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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria
Autoren: Frank Adam
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zwei Achtpfünder-Pivots haben wir. Da soll mal erst einer kommen.«
    »Bei euch beiden Scharfschützen muss sich da sogar eine Fregatte vorsehen«, scherzte David. »Gute Reise, Mast- und Schotbruch und grüß mir die Dimitrijs.«
    Die Winters und Watsons verlebten in London einige schöne und harmonische Tage mit ihren Söhnen. David hatte vormittags in der Admiralität oder beim Auswärtigen Amt zu tun, aber die Nachmittage besichtigten sie Parks, das Britische Museum oder einfach nur die schönsten Ladenstraßen, die den Damen genug Anregung boten.
    Aber die Männer kamen auch auf ihre Kosten, als David die drei Perkussionspistolen bei einem bekannten Waffenschmied aussuchte, die er den drei jungen Midshipmen an der spanischen Küste versprochen hatte. Sie konnten zwischen fünf Modellen wählen, die noch unterschiedlich verziert werden konnten und auch in der Größe der Schäfte variierten.
    Der Meister erläuterte die Vor- und Nachteile eines jeden Modells, ließ Edward und John David die Waffen in die Hand nehmen und bedauerte außerordentlich, dass Alexander nicht anwesend war. Aber ein Kollege von ihm in Portsmouth würde gern kleine Angleichungen vornehmen.
    Er wies sie darauf hin, dass der Abzug bei diesem Modell breiter war als bei jenem. Das sei manchem lieb, anderen weniger. Er zeigte das Pulverhorn, die Laufreiniger, die Kugeln und lobte die Wahl, die Edward und John schließlich trafen. Er versprach, alles in zwei Tagen zu liefern.
    »Damit können sie doch besser hantieren als mit unseren offiziellen Marinepistolen, mit denen man eher zuschlagen als schießen kann«, sagte David zu James.
    »Ich wünschte, ich hätte als junger Bursche schon so gute Waffen gehabt«, sagte James nachdenklich.
    Abends speisten sie mit den Kellys, aßen daheim oder gingen in eines der bekannten Restaurants. »Schade, dass Alexander nicht bei uns sein kann. Er isst so gern«, sagte Edward beim ersten Restaurantbesuch.
    »Da unterscheidet er sich nicht von seinem Vater«, bestätigte David. »Gregor konnte mit Leidenschaft riesige Mengen vertilgen. Nun ja, er musste ja auch einen großen Körper mit Nachschub versorgen.«
    Es hätte Gedankenübertragung sein können, denn Gregor wischte sich zur gleichen Zeit mit einem Tuch den Mund ab und sagte: »Du müsstest öfter an Bord sein, Victoria. Wenn der Jan dort kocht, dann schmeckt es nicht halb so gut.«
    Jan, der zehamputierte Invalide, lachte. »Und ich geb dir auch kein Küsschen vor dem Essen, Käptn.«
    In das allgemeine Gejohle hinein wehrte Gregor ab. »Auf deinen Kuss verzichte ich gerne. Aber jetzt nehme ich eine Mütze voll Schlaf. Harry macht die erste Wache, Jan die zweite. Dann bin ich wieder dran. Wenn etwas ist, weckt mich.«
    Die Britta III glitt mit gekürzten Segeln dicht vor der britischen Küste vor Hastings durch die Nacht. Der Wind war mäßig, aber stetig und sie konnten die Lichter von Bexhill und Eastbourne so gut sehen wie das Leuchtfeuer von Beachy Head. Kein Grund also, sich vor Anker zu legen und später in Portsmouth einzutreffen.
    Gregor war schon vor vier Uhr früh aus seiner Koje geklettert. Seine Blase drückte ihn und er wollte sich noch ein Brot schmieren, bevor er seine Wache übernahm.
    »Na, hast du Angst, ich schmuse auf Wache mit einer Seejungfrau?«, fragte ihn Jan. »Es müsste eine Vorschrift geben, dass den Matrosen auch Frauen gestellt werden, wenn der Käptn seine an Bord hat.«
    »Hau dich lieber aufs Ohr, Jan. Da hast du in deinem Alter mehr davon. Die Frauen überlass den jungen Männern.«
    »Gib nicht so an, Käptn, mit deinen zehn Jahren weniger. Das mach ich durch Erfahrung wett. Aber ich geh ja schon. Wind aus Ost-Nordost, Stärke vier. Keine Vorkommnisse. Mach's gut.«
    Gregor fühlte, wie das Steuerruder in der Hand lag. Dann hakte er es ein und sah nach den Segeln. Alle standen gut. Vor und seitlich vom Schiff war alles frei. Er setzte sich am Ruderhaus hin und ließ den Blick gewohnheitsmäßig an Deck herumschweifen, prüfte den Horizont und die Wolken, sah nach dem Barometer, schnupperte in den Wind, bewegte sich ein wenig und begann dann erneut mit der gleichen Prozedur.
    Nach einer Stunde hörte er, wie unten seine Victoria rumorte. Sie bereitete das Frühstück vor. Gregor schmunzelte. Sie würde sich besondere Mühe geben, weil ihr Alexander an Bord war. Er selbst war auch mächtig stolz. War doch etwas für einen früheren russischen Leibeigenen: der Sohn als Britischer Offiziersanwärter und er selbst als
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