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Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Titel: Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
Autoren: Christine Feehan
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sein unbeugsamer Wille hielt durch. Dafür würde sie büßen, wirklich leiden. Der Körper, den sie quälte, war so klein, dass er einem Kind gehören musste.
    Der Operationssaal war schwach erleuchtet, genauso, wie Dr.
    O'Halloran es am liebsten hatte; nur auf den kleinen Körper auf dem Operationstisch fiel helles Licht. Ihr ungewöhnlich scharfes Gehör schnappte Stimmen vom Gang auf: Eine der Schwestern tröstete gerade die Eltern des Patienten. » Sie haben Glück, dass Dr. O'Halloran heute Abend Dienst hat. Sie ist die Beste, die es gibt. Sie hat eine Gabe. Wirklich. Auch wenn es kaum noch Chancen gibt, schafft sie es, ihre Patienten zu retten. Ihr kleiner Junge könnte nicht in besseren Händen sein.«
    »Aber er sah furchtbar aus!« Das war die völlig verängstigte Mutter, die jetzt schon zu trauern schien.
    »Dr. O'Halloran ist dafür bekannt, wahre Wunder zu wirken. Haben Sie Vertrauen. Sie gibt einfach nicht auf, bis sie ihre Patienten zurückgeholt hat. Wir haben manchmal das Gefühl, dass sie sie mit ihrem Willen dazu bringt weiterzuleben.«
    Shea O'Halloran konnte im Moment keine Ablenkung gebrauchen, schon gar nicht eine Krankenschwester, die den Eltern versicherte, dass sie dieses Kind mit dem zerschmetterten Brustkorb, dessen Innenorgane heillos durcheinandergeraten waren, retten würde. Nicht, nachdem sie die letzten achtundvierzig Stunden mit Forschungsarbeiten verbracht hatte und ihr Körper förmlich nach Schlaf und Nahrung schrie. Sie 19

    blockte alle Geräusche, alle Stimmen ab und konzentrierte sich völlig auf ihre Aufgabe. Sie würde diesen kleinen Jungen nicht verlieren. Auf gar keinen Fall. So einfach war das für sie. Sie ließ sich nie eine andere Wahl, ließ niemals zu, dass ein anderer Gedanke in ihr Bewusstsein drang.
    Sie hatte ein gutes Team und wusste, dass sie und die anderen hervorragend miteinander arbeiteten, wie das gut geölte Laufwerk einer Maschine. Sie brauchte nie hinzuschauen, um sich zu vergewissern, ob ihre Anweisungen befolgt und ihre Wünsche erfüllt wurden, die anderen waren immer für sie da.
    Wenn sie in der Lage war, Patienten zu retten, wo ihre Kol-legen scheiterten, war es nicht allein ihrem Können zu verdan-ken.
    Sie beugte sich tiefer über den kleinen Jungen und verdrängte in ihrem Denken alles bis auf den Wunsch, dass dieses Kind am Leben blieb. Als sie eine Hand ausstreckte, um das Instrument zu nehmen, das die Schwester ihr reichte, traf sie etwas wie ein Schlag. Ein jäher Schmerz befiel sie und schoss wie ein schreckliches Feuer durch ihren Körper. Eine derartige Qual hatte sie schon einmal erlebt, vor ein paar Jahren. Sie war nie dahintergekommen, was damals mit ihr los gewesen war. Die Schmerzen hatten nach vierundzwanzig Stunden einfach aufgehört. Jetzt, da das Leben eines Kindes an einem seidenen Faden hing und gänzlich von ihrem Können abhing, konnte sie sich nicht den Luxus leisten, in Ohnmacht zufallen.
    Der Schmerz packte sie, wühlte in ihrem Inneren und nahm ihr den Atem. Shea rang um ihre Selbstbeherrschung, wobei ihr die jahrelange Übung darin, sich ständigfest im G r i f f zu haben, gute Dienste leistete. Genauso wie sie es mit jeder anderen Ablenkung machte, verdrängte sie den Schmerz aus ihrem Bewusstsein und konzentrierte sich auf das Kind.
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    Die Krankenschwester, die am nächsten bei ihr stand, warf der Ärztin einen betroffenen Blick zu. In all den Jahren, die sie mit Dr. O'Halloran arbeitete, einer Frau, die sie bewunderte, fast vergötterte, hatte sie nie erlebt, dass die Chirurgin unkonzentriert wirkte, nicht einmal eine Sekunde lang. Jetzt hatte Shea wie erstarrt dagestanden - nur ein paar Herzschläge lang, aber der Schwester war es trotzdem aufgefallen, weil es so ungewöhnlich war. Dr. O'Hallorans Hände hatten gezittert, und ihr war der Schweiß ausgebrochen.
    Die Schwester hob automatisch eine Hand, um den Schweiß-
    film von der Stirn der Ärztin zu tupfen. Zu ihrem Entsetzen waren auf dem Tuch Blutflecken zu sehen. Bluttropfen drangen aus Dr. O'Hallorans Poren. Die Schwester tupfte noch einmal Sheas Stirn ab, wobei sie versuchte, das Tuch vor den anderen zu verbergen. Etwas Derartiges hatte sie noch nie erlebt.
    Dann war Shea wieder sie selbst und sofort völlig auf ihre Arbeit konzentriert. Die Schwester schluckte all ihre Fragen hinunter und machte sich ebenfalls an die Arbeit. Die Bilder der Instrumente, die Dr. O'Halloran brauchte, tauchten in so rascher Abfolge vor ihrem geistigen Auge auf, dass ihr
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