Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Titel: Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
Die Zeit, die verging, bedeutete in der Enge seiner Welt nichts.
    Seine Handgelenke waren gefesselt, sodass er kaum Bewegungsfreiheit hatte, aber jedes Mal, wenn ein Wesen nahe genug kam, um ihn zu wecken, kratzte er in dem vergeblichen Versuch herauszukommen an den Wänden seines Sargs. Seine Willenskraft kehrte zurück, sodass er irgendwann Beute anlocken konnte, aber es reichte kaum zum Überleben. Es war unmöglich, seine Macht und Stärke zurückzugewinnen, ohne die ungeheure Menge Blut zu ersetzen, die er verloren hatte. Jedes Mal wenn er aufwachte und sich rührte, strömte frisches Blut aus seinen Wunden. Ohne das Blut, das er brauchte, um seinen Verlust auszugleichen, konnte sein Körper nicht genesen. Es war ein grauenhafter, endloser Kreislauf, ein Albtraum, der bis in alle Ewigkeit andauern würde.
    Dann begannen die Träume. Sie weckten ihn, wenn er Hunger litt, einen Hunger, den er nicht stillen konnte.
    Eine Frau. Er erkannte sie und wusste, dass sie dort draußen war, lebendig, frei, ohne Fesseln, nicht in der 16

    Erde begraben, sondern imstande, sich ungehindert zu bewegen. Sie war außerhalb seines geistigen Zugriffs, und doch war er ihr sehr nah. Warum kam sie nicht ? Er konnte kein Gesicht heraufbeschwören, keine Vergangenheit, nur das Wissen, dass sie irgendwo da draußen war. Er rief nach ihr. Bettelte, flehte und tobte. Wo war sie ? Warum kam sie nicht zu ihm? Warum ließ sie zu, dass seine Qualen andauerten, wenn schon ihre Anwesenheit in seinem Bewusstsein das furchtbare Gefühl von Isolation lindern konnte? Was hatte er getan, das schrecklich genug war, um eine solche Strafe zu verdienen?
    Zorn fand den Weg in seine Welt, sogar Hass. In dem Mann entstand ein Monster, das gefährlich und tödlich war. Es wuchs, indem es sich von dem Schmerz nährte, und entwickelte einen unbeugsamen Willen. Fünfzig Jahre, hundert Jahre - was bedeutete es schon, wenn er bis zu den Pforten der Hölle vordringen musste, um Rache zu nehmen? Dort war er bereits, ein Gefangener in jedem wachen Moment.
    Sie würde zu ihm kommen. Er gelobte es. Er würde seine ganze Willenskraft einsetzen, um sie zu finden.
    Und wenn er sie erst einmal gefunden hatte, würde er wie ein Schatten im Hintergrund ihres Bewusstseins lauern, bis er vertraut genug mit ihr war, um ihr seinen Willen aufzuzwingen. Sie würde zu ihm kommen, und er würde seine Rache haben.
    Hunger nagte jedes Mal an ihm, wenn er wach wurde, sodass Schmerz und Hunger miteinander verschmolzen und eins wurden. Sich darauf zu konzentrieren, den Weg zu der Frau zu finden, nahm ihm allerdings ein wenig von seiner Qual. Seine Konzentration war so 17

    ausschließlich, dass es ihm tatsächlich gelang, die Schmerzen für kurze Zeit abzublocken. Anfangs nur einige Sekunden, dann Minuten. Jedes Mal, wenn er aufwachte, richtete er seine Willenskraft darauf, sie zu finden. Es gab nichts anderes zu tun. Monate oder Jahre, es kümmerte ihn nicht. Sie konnte ihm nicht ewig entkommen.
    Als er das erste Mal an ihr Bewusstsein rührte, war es nach all den unzähligen fruchtlosen Versuchen ein solcher Schock, dass er den Kontakt sofort wieder verlor.
    Und bei der spontanen freudigen Erregung, die ihn befiel, schoss ein hellroter Strahl Blut rund um den Pfahl hervor, der tief in seinem Körper steckte, und beraubte ihn seiner verbliebenen Kraft. Er schlief lange Zeit, um sich davon zu erholen. Eine Woche vielleicht. Einen Monat. Es gab keinen Grund, die Zeit zu messen. Jetzt hatte er eine Richtung gefunden, auch wenn die Frau immer noch weit entfernt von ihm war. Die Entfernung war so groß, dass es seine ganze Konzentration erforderte, sie über Raum und Zeit hinweg zu erreichen.
    Jacques versuchte es erneut, als er aufwachte. Diesmal war er unvorbereitet auf die Bilder, die er aus ihrem Bewusstsein empfing. Blut. Eine kleine menschliche Brust, die weit geöffnet war. Ein pulsierendes Herz. Ihre Hände tauchten tief in die offene Brusthöhle ein und waren mit Blut bedeckt. Andere waren bei ihr, und sie lenkte ihr Handeln mit ihrem Geist. Es schien ihr nicht bewusst zu sein, dass sie es tat. Ihre ganze Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf ihre ungeheure Aufgabe. Die Leichtigkeit, mit der sie die anderen dirigierte, wies darauf hin, dass ihr diese Tätigkeit vertraut war. Die Bilder waren eindringlich und 18

    grauenhaft, und er wusste, dass sie an dem Verrat beteiligt gewesen war, dass sie zu jenen gehörte, die ihn gefoltert hatten. Fast hätte er den Kontakt verloren, aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher