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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria
Autoren: Frank Adam
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»Das ist nicht unser Tag, oder die da drüben sind mit dem Satan im Bunde. Wir können nicht mehr gewinnen. Warum sollen wir uns zusammenschießen lassen und krepieren? Hört auf zu schießen und holt die Flagge ein.«
    »Recht hat er!«, brüllten andere.
    »Feiglinge!«, schimpften wieder andere. Aber dann schlug eine Kugel dem Wortführer der Kampfwilligen den Kopf vom Hals. Der Körper stand noch einen Augenblick. Die Hand war immer noch erhoben und die Blutfontäne schoss aus dem Hals. Der Anblick war so furchtbar, dass sich auch seine Freunde abwandten und riefen: »Hört auf!«
    Auf der Kuff merkten sie, dass der Lugger nicht mehr schoss. »Sie holen die Flagge ein und schwenken weiße Tücher!«, rief Victoria. »Mein Gott, ihr habt gesiegt!«
    »Du doch auch«, korrigierte sie ihr Mann. »Alberto, was sollen wir tun? Die sind doch viel mehr als wir.«
    Alberto kratzte sich am Kopf. Was machte man mit einem kaum noch schwimmfähigen Lugger, der immer noch etwa dreißig kampffähige Männer an Bord hatte?
    »Dad, wir müssen nah heran, laden Kartätschen und zwingen sie, ihre Karronaden so zu vernageln, dass wir es sehen. Dann müssen sie ihre Handwaffen über Bord werfen und die Segel reparieren. Entweder schleppen wir sie, oder wir segeln windwärts von ihnen und drohen mit unseren Kanonen. Wir sind doch nur gut zwanzig Kilometer vor Portsmouth.«
    Es war Alexander, der den Plan vortrug. Gregor verschlug es die Sprache. Der dachte ja schon wie ein Offizier. Aber Alberto rief: »So müssen wir es machen. Vor Portsmouth treffen wir schon auf die Sloop der Wache, und dann können wir zum Hospital.«
    Die Sloop, die die Einfahrt bewachte, rief das komische Geleit an. Ihre Seesoldaten besetzten den Lugger. Ein Leutnant kam mit einigen Matrosen auf die Kuff. Gregor stellte sich vor.
    »Sie haben den Lugger so zusammengeschossen?«, sagte er ungläubig. »Mit den paar Mann und zwei Kanonen?«
    »Aye, Sir«, antwortete Gregor. »Aber wir sind keine ganz gewöhnliche Besatzung. Meine vier Mann – alle mit Freistellungsscheinen übrigens –, sind erfahrene Invaliden der Flotte. Der eine Gast ist der Bootssteuerer von Admiral Sir David Winter, ich war sein Vorgänger, und der junge Gentleman ist ein Middy von einer Sloop des Admirals.«
    Der Leutnant nickte. »Und die Gäste haben Bescheinigungen, die sie von ihren Schiffen beurlauben?«, fragte er mit einem gewissen Unterton.
    »Selbstverständlich, Sir«, wandte Gregor mit Nachdruck ein. »Wenn Sie denken, was ich vermute, dann kann ich Ihnen viel Ärger ersparen. Sir David Winter hat gerade Santander erobert. Er hat noch zwei Tage auf der Admiralität zu tun. Dann kommt er hier in seine Heimatstadt, und die wird ihrem Lokalhelden zujubeln. Hier nimmt ihm niemand seinen Bootssteuerer und einen jungen Gentleman weg, Sir, mit allem Respekt.«
    Der Leutnant grinste, aber es war kein freundliches Lächeln. »Nun ja, ihr seid ja selbst jetzt alle Helden. Dann werde ich meinem Kapitän berichten, und er wird dem Lazarett und dem Hafenadmiral signalisieren.«
    Britta und David gönnten sich den Luxus des Ausschlafens. Die Watsons wollten heute mit den Söhnen in den St. James Park, um die Tiere zu besichtigen und ein Picknick abzuhalten. Warum, verdammt noch mal, klopfte dann jemand so früh an die Tür ihrer Suite, dachte David.
    Er sprang aus dem Bett, griff sich einen Morgenmantel und öffnete die Tür. James Watson stand vor ihm und lachte. »Tut mir Leid, Onkel David, aber da steht was im Chronicle, das musst du sofort lesen.« Er gab ihm die Zeitung.
    David trat aus der Tür in den hellen Flur und las den Artikel, auf den James mit dem Finger tippte.
    Expressnachricht unseres Mitarbeiters aus Portsmouth: Die Kuff Britta III. der Küstenhandelsreederei ›Whitechurch Enterprises‹ hat mit acht Mann Besatzung und zwei Achtpfünder-Pivots den Kaperlugger ›Victoire‹ mit acht Achtzehnpfünder-Karronaden aus Étaples zur Aufgabe gezwungen. Zehn Franzosen wurden getötet, 32 gefangen.
    Und dann wurde die Geschichte ausgeschmückt. Die Tatsache, dass es sich um Bootsteuerer des Admirals Sir David Winter und einen seiner Offiziersanwärter handelte, ferner um Invaliden seiner Stiftung, wurde gebührend hervorgehoben. Die Frau des Kapitäns wurde zur Amazone, und der Lugger triefte zum Schluss vor Blut.
    David ließ die Seite sinken. »Sind die Kerls denn wahnsinnig? Sie sollen doch nur eine Frachtkuff von London nach Portsmouth segeln. Müssen die gleich
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