an seinem Beerdigungstage hatte Herr de Bièvre, sein Busenfreund, mit der Behauptung: »nun könne man den Vendômeplatz ohne Gefahr überschreiten«, Stoff zum Lachen gegeben. Diese Anspielung auf das höllische Spiel, das man beim Entschlafenen spielte, bildete die ganze Leichenrede, die man ihm widmete.
    Das Hôtel ist jenes, welches mit der Front gegen die Staatskanzlei hin gerichtet ist.
    Um Bodards Geschichte mit zwei Worten abzutun: er war ein armer Kerl und machte einen Bankrott, bei welchem es sich um vierzehn Millionen handelte, und zwar nach dem des Prinzen von Guéménée! Die Unschicklichkeit, die er beging, nämlich dem durchlauchtigsten Bankrott – wie Lebrun-Pidare sich ausdrückte – nicht zuvorzukommen, war die Ursache, daß man von seinem nicht einmal sprach. Wie Bourvalais, Bouret und so viele andere starb er in einer Dachkammer.
    Frau von Saint-James Ehrgeiz war die alte, immer neue Lächerlichkeit, nur Leute von Stand bei sich zu empfangen. Für sie waren Gerichtspräsidenten Leute, die kaum in Betracht kamen; in ihren Salons wollte sie Standespersonen sehen, die zum mindesten bei den großen Versailler Empfängen freien Zutritt hatten. Wollte man behaupten, man sähe viele Heiligegeistritter bei der Finanzmännin, so hieße das lügen; ganz gewiß stimmt es aber, daß sie es durchgesetzt hatte, das Wohlwollen und die Aufmerksamkeit einiger Glieder der Familie Rohan auf sich zu lenken, was in der Folgezeit der allzuberüchtigte Halsbandprozeß bewies.
    Eines Abends – es war, glaube ich im August 1786 – begegnete ich zu meiner größten Überraschung im Salon dieser hinsichtlich der Adelsurkunden so heiklen Schatzmeisterin zwei neuen Gesichtern, die mir nach ziemlich übler Gesellschaft aussahen.
    »Sagen Sie mir doch,« wandte ich mich, mit einem Frageblick auf einen der Unbekannten hinweisend, an sie, »was ist denn das für eine Spezies? Warum empfangen Sie so etwas bei sich?«
    »Ein reizender Mann.«
    »Sehen Sie ihn durchs Prisma der Liebe oder täusche ich mich?«
    »Sie täuschen sich nicht,« erwiderte sie lächelnd, »er ist mordshäßlich, hat mir aber den größten Dienst geleistet, den ein Weib sich von einem Manne erweisen lassen darf.«
    Da ich sie boshaft angrinste, fügte sie eilig hinzu:
    »Gänzlich hat er mich von jenen roten Flecken befreit, die meine Haut kupferig machten und mich wie eine Bäuerin aussehen ließen.«
    Übelgelaunt zuckte ich die Achseln.
    »Er ist ein Charlatan«, rief ich.
    »Nein,« entgegnete sie, »Pagenchirurg: und er ist sehr geistreich, das schwör' ich Ihnen, und überdies schreibt er, ist ein gelehrter Physiker.«
    »Wenn sein Stil seiner Fratze gleicht...« entgegnete ich lächelnd. »... Doch der andere?«
    »Welcher andere?«
    »Jener kleine, geschniegelte Pomadenhengst, der so aussieht, als ob er Krätzer getrunken hätte.«
    »Aber das ist ein ziemlich wohlgeborener Herr«, sagte sie mir. »Er kommt, ich weiß nicht, aus welcher Provinz ... ach, aus Artois; und soll eine Angelegenheit zu Ende führen, die den Kardinal anlangt; und Seine Eminenz selber haben ihn Herrn von Saint-James vorgestellt. Beide haben sie Saint-James zum Schiedsrichter gewählt. Damit hat der Provinzler ja nun keinen Geist bewiesen. Was sind das aber auch für törichte Leute, die dem Manne da einen Prozeß anvertrauen? Sanft ist er wie ein Lamm und schüchtern wie ein kleines Mädchen; Seine Eminenz sind voller Güte gegen ihn.«
    »Worum handelt es sich denn?«
    »Um dreimalhunderttausend Livres«, erklärte sie.
    »Advokat ist er also?« fuhr ich mit einem hochmütigen Ruck des Kopfes fort.
    »Ja«, sagte sie.
    Reichlich verwirrt über dies demütigende Geständnis nahm Frau Bodard ihren Platz am Pharaotische wieder ein.
    Alle Partien waren vollständig. Ich hatte weder etwas zu tun noch zu sagen, hatte gerade zweitausend Taler an Herrn von Laval verloren, den ich bei einem leichtfertigen Mädchen getroffen. Warf mich auf ein Ruhebett, das neben dem Kamine stand. Wenn es jemals auf dieser Welt einen arg verdutzten Menschen
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