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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle
Autoren: Jennifer Blake
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geschrieben.
    Nathaniel brachte ihm den Brief auf dem Frühstückstablett. Erst nachdem Gavin seinen cafe au lait getrunken und sein Brötchen gegessen hatte, langte er nach dem Schreiben und erbrach das Siegel. Selbst einem zum Tode Verurteilten wurde es gestattet, eine Mahlzeit zu sich zu nehmen, bevor die Strafe vollzogen wurde.
    Es war kein Abschiedsbrief, wie er erwartet hatte, sondern eine Einladung.
    Gavin schob das Tablett beiseite und rief nach Nathaniel.
    Angetan mit einem tabakbraunen Gehrock, gelbbraunen Hosen und einem neuen Biberhut von eindrucksvoller Höhe und seidigem Glanz, verließ er die Passage und überquerte die rue Royale, um sich zu der Straße zu begeben, in der das Stadthaus der Witwe Herriot lag, das die gegenwärtige Adresse ihres Gasts, der wagemutigen Madame Faucher, darstellte.
    Die Dame hatte, wie er fand, wirklich Mut. Sie wollte ihm nicht in schriftlicher Form mitteilen, dass sie endgültig auf seine Dienste als Fechtmeister verzichtete. Stattdessen hatte sie beschlossen, es ihm ins Gesicht zu sagen. Vielleicht indem sie lächelte und ihm die Hand gab. Und ihm dafür dankte, dass er eingegriffen hatte. Anschließend würde sie ihm dann einige persönliche, wenn auch deutliche Abschiedsworte sagen.
    Überraschenderweise war das ein Trost.

Dreißigstes Kapitel
    Als Gavin gemeldet wurde, war Ariadne gerade beim Packen. Sie hatte nicht gedacht, ihn so früh zu sehen, sondern war davon ausgegangen, bis zum Abend warten zu müssen, wo man damit rechnen konnte, dass er Zeit hatte. In den letzten Tagen hatte sie so wenig über ihn gehört, dass sie meinte, er sei zu seinen üblichen Tätigkeiten als Fechtmeister und seinen männlichen Vergnügungen zurückgekehrt. Maurelle hatte sich irritierend vage zu dem Thema geäußert, obwohl Ariadne wusste, dass sie oft jemanden losschickte, um in Erfahrung zu bringen, wie es dem Engländer ging. Maurelle sagte lediglich, dass sein Bad im Fluss und das Aufplatzen seiner Wunde keine schlimmen Folgen gehabt hätten und dass er sich wieder erholt zu haben schien, wie es bei einem gesunden, kräftigen Mann zu erwarten war.
    Das war höchst unbefriedigend.
    Ariadne hatte gedacht, dass Gavin Maurelle vielleicht einen Höflichkeitsbesuch abstatten würde, wenn schon nicht ihr. Sie hatte ihm natürlich wenig Anlass gegeben, um ihretwillen besorgt zu sein, aber um der guten Manieren willen hätte er zumindest so tun können, als ob. Immerhin war sie entführt worden, auch wenn nur wenige die genauen Umstände kannten. Es hätte ja sein können, dass sie mit zerrütteten Nerven im Bett lag oder sonst irgendwie kränkelte.
    Er war nicht erschienen. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass er gesund war, hätte ihr das Sorgen bereitet.
    Wenn er nicht bereit war, aus eigenem Antrieb zu ihr zu kommen, dann musste sie ihn zu sich bestellen. Bestimmte Dinge zwischen ihnen mussten noch geregelt werden, bevor sie auf Wiedersehen sagen konnte. Diese Unterredung würde wahrscheinlich nicht angenehm sein, aber sie lehnte es ab, sich feige aus der Affäre zu ziehen, indem sie die Angelegenheit auf sich beruhen ließ. Unmittelbar nachdem sie diesen Entschluss gefasst hatte, schrieb sie ihren Brief und beauftragte Solon, ihn zuzustellen.
    Da sie sich zum Packen vor den Koffer gekniet hatte, erhob sie sich und schüttelte ihren lavendelfarbenen, schwarz-weiß gestreiften Rock aus, unter dem sie einen schwarzen Unterrock trug. Nachdem sie sich das Haar glattgestrichen und die Lippen zusammengepresst hatte, damit sie rosiger aussahen, ging sie so ruhig, wie sie es vermochte, die Galerie entlang in Richtung Salon.
    Als sie eintrat, drehte er sich um, den Rücken dem im Kamin brennenden Feuer zukehrend und die Hände hinter sich verschränkend. Er lächelte höflich und strahlte eine Selbstbeherrschung aus, die so undurchdringlich war wie eine Ziegelmauer. Er war, wie sie fand, ein wenig blass. Ansonsten schien das, was sich auf der Leodes zugetragen hatte, keine Spuren bei ihm hinterlassen zu haben. Gleichwohl schien er zu leuchten wie ein Kunstwerk in goldenen, braunen und gelblich weißen Tönen, zu denen das strahlende Dunkelblau seiner Augen einen ausgeprägten Kontrast bildete. Wie ein Blitz durchzuckte sie die Erinnerung daran, dass dieser attraktive Fechtmeister sie in den Armen gehalten und geliebt hatte. Sie blieb wie angewurzelt stehen und ließ den Blick über seinen Mund und seine Hände schweifen, während ihr unwillkürlich ein wollüstiger Schauder über den Nacken
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