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Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)

Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)

Titel: Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)
Autoren: Christian Gude
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besorgen
mit Ihrer französischen Salatgurke. Wir bringen diese Mission zu Ende, und danach
geht jeder seiner Wege. Zietlow steht jetzt auch auf. Scheiße, die beiden sehen
aus, als würden sie sich gleich gegenseitig eine reinhauen.
     
    Klient: Nicht
irgendwann, Karl. Es sollte so ein kleines Jubiläumstreffen werden. Weil wir in
dieser Bar vor genau vier Wochen zum ersten Mal gemeinsam einen Kaffee getrunken
haben. Nachdem wir uns hier unten an Ihrem Briefkasten kennengelernt hatten.
     
    Detektiv: Okay.
Wenn ich Sie richtig verstehe, könnte hier innerhalb der nächsten halben Stunde
durchaus meine Exfrau auftauchen?
     
    Klient: Nicht
innerhalb der nächsten halben Stunde. In den nächsten dreißig Sekunden. Sie überquert
gerade die Rheinstraße. Oh Gott, Karl! Sehen Sie, was ich sehe? Fliedmann reißt
Zietlow das Hemd auf und entdeckt die Verkabelung!
     
    Detektiv: Nicht
nur das.
     
    Klient: Was
meinen Sie damit?
     
    Detektiv: Zietlow
hat keine Operationsnarbe. Soll er Fliedmann erklären, die Ärzte hätten ihm das
neue Herz intravenös verabreicht?
     
    Klient: Um Gottes
willen, wir müssen etwas unternehmen! Aber erst muss ich diesen Typ an Ihrer Tür
abwimmeln, der nervt.
     
    Detektiv: SIE
BLEIBEN AUF POSITION! Scheiße, Karin hat mich entdeckt. Hören Sie jetzt gut zu.
Ich improvisiere hier unten einen Notausgang und werde versuchen, die Situation
einigermaßen glimpflich abzuwickeln. Und wenn ich das hinter mir habe, komme ich
zu Ihnen hoch und bringe Sie um, Jacques. Ganz langsam. Wie, weiß ich noch nicht,
aber es wird sehr lange dauern. Wie guter Sex. Ich will das genießen. Jacques? Hören
Sie mich überhaupt? Sind Sie noch auf Empfang?

5
     
    Detektiv: Ich
versuche schon seit Stunden, Zietlow zu erreichen. Haben Sie mit ihm gesprochen?
     
    Klient: Negativ.
Wie vom Erdboden verschwunden.
     
    Detektiv: Was
ist mit Ihrem Freund Fliedmann? Warum hat er Verdacht geschöpft?
     
    Klient: Zuerst
mal einen Bruichladdich on the rocks, bitte. Ich brauche Nervennahrung (…) Danke.
In der Anfangsphase lief das Gespräch ganz vielversprechend. Aber nach meinem kleinen
Missgeschick muss Zietlows Empfänger völlig übersteuert gewesen sein. Er hatte wohl
nur eine Wahl: Entweder lauter reden, um seine eigene Stimme noch zu verstehen,
oder den Stöpsel aus dem Ohr ziehen, und auf meine Anweisungen und Hilfestellungen
zu verzichten. Er entschied sich erst mal dafür, lauter zu sprechen. Fliedmann war
es unangenehm, über ein sehr privates Thema so laut zu plaudern, dass die Leute
an der Nachbartischen mithören konnten. Er forderte Welders – also Zietlow, unseren
Schauspieler – auf, leiser zu sprechen. Zietlow war in der Zwickmühle, entschied
sich schließlich dazu, den Stöpsel zu ziehen. Er war dann auf sich allein gestellt,
wurde unsicher, fing an – Improvisationstheater hin oder her – wirres Zeug zu reden.
Fliedmann schöpfte schließlich Verdacht, die Situation eskalierte … Aber was erzähle
ich, Sie haben ja alles mit angesehen.
     
    Detektiv: Und?
Ich meine, konnten Sie Fliedmanns Misstrauen zerstreuen?
     
    Klient: Ich
habe ihm erzählt, Welders wäre schwerhörig und hätte wohl Probleme mit seinem Hörgerät
gehabt. Außerdem sei er seit der Transplantation etwas verwirrt und psychisch angeschlagen
und befände sich in therapeutischer Behandlung.
     
    Detektiv: Also
die gleiche Geschichte, die Sie mir zu Anfang aufgetischt haben. Und das hat er
Ihnen abgekauft?
     
    Klient: Ich
kann sehr überzeugend lügen, Karl.
     
    Detektiv: Aber
was ist mit der Narbe? Ihr Freund hat Zietlow das Hemd aufgerissen!
     
    Klient: Das
ist in der Tat seltsam. Mein Freund hat nichts von einer fehlenden Narbe erwähnt.
     
    Detektiv: Das
ist unmöglich.
     
    Klient: Wissen Sie, was ich
vermute? Dieser Zietlow ist doch so ein Method-Acting-Fanatiker. Einer, der
tagelang in character lebt. Ich vermute, Zietlow hat sich schon Stunden
oder Tage vorher von einem Maskenbildner am Staatstheater eine Narbe auf die
Brust modellieren lassen, um sich richtig in seine Rolle als Transplantierter
hineinversetzen zu können. Jedenfalls konnte ich meinen Freund einigermaßen
beruhigen. Und davon überzeugen, dass weitere Treffen mit Welders nicht
zielführend sind. Er ist schon auf dem Rückweg nach München. Wir haben also
alles in allem guten Grund, zufrieden zu sein mit unserem Einsatz. Wie Sie da
unten die Kuh vom Eis geholt haben – das war wirklich Rettung in letzter
Sekunde! Wie fanden Sie unsere kleine Inszenierung
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