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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle
Autoren: Jennifer Blake
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hakte sich an etwas Flatterndem von grauer und weißer Farbe fest. Er kniff die Augen zusammen und machte ein bleiches Gesicht aus. Als die Gestalt sich bewegte, erkannte er, was da flatterte - Frauenröcke sowie langes seidiges Haar, das im schwachen Laternenlicht aufschimmerte.
    Mehr brauchte er nicht zu sehen.
    Er hatte Ariadne gefunden.
    In dem Moment hörte er das Klirren von Klingen, sah er im Licht der Laterne Stahl aufblitzen. Eisige Furcht befiel ihn, eine Furcht, die bis in sein Innerstes drang.
    Auf ein Boot zu warten war unmöglich. Gavin zog seinen Gehrock aus, riss sich das Tuch vom Hals, schleuderte es beiseite und bückte sich, um sich seiner Stiefel zu entledigen.
    »Monsieur Gavin?«
    Gavin ignorierte Nathaniels besorgte Frage. Die Augen auf das Schiff gerichtet, raste er den Kai entlang und schätzte ab, wie weit er in der schnellen Strömung abgetrieben werden würde.
    »Nein!«, schrie Nathaniel und kam ihm nach. »Sie können doch nicht...«
    Er drehte sich zurück und sah den Jungen einen ausgedehnten Moment lang an. Dann wandte er sich ab und hechtete in die Wellen.
    Die Kälte des Wassers benahm ihm den Atem, während die Wunden an seinem Körper heftig zu schmerzen begannen. Er achtete nicht darauf, sondern schwamm auf das Schiff zu. Er musste es erreichen. Alles andere spielte keine Rolle.
    Wellen klatschten ihm ins Gesicht, doch er spürte sie kaum. Das vor Anker liegende Schiff war sein Ziel, war das, was ihn anspornte. Er hörte nichts außer dem Rauschen des Flusses und seinem Herzschlag. Während er sich mit gleichmäßigen Bewegungen durch das Wasser pflügte, wagte er kaum, nach vorn zu blicken, weil er befürchtete, sein langsames Vorankommen würde ihn scheitern lassen. Ohne Unterlass gingen ihm bestimmte Sätze im Kopf herum, wieder und wieder flüsterte er sie vor sich hin.
    »Bleib außerhalb deiner Reichweite, Ariadne. Halte Distanz. Bleib außerhalb deiner Reichweite .«
    Unvermittelt ragte die Seite des Schiffes über ihm auf. Ein Stück weiter weg baumelte eine Strickleiter, die zu einer Öffnung in der Reling führte. Er packte das daran hängende Tau und zog sich hoch, bis er die Strickleiter erreicht hatte. Während er hochkletterte, konnte er fast direkt über sich die Kampfgeräusche, das Ächzen der Kombattanten und die Schreie der Zuschauer hören. Kurz darauf war er auf gleicher Höhe mit dem Deck und sah sich suchend nach Ariadne um.
    Sie befand sich nur wenige Yards von ihm entfernt und setzte sich verzweifelt gegen Saschas wütende Angriffe zur Wehr. Offenbar war sie, durch ihre langen Röcke behindert und wegen ihrer flatternden Haare halb blind, kurz davor, den wuchtigen Schlägen des Russen zu unterliegen. Wie sie es geschafft hatte, so lange durchzuhalten, war ihm ein Rätsel.
    In dem Moment sah er, wie sie ausrutschte und das Gleichgewicht verlor.
    »Zu mir, Ariadne! Zu mir!«, schrie er, um unmittelbar darauf die Reling zu beiden Seiten der Öffnung zu packen, an Bord zu springen und die Füße gegen die Teakholzplanken zu stemmen.
    Sie begriff, was er wollte, wusste, was erforderlich war. Noch während sie fiel, stellte sich diese Erkenntnis blitzartig bei ihr ein. Sie lockerte den Griff ihrer Finger um den Säbel und warf ihn Gavin zu.
    Nachdem er ihn aufgefangen hatte, sprang er sofort vor, um Saschas Angriff abzufangen. Feurige Funken stoben aus ihren Klingen, als diese aufeinandertrafen. Gavin band Saschas Säbel und drängte sich mit aller Macht gegen ihn, bis es ihm gelang, den Russen in die Knie zu zwingen.
    Mit vor Wut violettem Gesicht sprang Nowgorodtschew wieder auf. Blitzschnell parierte Gavin seinen Schlag und führte eine Riposte aus. Unmittelbar darauf wurde der Kampf heftiger. Der Rhythmus der Schläge war härter und schneller als zuvor, das über das Wasser hallende Klirren der Säbel hatte einen brutalen Klang.
    Gavin merkte, wie sich die bei einem Duell erforderliche Konzentration bei ihm einstellte, ohne dass er sich von seiner am Körper klebenden, klatschnassen Kleidung, aus der unablässig nach Schlamm riechendes Wasser auf die Planken tropfte, und von dem schmerzhaften Ziehen in seinen Wunden ablenken oder irritieren ließ. Gezielt griff er auf sein ganzes Können zurück und bediente sich all der raffinierten Ausfälle und tödlichen Finessen, die ihm zu Gebote standen.
    Ariadne rappelte sich hoch und trat zur Seite, was Gavin aus den Augenwinkeln mitbekam. Er war froh, dass sie sich aus der Gefahrenzone zurückzog, da er auf diese
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