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Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)

Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)

Titel: Sanctus Satanas - Das 5. Gebot: Thriller (German Edition)
Autoren: Dorothé Kanders
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hochblicken.
    »Wer ist da?« Langsam stand Martinez auf. Wie tote
Augen schienen ihn die dunklen Fenster der Gefängniszellen anzuglotzen. Die Tür
der Zelle direkt vor ihm schien zu pochen, zu rütteln, als wollte sie aus den
Angeln brechen.
    Oder war das Rütteln nur der Schwindel in seinem Kopf
und das Pochen nur das wilde Klopfen seines Herzens?
    Nach wenigen Schritten stand er vor der Zelle. Die
Klinke fühlte sich kalt an, als er die Tür mit einem Ruck aufriss.
    Das Gesicht in der Dunkelheit der Zelle war bleich,
und Martinez spürte seine Knie weich werden.

6
    In
Deutschland fand sich Lena im gleichen Augenblick auf einem Bahnsteig des
Berliner Hauptbahnhofs wieder. Es hatte aufgehört zu regnen, und die Mittagssonne
wagte einen Blick durch ein Loch in der grauschwarzen Wolkendecke.
    Lenas Magen ließ ein leises Knurren hören.
    Im Zug würde sie etwas essen können.
    Eine Diskussion mit ihrem Chef beim Landeskriminalamt
Berlin hatte sich erübrigt. Ihrer Bitte um Urlaub war er mit den Worten »Sie
sehen aus, als könnten Sie Urlaub gebrauchen.« sofort nachgekommen. »Und
schlafen Sie sich mal richtig aus, Lena.«
    Ratternd fuhr der Zug in den Bahnhof ein und kam
quietschend zum Stehen, während die Menschen auf dem Bahnsteig nach ihren
Taschen und Koffern griffen und die Waggons ansteuerten. Eine pummelige Frau
mittleren Alters mit einem Dackel auf dem Arm drängelte sich an den
aussteigenden Passagieren vorbei zur Waggontür.
    Lena zögerte. Bist du verrückt? Was tust du hier?
    Sie war dem Foto eines goldenen Kreuzes mit einer Rose
gefolgt, abgebildet im Online-Nachrichtenticker bei Google. Das Kreuz war bei
einer Leiche in Rom gefunden worden, und es hatte sie hierhin geführt wie an
einem unsichtbaren Faden, zwang sie an einen Ort zurückzukehren, der …
    Die Frau mit dem Dackel steckte den Kopf aus dem
Waggonfenster. Ihr Blick blieb an Lena haften. »Warten Sie auf jemanden? Ist er
nicht gekommen?« Ihre Mundwinkel zuckten. »Also, dem würde ich keine Träne
nachweinen.«
    Das tat Lena auch nicht mehr. Marc hatte sie vor zwei
Wochen einfach sitzenlassen, war ohne viele Worte einfach ausgezogen, und
Schmerz, Wut, Verzweiflung und ihr angeknackstes Selbstwertgefühl hatten sie
viele Tränen gekostet, sie am Schlafen und Essen gehindert. Wie ein Tier war
sie, wenn sie freihatte, durch ihre Wohnung getigert oder aus ihr geflüchtet
und blindlings durch Berlins Straßen gelaufen, aber jetzt …
    Sie schenkte dem stark geschminkten Gesicht, unter dem
die spitze hechelnde Schnauze des Dackels zu sehen war, ein Lächeln. »Nein. So
ist es nicht. Ich erwarte niemanden.«
    Die Frau erwiderte das Lächeln. »Na dann. Wenn Sie
noch mitfahren wollen …«
    Lena fröstelte, als sie in den Zug stieg.
    »Hier rein.« Die Dackelfrau winkte sie in ihr Abteil.
»Urlaub?« Die Frau setzte den Dackel auf den Boden, während Lena ihre
Reisetasche auf der Ablage über ihr verstaute.
    »Nein, heim.« Lena fröstelte wieder, als sie sich
setzte. »Ich fahre heim.« Sofern man einen Ort, an dem man siebzehn Jahre nicht
gewesen war, noch als Heimat bezeichnen konnte.
    »Ich heiße Beate Hoffmann und …«
    »Was ist?« Der erstaunte Blick entging Lena nicht, als
Beate Hoffmann sich rechts neben sie setzte. Hastig knöpfte sie ihr
dunkelblaues Damenjackett zu, um das Waffenhalfter zu verdecken. Natürlich
hätte sie ihre Dienstwaffe zuhause lassen müssen. Aber sie hatte es nicht über
sich gebracht.
    »Ist die geladen? Hab ich etwas zu befürchten?« Beate
Hoffmann nahm es offenbar mit Humor.
    Entschlossen hielt Lena ihr die Hand hin. »Lena
Meissner, Landeskriminalamt Berlin.« Ihr Lächeln war herzlich. »Außer Dienst,
falls Sie keinen Mord begangen haben.«

7
    Gegen
Abend dieses Tages erfüllte Straßenmusik die schmale Gasse namens Borgo Pio nur
ein paar Straßen entfernt von der Engelsbrücke in Rom.
    Nichts, dachte
Commissario Bariello, während er durch die belebte Gasse ging. Der Tag war fast
zu Ende, und die Ermittlungen drehten sich im Kreis. Nichts. Keine
Fingerabdrücke an Kardinal Dominguez' Leichnam, keine DNS des Täters, nur ein
paar dunkle Flusen, die von der Kleidung des Täters stammen konnten.
    Und die Motivation des jungen Mannes, der gegen Mittag
auf die Kuppel des Petersdoms gestiegen war und sich dort zur Schau gestellt
hatte, war offenbar nur persönlicher Natur, bestehend aus Frustration und Enttäuschung.
Eine Verbindung zu dem Mord war ihm nicht nachzuweisen.
    Es hatte Stunden gedauert, bis ein
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