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Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)

Titel: Kann denn Lüge Sünde sein? (German Edition)
Autoren: Mina Wolf
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jetzt erzähl erst mal, was los ist.«
    »Ich bin raus«, heulte ich und ließ meinen Kopf in meine Hände fallen.
    »Wo raus?«
    »Aus dem Studium. Ich hab wieder nicht bestanden.«
    »Bist du dir sicher?«, hakte Jan ungläubig nach.
    Ich nickte. »Ja, die Prüfungsergebnisse hingen heute in der Uni aus.«
    »Mann, Vicky!« Jan seufzte und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Schreibtisch. »Man geht doch an seinem Geburtstag nicht in die Uni, um nach den Prüfungsergebnissen zu sehen.«
    »Ich schon«, erwiderte ich trotzig und wischte mir die Tränen von den Wangen.
    Die Tür ging auf und Andreas, einer meiner Jungs-WG-Kumpels, steckte den Kopf herein. Er hielt einen halb aufgepusteten Luftballon in der Hand, und als er mich neben Jan sitzen sah, versuchte er, ihn blitzschnell hinter seinem Rücken zu verstecken. Dabei musste er ihn versehentlich losgelassen haben, denn das verdächtige Geräusch schnell entweichender Luft war hinter ihm zu hören. Weil das klang, als hätte Andy gepupst, musste ich wider Willen lächeln.
    »Vicky! Was machst du denn hier?«, rief er erschrocken, sah aber statt zu mir zu Jan. »Sie ist viel zu früh«, zischte er ihm zu.
    Jan hob nur hilflos die Schultern. »Victoria ist aus ihrem Studium geflogen«, erklärte er.
    »Was? Heute?«, fragte Andy verständnislos. Jan nickte, und mir schossen erneut die Tränen in die Augen.
    »Ich bin eine Versagerin!«, schluchzte ich, und mein Hund legte treuherzig sein Kinn auf mein Knie, um mich zu trösten.
    »Ach, Quatsch!«, widersprach Jan energisch und ging neben mir in die Hocke, um mir meine Tränen aus dem Gesicht zu wischen, »Hey, Andy, geh mal mit Caruso in die Küche und mach ihm ’ne Dose Chappi oder so was auf. Und jemand soll uns mal Taschentücher besorgen!«
    Andreas tat wie ihm geheißen und führte den schwanzwedelnden Caruso hinüber in die Küche. Die Jungs verwöhnten ihn immer, wenn wir in der WG waren – und grundsätzlich schlug der Ca de Bestiar ungern ein Angebot aus, und schon gar nicht, wenn es sich dabei um etwas Essbares handelte.
    Als die Tür hinter den beiden zufiel, spürte ich Jans Zeigefinger unter meinen Augen entlangfahren, dann strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und klemmte sie mir vorsichtig hinters Ohr. »Nicht weinen … Du hast doch heute Geburtstag!«
    »Na und? Wie soll ich feiern, wenn ich jetzt förmlich auf der Straße sitze?« Meine Stimme bekam einen hysterischen Unterton. Doch Jan ging nicht weiter darauf ein, sondern sprach beruhigend weiter.
    »Du sitzt nicht auf der Straße, Vicky. Momentan sitzt du auf einem zugegeben etwas schmutzigen Drehstuhl und bist in unserer Wohnung. Und du hast im gleichen Haus sogar eine eigene, sehr hübsche Wohnung. Und die wirst du auch behalten.«
    »Und wenn nicht?«
    »Für den Fall haben wir eine sehr gemütliche Ausziehcouch – solange du dich nicht an den Brandlöchern und Chipsbröseln störst.« Ich öffnete die Augen und sah durch meinen Tränenschleier hindurch, dass Jan grinste. Nun musste ich ebenfalls lächeln. Es stimmte, man sah den Möbeln hier durchaus an, dass sie einer Männer-WG entstammten. Aber mich hatte das noch nie gestört, ganz im Gegenteil. Ich fühlte mich bei den Jungs immer unheimlich wohl – aber ich musste ihnen ja auch nicht hinterherräumen.
    Die Tür ging wieder auf, und Andreas warf Jan eine Rolle Klopapier zu. »Taschentücher gibt’s in diesem Haushalt leider nicht. So ’nen Unsinn brauchen nämlich nur Frauen.« Er zwinkerte mir zu und verschwand dann wieder im Flur, aus dem man immer noch seltsame Arbeitsgeräusche vernehmen konnte. Als hinter der geschlossenen Tür wieder etwas klirrte, hörte ich Caruso bellen.
    »Was ist hier eigentlich los?«, fragte ich schniefend und riss ein Stück Toilettenpapier ab, um mir lautstark die Nase zu putzen.
    »Wie schon gesagt, du bist viel zu früh …«, antwortete Jan geheimnisvoll.
    »Was? Schmeißt ihr etwa eine Geburtstagsfeier für mich?«, rief ich.
    Er hob die Schultern und blickte mich betont unschuldig an, aber ich kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass ich recht hatte.
    »Und ich platze einfach rein und mache euch die ganze Überraschung kaputt!« Meine kurze Euphorie wurde bereits wieder von meinem schlechten Gewissen zunichtegemacht.
    »Ach was, das ist nicht schlimm. Im Katastrophenmanagement sind die Jungs und ich einsame Spitze und auf alle Eventualitäten vorbereitet.«
    Als ich leise lachen musste, grinste Jan zufrieden.
    »Und was
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