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Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela

Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela

Titel: Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela
Autoren: Sabine Dankbar
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so. Auch wenn das Konzept stand, die Marschrichtung klar war, mir war alles viel zu schnell gegangen. Woher sollte auch das Selbstverständnis, nun als die Unternehmensberaterin Sabine Dankbar aufzutreten und Kunden zu akquirieren, kommen? Natürlich war ich von meinen eigenen Fähigkeiten überzeugt. Ich wusste, was ich konnte. Meine über zwanzigjährige Praxiserfahrung war ein unschätzbares Pfund, das ich in die Waagschale werfen konnte. Aber ich wollte nicht, so wie es teilweise andere taten, ausschließlich durch diesen Hintergrund befähigt, eine Selbstständigkeit als Beraterin starten. Für mich war es wichtig, langsam und behutsam in diese Tätigkeit hineinzuwachsen. Meine Ausbildung zur systemischen Beraterin hatte gerade erst begonnen. Ich war noch nicht so weit. Auch wenn die Gesellschaft und die Arbeitsagentur es von mir forderten, direkt tätig zu werden. Mir fehlte einfach noch die innere Sicherheit, um durchzustarten. Mein neues berufliches Umfeld war zwar klar umrissen, aber dennoch voller Unwägbarkeiten. Es gab noch so viele Fragezeichen. Deshalb fasste ich den Entschluss, es erst einmal langsam angehen zu lassen, um mich in der kommenden Zeit darauf zu konzentrieren, das Konzept weiter auszufeilen sowie an mir als Beraterpersönlichkeit zu arbeiten. Eine Kollegin aus meiner systemischen Ausbildungsgruppe unterstützte mich dabei. Sie ist in der Personalentwicklungsabteilung einer großen Versicherung tätig und war somit eine gute Impulsgeberin. Sie stellte mir viele gute Fragen, die mich nochmals reflektieren ließen, ob das, was ich zu Papier gebracht hatte, mit dem übereinstimmte, was ich als Beraterin leisten wollte. Sie wie immer wieder auch Gu brachten mich zum Nachdenken darüber, ob ich als Persönlichkeit im Konzept genügend »durchblitzte«. Beide sprachen mit mir über meine Stärken, mein Know-how und meine Praxiserfahrung, die ich ihrer Meinung nach noch deutlicher, als ich es getan hatte, zum Ausdruck bringen sollte. Ich entschied mich, dem Logo meines Unternehmens eine sehr persönliche Note zu geben: Es zeigt eine Figur, die einen Menschen darstellt, der in Bewegung ist und nach einem Stern oder einer Sonne, je nach Betrachtungsweise, greift. Dieser Mensch ist also aktiv, nicht passiv. Er geht etwas an, er will etwas erreichen und der Stern oder auch die Sonne sind nicht unerreichbar, sondern zum Greifen nah. »Binde deinen Karren an einen Stern«, ein Zitat von Leonardo da Vinci war eine Inspirationsquelle dafür gewesen. Thomas, Grafikdesigner und Mann meiner Freundin Petra, hatte mich genau verstanden und die Idee perfekt umsetzen können. Das Logo bringt wunderbar zum Ausdruck, was ich will: Menschen, die in Bewegung sind und etwas bewirken möchten oder vielleicht erst in Bewegung kommen möchten, bei diesen Prozessen zu unterstützen.
    Mein Selbstverständnis als Beraterin bekam mehr und mehr Konturen, auch weil mir immer bewusster wurde, worauf ich mich nicht einlassen wollte: Unternehmer, denen ich erst einmal erklären müsste, dass ihre Mitarbeiter ihr wichtigstes Kapital seien, die wollte ich gar nicht als Kunden. Nicht aus einer Arroganz heraus, sondern aus dem Bewusstsein heraus, dass ich als Beraterin nur dann zufrieden sein würde, wenn zwischen mir und dem Kunden eine grundsätzliche Basis vorhanden sein würde. Wie sehr mich schließlich andere Menschen und ihre jeweiligen Geschichten interessierten, hatte ich nicht zuletzt auf meiner Pilgerwanderung feststellen können.
    Ich war froh, mich in die Konzeptarbeit hineinstürzen zu können, auch wenn meine Tage schon prall gefüllt waren durch das Ehrenamt, die Ausbildung und das Schreiben meines Buches.
    So konnte ich mich rechtfertigen, wenn ich gefragt wurde: »Und, wie geht es dir? Hast du schon Kunden oder Aufträge? Nein? Und womit bist du dann beschäftigt?« Es war für mich nicht einfach, den Erwartungen von außen standzuhalten. Ich meinte, versteckte Vorwürfe oder Fragen herauszuhören wie: »Was machst du so den ganzen Tag zu Hause, als Frau ohne Kinder?« Tatsächlich hörte ich des öfteren den Ausspruch »Ja, du kannst es dir ja leisten.« Solche Kommentare hasste ich wie die Pest und machten mich richtig wütend. Warum meinen manche Menschen, die Lage anderer immer besser beurteilen zu können als derjenige selbst? Eigentlich wollte ich mich nie rechtfertigen, aber oft tat ich es trotzdem. Jahrelang hatte ich mich zu einem großen Teil über meinen Job definiert, da konnte ich so schnell nicht aus
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