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Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela

Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela

Titel: Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela
Autoren: Sabine Dankbar
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Marketingleiterin gearbeitet hatte, ausspielen. Dennoch zog mich der Kurs runter. Oft kam ich nach Hause und war übel gelaunt. Die Gruppe war sehr unterschiedlich zusammengesetzt: Handwerker, Arbeiter, Angestellte, Akademiker, Langzeitarbeitslose und gerade arbeitslos Gewordene waren zu einem Haufen zusammengewürfelt. Mindestens vier Nationalitäten waren unter uns Frauen und Männern. Ein Teilnehmer sprach nur sehr gebrochen deutsch. Die Altersstruktur lag zwischen Mitte zwanzig und Mitte fünfzig. Ganz schön viele Unterschiedlichkeiten. Man bekam jede Menge Neues mit: In diesem Kurs erfuhr ich, was man alles so braucht und beachten muss, wenn man ein Restaurant eröffnet. Oder wie ein Gebrauchtwarenhandel, unter anderem mit Autos, von Deutschland nach Afrika funktioniert. Hier lernte ich eine Frau kennen, die als Heilpädagogin ein neuartiges therapeutisches Konzept für kranke Kinder entwickelt hatte. Es blieb aber nicht aus, dass einige Wenige - einer stach besonders hervor - überhaupt keine Lust auf diese Veranstaltung hatten. Entsprechend waren die Verhaltensweisen: Sie kamen zu spät, ohne sich zu entschuldigen, hielten die Pausenzeiten nicht ein oder stellten Fragen, die deutlich machten, dass sie überhaupt nicht zugehört hatten. Es war nicht nur eine Respektlosigkeit gegenüber dem Kursleiter, sondern gegenüber der ganzen Gruppe. In manchen Situationen konnte ich natürlich meinen Mund nicht halten und fand deutliche Worte, was allerdings auch nichts half. »Liebe deinen Nächsten, so wie dich selbst«, wurde hier auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Und sich »ein Urteil zu bilden, ohne zu verurteilen«, fiel mir auch schwer. Meine Unzufriedenheit wuchs. Die Gruppenatmosphäre brachte mich an meine Grenzen. Vor allem weil ich merkte, dass ich nicht mit Gelassenheit darauf reagieren konnte, das störte mich am meisten. Irgendwann hatte ich aber die Nase voll davon, mich so herunterziehen zu lassen, und versuchte meinen Blick nur noch auf die positiven Seiten dieses Lehrganges zu lenken. Schließlich hatte ich hier auch Menschen kennengelernt, die meinen Horizont neu erweiterten, von denen ich sogar in der Folgezeit profitieren sollte. Ich verstand mich mit Heike, Markus, Johannes und Martina besonders gut. Alle vier sehr unterschiedlich vom Typ. Heike, die Heilpädagogin, passt schon rein äußerlich zu dem Konzept, das sie entwickelt hat. Sie wirkt wie ein kleiner Kobold mit ihrer farbenfrohen Kleidung, dem struwweligen Haar und dem liebevoll-frechen Blick ihrer dunklen Augen. Wir waren alle davon überzeugt, dass ihr therapeutischer Ansatz »Farben für die Seele« auch aufgrund ihrer Person erfolgreich sein würde. Markus wollte sein Hobby zum Beruf machen und Motorradfans in eigener Halle Werkstattplätze sowie Werkzeug zum Seiberschrauben vermieten. Sein Humor ist staubtrocken und war an manchen Stellen im Unterricht mehr als treffend, sodass wir beide, wir saßen nebeneinander, manchmal wie zwei kleine Pennäler herumkicherten. Auch das war wenig respektvoll gegenüber unserem Kursleiter. Johannes, einer unser Akademiker in der Runde, ist Patentanwalt und war im Begriff, sich niederzulassen. Er ist mit ganz viel Herz ausgestattet, was er aber so manches Mal hinter einer rauen Schale und einem mehr als trockenem Humor versteckt. Wir fanden ihn köstlich und mochten ihn gern, er kam damit aber nicht bei allen gut an, was ihm jedoch ziemlich egal war. Martina, ungefähr in meinem Alter, plante sich mit Kulturreisen selbstständig zu machen. Als Volkskundlerin arbeitet sie nebenher bei einem Verlag. Sie ist eine feinsinnige und sehr intelligente Frau mit einer guten Beobachtungsgabe. Am Ende des Kurses bot sie mir an, mich bei meinem Buch zu unterstützen. Ich nahm natürlich mit Freuden an. Nach drei Wochen war der Kurs endlich vorbei und ich um viele Erfahrungen reicher. Aber nicht nur das, während des Kurses traf ich die endgültige Entscheidung, mich als Beraterin selbstständig zu machen. Ich hatte das unbestimmte Gefühl, dass ich damit für meine weitere persönliche Entwicklung, privat und beruflich, das Richtige tat. Ich versprach mir dadurch größeren Spiel- und Freiraum, um meine eigenen Schritte zu gehen.
    Die Adventszeit stand vor der Tür. Zum ersten Mal konnte ich die Wohnung in Ruhe adventlich schmücken. Nicht wie in den Jahren zuvor, mal eben zwischen Tür und Angel. Es machte Spaß, den Adventskranz mitten am Tag auszusuchen und nicht in der Dunkelheit, nach Feierabend, so wie
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