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Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band

Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band

Titel: Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band
Autoren: Walter Wippersberg
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Konstantin zu sich selber. „Sie wissen ja nicht, dass ich hier bin. Das wäre ein Zufall, wenn sie ausgerechnet hierher kämen. Und solche Zufälle gibt es nicht.”
    Es wurde heißer, und gegen Mittag schien die Sonne so grell, dass Konstantins Augen schmerzten. Immer mehr Leute wagten sich jetzt ins Wasser. Zwischendurch oder am Abend gingen sie ins Dorf. Dort saßen sie, tranken Wein, aßen Eiscreme und schrieben Ansichtskarten. Viele der Fremden redeten Deutsch, aus ihren Gesprächen wusste der Kater, wozu die bunten Fotos dienten.
    Einmal beobachtete Konstantin einen älteren Herrn beim Kartenschreiben. Der klebte, ehe er noch mit dem Schreiben begann, überall die Briefmarken drauf.
    Der Kater schlich vorsichtig an den Mann heran – und stibitzte eine der Karten.
    Ein paar Tage später fand Konstantin einen Kugelschreiber, den irgendwer verloren hatte.
    Freilich konnte der Kater den Stift nicht wie die Menschen halten, er musste ihn zwischen beide Vorderpfoten klemmen. Und so dauerte es eine Stunde, bis er auf die Karte geschrieben hatte:
    Liebe Uschi, lieber Philipp
,
    ich bin in dem Dorf, das ihr auf dem Foto seht
.
    Besucht mich einmal. Ich bin jeden Tag hier im
    Hafen. Ihr werdet mich schon finden. Es ist sehr
    schön hier, nur die Sonne ist sehr grell
.
    Herzliche Grüße an alle schickt euer Konstantin
    Dann schrieb der Kater noch die Adresse dazu und steckte die Karte in einen Briefkasten, wie er das bei den Menschen gesehen hatte.
    Ein paar Wochen hielt Konstantin nun nach Uschi und Philipp Ausschau, aber dann gab er es auf. Wie eine Ansichtskarte, ein einfaches Stück Karton den weiten Weg zurücklegen und dann bei Uschi und Philipp ankommen sollte, das hatte er sich ohnehin nie vorstellen können.
    Oft saß Konstantin jetzt unter seinem Ölbaum und dachte daran, dass es wohl Zeit wäre weiterzuziehen. Er hatte erst ein ganz kleines Stück von der Welt kennen gelernt …
    Gerade als er das wieder einmal dachte, da hörte er Schreie.
    Sie waren ganz leise. Der Wind trug sie vom offenen Meer her ans Land.
    Konstantin schaute sich um, er rückte seine Brille zurecht und entdeckte endlich weit draußen einen Schwimmer.
    Merkwürdig benahm sich dieser Kerl, sehr merkwürdig. Immer wieder reckte er eine Hand in die Luft, als wollte er winken.
    „Aber es ist doch keiner da, dem er winken könnte”, sagte sich der Kater verwundert.
    Der Strand unten war noch leer, es war früh am Morgen, die Fremden kamen immer erst gegen zehn Uhr aus den Hotels.
    Der da draußen winkt, weil er am Ertrinken ist! Und er schreit um Hilfe!
    Mit einem Mal war es dem Kater klar. Er zögerte keine Sekunde und rannte hinunter zum Hafen.
    Achtung! – wie hieß das gleich in dieser fremden Sprache? Ach ja: „Attenzione! Attenzione!”
    Konstantin schrie es immer wieder.
    Ein kleines Fischerboot legte gerade von der Kaimauer ab. Ein graubärtiger Mann mit einer schwarzen Baskenmütze saß darin.
    „Attenzione!”, schrie der Kater noch einmal, dann ein Sprung und er saß neben dem Alten im Boot.
    „Venga con me!”, rief Konstantin, das hieß: Kommen Sie mit!
    „Eh?”, machte der Alte und starrte den Kater Konstantin verwundert an.
    „Infortunio!”, stieß Konstantin hervor. „Bambino! Annegare!”
    Verwundert stellte der Kater fest, wie gut er diese Sprache schon vom Zuhören gelernt hatte. Gut genug jedenfalls, um dem Fischer klarzumachen, dass draußen jemand ertrank, ein Kind wahrscheinlich.
    Sofort riss der Alte den Lenkhebel des Außen-bordmotors herum. Das Boot neigte sich zur Seite, beschrieb einen engen Halbkreis und tuckerte dann aus dem Hafenbecken hinaus.
    Quälend langsam kam dem Kater die Fahrt vor. Er saß am Bug, er wollte den Ertrinkenden nicht aus den Augen verlieren.
    Das Meer war ruhig, aber auch die allerkleinste Welle verdeckte Konstantin die Sicht. Jedes Mal meinte er dann, das Herz müsse ihm stehen bleiben, weil er fürchtete, der da draußen wäre schon ertrunken.
    Es war dem Kater, als käme das Boot überhaupt nicht vom Fleck. „Presto!”, schrie er.
    Dann waren sie nahe genug, dass Konstantin den Ertrinkenden erkennen konnte: Es war ein Bub, er hieß Giovanni, und sein Vater hatte ein kleines Restaurant am Hafen.
    Endlich langte das Boot bei ihm an.
    Nun ging alles sehr schnell: Der Fischer zog Giovanni aus dem Wasser, das Boot wendete und fuhr zurück Richtung Hafen.
    Giovanni lag neben Konstantin und keuchte erschöpft. Erst als sie schon nahe am Ufer waren, erzählte er stockend, dass er
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