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Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band

Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band

Titel: Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band
Autoren: Walter Wippersberg
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sich zu viel zugemutet habe und zu weit hinausgeschwommen sei.
    An der Kaimauer eilten gleich ein paar Männer herbei, die dem Alten halfen, das Boot festzumachen und den Buben nach Hause zu bringen.
    Auch Signor Agnelli, Giovannis Vater, kam aus seinem Restaurant gelaufen. Er erschrak, als er seinen Sohn auf den Armen der Männer sah.
    Aber der alte Fischer beruhigte ihn und erklärte dann – so laut, dass es alle Umstehenden hören konnten: Dieser schwarze Kater da habe Giovanni gerettet.
    Eine Weile war es ganz still. Dann brach der Jubel los.
    Die Leute drängten sich an Konstantin heran und lachten und schrien dabei.
    Signor Agnelli stürzte auf ihn zu, hob ihn hoch und drückte ihn an sich. Schließlich küsste er ihn sogar, was Konstantin aber gar nicht gefiel, weil der Mann nach Tabak und Knoblauch roch.
    Konstantin sagte den Leuten zwar, dass er den Buben nur ganz zufällig entdeckt hatte. Aber schon hatte ihn Giovannis Vater hoch über den Kopf gehoben und trug ihn in sein Restaurant. Die anderen Leute folgten, und es sah wie eine kleine Prozession aus.
    Konstantin wurde auf einen Tisch gesetzt. Gleich darauf stand eine Schüssel voll mit köstlichen Fischen vor ihm.
    Da ließ sich der Kater nicht lange bitten.

    Das kleine Lokal war jetzt bis auf den allerletzten Platz besetzt. Und immer mehr Leute drängten herein. Einheimische und auch Fremde. Der Wirt schleppte immer neue Weinflaschen herbei. Dass sein Sohn vor dem Ertrinken gerettet worden war, das musste gefeiert werden.
    Die Leute blieben zum Mittagessen im Restaurant und tranken den ganzen Nachmittag weiter.
    Je mehr sie tranken, umso lauter unterhielten sie sich.
    Dass der Kater, der Giovanni gerettet hatte, sprechen konnte, daran hatten sie sich bald gewöhnt.
    Er konnte nicht gut Italienisch, aber was machte das schon aus, war es nicht ein kleines Wunder, dass er überhaupt sprechen konnte?
    Der Abend kam. Die Leute aßen wieder, tranken weiter, redeten noch lauter als zuvor und fingen auch noch zu singen an.
    An einem Nachbartisch aber saßen zwei Männer, die waren nicht halb so betrunken wie die anderen. Auch sie unterhielten sich.
    Aber sie sprachen leise. Und so schnell, dass der Kater nur die Hälfte verstand.
    Aber so viel begriff er: Sie sprachen über ihn.
    So ein sprechender Kater, meinten sie, sei doch eine Sensation. Mit so einem sprechenden Kater müsste sich doch ein Geschäft machen lassen. Mit dem müsste man doch Geld verdienen können …
    „Nun ist es also wieder so weit!”, dachte der Kater Konstantin verdrossen.
    „Ich hätte es wissen müssen”, sagte er sich.
    Dass er reden konnte, blieb den Menschen auf die Dauer nicht verborgen. Und dass die Menschen daraus Geld schlagen wollten, daran ließ sich offenbar nichts ändern.
    „Den Menschen liegt das im Blut”, dachte Konstantin. Er wollte einen günstigen Augenblick abwarten und sich dann davonmachen.
    Der Augenblick kam, als die Leute nach einer kleinen Ruhepause gerade wieder besonders laut zu singen anfingen.
    Da verschwand Konstantin unter dem Tisch. In diesem Wald von Beinen wollte er den Weg zur Eingangstür suchen …
    Aber schon spürte er eine kräftige Männerhand hinter dem Kopf. Sie fasste sein Nackenfell und hob ihn daran hoch. Das war ein Griff, der jede Katze wehrlos macht.
    „Ich bin gefangen”, dachte Konstantin erschrocken. „Endgültig gefangen.”
    Wer eine Katze so anfasst, weiß, wie man mit Katzen umgeht. So einem davonzulaufen, ist ganz unmöglich.

Konstantin wird befreit

    Es war an einem Mittwochmorgen im August. Da bekamen Uschi und Philipp eine Ansichtskarte aus Italien.
    „Wer schreibt denn?”, wollte Uschi wissen.
    Philipp drehte die Karte um – und schrie vor Freude laut auf.
    Uschi nahm ihm die Karte weg, und als sie sie gelesen hatte, da hätte sie am liebsten einen Freudentanz aufgeführt. Aber sie sagte nur: „Komm, Flip, wir müssen uns beeilen, wir müssen sofort zu Herrn Fliederbusch.”
    In weniger als zwanzig Minuten waren sie oben auf dem Schlossberg.
    Herr Fliederbusch war zu Hause.
    Uschi und Philipp waren vom Laufen ganz außer Atem, aber Herr Fliederbusch hätte sie vermutlich ohnehin nicht zu Wort kommen lassen.
    „Es ist zum Verrücktwerden", beklagte er sich. „Mir fällt nichts ein. Seit Konstantin fort ist, habe ich nicht eine einzige brauchbare Zeile geschrieben. Vielleicht klingt's komisch, aber …” Er stockte. Dann fragte er: „Wie glaubt ihr, sieht meine Fantasie aus?”
    Uschi verstand nicht recht,
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