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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria
Autoren: Frank Adam
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eilig auf die Tür zu und dienerte. »Sir David, wie schön, Sie wieder im Lande zu sehen. Wollen Sie zu Sir Hugh, Sir? Er ist seit wenigen Minuten im Haus.«
    »Ja, führe er mich hin. Er wird ja immer jünger. Ich hoffe, es geht ihm gut.«
    »Danke der Nachfrage, Sir David. Aber wir sind schon hier.« Und er klopfte an eine Tür.
    Vizeadmiral Sir Hugh Kelly war Steuermannsmaat und Leutnant auf der legendären Fregatte Shannon gewesen, als David dort seinen Dienst als ›Captain's servant‹ antrat, wie es damals hieß. Sie hatten sich in den folgenden Jahren immer wieder getroffen und waren enge Freunde geworden. Sir Hugh war jetzt der älteste der ›Professionellen Lords‹ in der Admiralität, wie man die ehemaligen Flottenoffiziere unter den Lords nannte, und trug daher auch den Titel ›Erster Seelord‹.
    Sie umarmten sich in Kellys Zimmer herzlich, erkundigten sich nach dem Wohlergehen des anderen, nach Frau und Kindern und kamen dann bei einer Tasse Kaffee auf den Grund ihres Treffens.
    »Du weißt, David, dass wir dich von der spanischen Küste mitten im Sieg weggeholt haben, um dir den Oberbefehl in der Adria zu geben. Das Adriatische Meer ist der einzige Teil des Mittelmeers, in dem wir noch nicht die Oberhand haben. Das sollst du ändern und die großen Küstenstädte von den Franzosen freikämpfen. Ich habe mir hier eine Karte des Gebietes mit den neuen Grenzen aufhängen lassen.« Er ging zur Karte.
    »Du weißt, dass die Franzosen sich nach ihrem Sieg bei Austerlitz Dalmatien von den Österreichern abtreten ließen. Als die Russen und Türken 1799 Korfu und die anderen ionischen Inseln von den Franzosen eroberten, warst du selbst dabei. Doch was Soldaten erobern, verschenken Politiker oft. Nach dem Frieden von Tilsit haben die Russen die Sieben Inseln den Franzosen übergeben. Nach dem Frieden von Schönbrunn anno 1809 gehören die illyrischen Provinzen, wie sie jetzt Dalmatien, Istrien und die anderen Gebiete nennen, einschließlich Tirol und Belgrad zu dem Vasallenstaat Italien. Frankreich herrscht also über die gesamte Küste und über Dubrovnik. Wir haben die meisten ionischen Inseln zurückerobert, aber Korfu ist zu stark für eine Besetzung. Eigentlich haben wir nur einen Stützpunkt in der Adria selbst, das ist die Insel Vis.«
    David warf ein: »Da war doch vor zwei Jahren eine Seeschlacht.«
    »Ja, Kapitän Hoste hat sie gewonnen. Über ihn werden wir gleich noch sprechen. Aber erst noch zu den Gefahrenpunkten: Wir müssen Venedig unter strikter Kontrolle halten, weil die Franzosen dort mit Nachdruck Kriegsschiffe bauen, auch 74er. Du wirst es eng blockieren müssen. Der zweite Punkt ist die Verbindung von Otranto nach Korfu. Auf dieser Route wollen die Franzosen immer wieder Nachschub für die Garnison in Korfu schmuggeln. Sonst bleibt ihnen nur Ali Pascha als Lieferant, und der ist unzuverlässig und teuer.«
    »Dieser Bandit lebt und herrscht immer noch?«, wunderte sich David. »Ich hätte angenommen, der Sultan hätte ihn aufhängen lassen oder irgendjemand hätte ihm den Hals durchgeschnitten. Nach unseren Maßstäben herrscht er über einen reinen Banditenstaat.«
    »Ja, er lässt sich von allen bezahlen und betrügt alle. Das Völkergewirr an der Adria ist dir ja bekannt. Die französische Herrschaft hat noch zusätzlich Hilfstruppen aus den deutschen Staaten, Polen, Holland und auch der Schweiz hinzugefügt. Es sind aber eher zweitklassige Einheiten. Die kampfkräftigeren mussten mit nach Russland.«
    »Und von dort gibt es kaum eine Wiederkehr«, fiel David ein.
    »Was willst du damit sagen? Napoleon marschiert nach unseren neuesten Meldungen auf Borodino. Von dort ist es nicht weit nach Moskau. Dort könnte er überwintern«, widersprach Admiral Kelly.
    »Eher zünden die Russen ihre Hauptstadt an«, erklärte David überzeugt. »Er kann ihnen im Winter nicht widerstehen. Ich kenne die Russen und ihre Winter.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr, lieber David. Aber wie dem auch sei. Wir müssen Napoleons Flanken aufrollen, so lange seine Kräfte dort geschwächt sind.«
    »Und wer hilft uns in Illyrien dabei?«, fragte David.
    »Die unterdrückten Völker. Sonst kannst du wenig erwarten. Neapel hat jetzt Napoleons Marschall Murat als König. Österreich ist mit Napoleon verbündet, Italien in der Hand seiner Günstlinge. Wo soll da Hilfe herkommen? Wir müssen den Völkern, die ja drangsaliert und ausgebeutet werden, bei ihrer Befreiung helfen und hoffen, dass andere sich ein Beispiel
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