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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle
Autoren: Jennifer Blake
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rieselte.
    »Madame«, sagte er und neigte den Kopf.
    Als risse der Klang seiner Stimme sie aus ihrer Erstarrung, setzte sie sich ruckartig in Bewegung. Sie schritt auf ihn zu, entschlossen, denselben Gleichmut an den Tag zu legen wie er, sich so zu verhalten, als wäre zwischen ihnen nie etwas Ungehöriges geschehen. »Danke, dass Sie so prompt gekommen sind«, erwiderte sie. »Hat Solon Ihnen schon ...?« Sie hielt inne, als sie das hinter ihm auf dem Kaminsims stehende Glas bemerkte, das eine dunkelgoldene Flüssigkeit enthielt. »Wie ich sehe, hat er. Ausgezeichnet. Möchten Sie sich nicht setzen?«
    »Ich würde lieber stehen bleiben«, entgegnete er. »Herkömmlicherweise wird man in aufrechter Stellung hingerichtet.«
    Sie sah ihn durchdringend an. »Warum sagen Sie so etwas?«
    »Vielleicht weil meine Erfahrung mich damit rechnen lässt.«
    »Da irren Sie sich. Ich habe Sie lediglich hergebeten, um ... um Ihnen meinen Dank auszusprechen.«
    Er legte den Kopf schräg und sah sie aufmerksam an. »Wofür? «
    »Natürlich dafür, dass Sie mir zu Hilfe gekommen sind. Sie mögen das für nichtig halten, aber ich nicht.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Was haben Sie nicht gesagt?«, fragte sie aufgebracht. Sie hatte nicht vorgehabt, in diesem Ton zu sprechen.
    Warum musste alles zwischen ihnen in einen Streit ausarten?
    »Dass es nichtig sei, verhindert zu haben, dass Sie uns entrissen wurden.«
    »Sie haben mir, glaube ich, das Leben gerettet.«
    »Ich möchte bezweifeln, dass Ihnen eine solche Gefahr drohte«, antwortete er mit leicht zusammengekniffenen Augen.
    »Sie glauben, Sascha hätte mich nicht getötet.«
    »Er wollte Sie mit allen Mitteln zu der Seinen machen. Das war alles.«
    »Was voraussetzen würde, dass er das Geschick gehabt hätte, mich zu entwaffnen, ohne mich zu verletzen, so wie Sie es einmal getan haben«, gab sie zurück. »Aber Sie waren nicht dabei. Ich glaube wirklich, dass er mich getötet hätte, um mich daran zu hindern, ihn zu verlassen. Und besonders daran, zu einem anderen zu gehen.«
    »Nichtsdestotrotz sind Sie ihm mit einem Säbel entgegengetreten.«
    »Sie ebenfalls, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Das war etwas anderes.«
    Er war wahrhaftig zornig. Hinter seiner Maske aus eleganter Indifferenz war er wütend auf sie. Sie hatte einen Moment gebraucht, um es zu bemerken, doch die Erkenntnis schien etwas Kaltes und Hartes in ihrem Innern aufzulösen. »Das war die einzige Waffe, die zur Verfügung stand.« Sie zuckte die Achseln. »Ich habe es gewagt, weil ich guten Unterricht hatte, besonders im strategischen Bereich. Dass ich hingefallen bin, war Pech.«
    »Es war ein Trick, der allein auf sein Konto ging. Er
    wollte, dass Sie hinfallen, und hätte sich im nächsten Moment auf Sie gestürzt.«
    »Wenn Sie nicht aufgetaucht wären, hätte ich ihn vielleicht zuerst erledigt. Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, den Säbel von mir zu verlangen? So kurz nach Ihrer Verwundung mit ihm zu kämpfen! Sie hätten getötet werden können!«
    »Und was haben Sie sich dabei gedacht, als Sie ihn mir gegeben haben?«, fragte er.
    Sie reckte trotzig das Kinn hoch. »Sehr wenig, wenn Sie es unbedingt wissen wollen. Das war eine Instinkthandlung von der Art, wie Sie sie mir oft gepredigt haben.«
    »So wie es eine Instinkthandlung war, dass ich Sie daran gehindert habe, seinen Tod herbeizuführen. Es ist weit besser für Sie, wenn Sie nach wie vor zu denen gehören, die das Leben ohne Vorbehalte zu lieben vermögen.«
    »Das haben Sie schon einmal gesagt.« Sie wandte sich von ihm ab und ließ ihre Finger über die mit Brokat bezogene Lehne des vor dem Kamin stehenden Sofas gleiten, während sie angestrengt nachdachte. »Es scheint vom Beginn unserer Bekanntschaft an Ihr Ziel gewesen zu sein, mich daran zu hindern, dass ich einen Tod auf dem Gewissen habe, auch wenn es Ihr eigener war.«
    Er deutete ein Lächeln an. »Das schien mir eine durchaus lohnende Sache zu sein.«
    »Aber warum? Oh, ich verstehe ja, dass Sie nicht erpicht darauf waren, Ihr Leben zu verlieren, aber sicher steckte doch noch mehr dahinter.«
    »Begreifen Sie das wirklich nicht?« Er legte den Kopf schräg und sah sie nachdenklich an. »Sie waren der In-begriff des Lebens und der Entschlossenheit, während meine Tage von Tod und Ziellosigkeit geprägt waren. Indem ich Ihnen die Kunst des Fechtens mit ihren unzähligen Möglichkeiten, jemandem Schmerzen zuzufügen, beibrachte, hoffte ich, Sie dazu zu bringen,
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