Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)

Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)

Titel: Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)
Autoren: Dorothé Kanders
Vom Netzwerk:
1
    Rom, Italien, siebzehn Jahre später, 25. April
    Die
fahlen Lippen über ihm lächelten.
    Es war dunkel und kalt und der Schein der Öllampe
neben ihm nur ein Tropfen Licht in der Finsternis.
    Auf dem Boden kniend blickte er zu ihm hoch, sah den
Spott in den eisblauen Augen.
    Der warme Atem des bleichen Mannes streichelte sein
Gesicht. Der strenge Ledergeruch der behandschuhten Finger an seiner Kehle war
erstickend, ein Relikt aus dieser Welt, die er wohl so unabwendbar verlassen
musste.
    »Warum ausgerechnet ich?«
    Die eisblauen Augen kamen ihm ganz nah. »Sie wissen,
warum.«
    »Nein, unmöglich. Der rechte Weg … der Weg des Herrn.
Es war kein böser Wille. Ich wollte nicht …«
    »So, Sie wollten nicht. Sie haben es aber getan! Wegen
der Gefahr der Unzucht soll aber jeder seine Frau haben und jede soll ihren
Mann haben, 1. Korinther 7,2. Sie sollten die Bibel doch kennen«, sagten die
fahlen Lippen.
    Das Atmen war eine Qual. Der Boden war feucht, das
bleiche Gesicht über ihm einfach grässlich. Vade retro, Satana! So konnte
doch kein Mensch aussehen! Ein Dämon oder Satan selbst! Der Teufel hat dich
geschickt!
    Der Schimmelgeruch ringsherum klebte wie Patina an
seinen Bronchien. Hier unten in den Katakomben Roms würde ihn niemand retten.
    Die finden nicht mal meine Überreste! Ein Toter unter Toten in einem Grab zwischen Gräbern.
    Denn sonst war hier nichts. Gräber rechts und links
entlang der Gänge, Nischen in die Wände gegraben, die Überreste der Toten
darin, meist zu Staub zerfallen, einzelne Schädel, einzelne Gebeine, die der
Zahn der Zeit bisher verschont hatte, und darüber die belebten Straßen und
engen Gassen Roms, der Ewigen Stadt.
    Sein Herz pochte, dass es schmerzte, als die Finger
des bleichen Mannes wie Spinnenbeine von seiner Kehle zu seinen Schläfen
wanderten.
    Tot! Noch Minuten, vielleicht nur Sekunden, und er
würde tot sein, hier und jetzt, kein Irgendwann mehr, kein Hinausschieben.
    Zeitlebens hatte er danach gestrebt, dem Himmelreich
nahe zu sein, doch jetzt war es ihm unerträglich, diesen grausamen Planeten Erde
mit seinem Terror, seinen Kriegen, Morden und Krankheiten verlassen zu müssen,
einfach so. Er, der Diener Gottes, der die Zweifel anderer an Gott stets
verworfen hatte, war starr vor Furcht bei dem Gedanken an den Tod.
    Absolve me, domine , flehte er. Gott, vergib mir.
    Sanft drehten die Finger seinen Kopf zur Seite, ganz
vorsichtig, zärtlich wie eine Liebkosung, und ließen so ihren Besitzer den
Vorgeschmack seiner Tat auskosten.
    »Geht es Ihnen um Geld?«
    »Ich sagte, Sie wissen, warum.«
    Einen Augenblick hingen ihre Blicke ineinander.
    Die Fingerspitzen an seinen Schläfen waren kalt. Miserere me i …
    »Fahr zur Hölle! Das soll ich Ihnen ausrichten.« Die
hohle Stimme hallte wider.
    Ein Ruck, und er hörte seine Halswirbel
brechen. Der Tod ließ ihn die Augen aufreißen. Seine Glieder zuckten. Lautlos
sank er zu Boden.
    Sein
Leichnam lag verkrümmt da.
    Der
bleiche Mann blickte lächelnd auf ihn hinab.
    Eine Genugtuung, ein Wohlgefühl, dass er seinem Opfer
wie ein Dämon oder ein Engel der Apokalypse erschienen sein musste, ein Spiel,
wie es köstlicher nicht hätte sein können. Dabei hatte er nur seinen Auftrag
erledigt. Seine Auftraggeber würden zufrieden sein.
    Doch es war noch nicht vollbracht.
    Das eiserne Instrument gab ein leises Sirren von sich,
als er es aus dem Stoffsack an seiner Schulter zog und in die Hocke ging. Da
waren zwei lange spitze Zinken an jeder Seite dieses Dings, spitzer als jeder
Pfeil.
    Scheiße, Mann! Das sind Verrückte, Irre, Perverse.
    Wer sonst würde so etwas verlangen?
    Trotzdem musste er es tun.
    Mit Daumen und Zeigefinger hob er das Kinn des Toten
an.
    Die Knochen knackten und warmes Blut lief ihm über die
Lederhandschuhe, als er das Instrument mit der einen Seite in das Brustbein des
Toten und mit der anderen in dessen Unterkiefer stieß.
    Er verzog die Lippen. Morden, das war eine Sache. Das
war ein Genuss, machte süchtig, war wie ein Rausch. Aber das …
    Und dennoch. Unmöglich, das auszuschlagen. Der Job war
einfach viel zu gut bezahlt.
    Natürlich .
Er lächelte. Natürlich ist er gut bezahlt. Ist der Vatikan nicht einer der
reichsten Staaten der Welt?

2
    Es
war das Geräusch über ihm, das den Alten unter der Brücke vor der Engelsburg
vier Stunden später weckte, und der Durst.
    Noch war es dunkel in Rom.
    Der Tag war noch nicht da.
    Die leere Schnapsflasche rollte beiseite, als er
dagegen stieß. Seine Knie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher