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Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)

Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)

Titel: Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)
Autoren: Christian Gude
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Füße etwas weiter auseinander, den linken weiter nach hinten.
Die Ruger hat einen gewaltigen Rückstoß, Sie könnten hintenüberfallen und sich an
der Schreibtischkante den Kopf aufschlagen. Umschließen Sie den Griff jetzt fest
mit beiden Händen. Wo genau wollen Sie mich eigentlich treffen?
     
    Klient: Ich
jage Ihnen die Kugel mitten in Ihr kaltes Herz.
     
    Detektiv: O.
k., dann sollten Sie auf diese Distanz etwa zehn Zentimeter tiefer zielen, weil
der Rückstoß beim Schuss den Lauf hochzieht. Ich empfehle Ihnen übrigens dringend,
die Double-Action-Mechanik der Ruger zu nutzen. Erst den Hahn spannen, dann den
Abzug durchziehen. Sie müssen dadurch weniger Kraft aufwenden und können sich besser
auf das Zielen konzentrieren. Und erwähnte ich bereits, dass Ihnen ein Kaliber 45
ohne Gehörschutz in einem kleinen, geschlossenen Raum die Trommelfelle zerreißt?
Machen Sie mir später keine Vorwürfe, ich hätte Sie nicht gewarnt!
     
    Klient: Schluss
mit den dummen Sprüchen, Karl. Ihre Stunde ist gekommen.
     
    Detektiv: Wie
Sie meinen. Lassen Sie mich kurz überlegen, haben wir noch etwas vergessen? Ach
ja! Das Projektil wird meinen Brustkorb höchstwahrscheinlich durchschlagen und am
Rücken wieder austreten, das wird eine richtig schöne Sauerei. Putzeimer und Lappen
sind drüben in der Abstellkammer. Außerdem sollten wir wenigstens dieses Mal Kollateralschäden
vermeiden. Diese Leichtbauwände sind dünn, Sie möchten doch sicher nicht auch die
Sekretärin im Büro nebenan erschießen! Warten Sie, wenn ich mich so hinstelle, müsste
die Kugel … Was ist los mit Ihnen Jacques? Schwächeln Sie?
     
    Klient: Hier.
Nehmen Sie Ihre verdammte Waffe. Sie haben gewonnen.
     
    Detektiv: Geben
Sie schon her. Glauben Sie mir, es ist besser so. Respekt, Jacques. Das war sehr
eindrucksvoll! Sie imponieren mir. Sie wirkten sehr entschlossen. Sie hatten den
Killerblick. Sie waren wirklich bereit zu töten. Auch in Ihnen steckt ein Raubtier!
     
    Klient: Sie haben mich
so weit gebracht.
     
    Detektiv: Unsinn.
Sie sind einfach unfähig, sich von Ihrer Tochter loszusagen. Sie ertragen nicht,
dass sie erwachsen wird und sich von Ihnen löst. Die angemessene Reaktion auf eine
Trennung ist nicht Wut, sondern Trauer, Jacques.
    Klient: Den
Spruch haben Sie von mir.
     
    Detektiv: Schon
möglich. Wir lernen eben voneinander. Ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren
Freundschaft.

Epilog
     
    Der Fallberater der Arbeitsagentur
schaute sich ängstlich um, während er sprach, als könne sich außer ihm und Rünz
noch ein Dritter im Raum befinden, versteckt hinter einem Aktenschrank, und dem
Gespräch der beiden lauschen.
    »Was wollen
Sie schon wieder hier? Ich habe Ihnen über diesen Welders bereits viel zu viel erzählt.
Wenn Sie noch mehr Informationen …«
    »Ich bin
nicht wegen Welders hier«, unterbrach ihn Rünz. »Es geht um mich.«
    Der Sachbearbeiter
schaute ihn verdutzt und sprachlos an.
    »Sie betreuen
die Buchstaben R bis Z. Reiner Zufall, dass ich auch zu Ihren Kunden gehöre«, erklärte
Rünz.
    »Sie suchen
Arbeit? Ich dachte, Sie hätten eine Detektei.«
    »Die läuft
nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich brauche irgendeinen Teilzeitjob
für die monatliche Grundlast. Sie verstehen, was ich meine? Miete, Strom, Wasser,
Lebensmittel.«
    »Hm. Sie
haben mal im Polizeidienst gearbeitet, entnehme ich Ihren Unterlagen. Wir haben
da gerade eine Anfrage vom Präsidium Südhessen reinbekommen, die scheinen ein ganz
dickes Outsourcing-Programm zu starten und suchen händeringend nach freien Mitarbeitern.
Ich hatte gerade erst ein Telefonat mit dem Leiter des Präsidiums. Vielleicht kennen
Sie ihn ja – Hofen heißt der, oder so ähnlich. Machte einen ziemlich engagierten
Eindruck.«
    »Ähm, das
ist keine so gute Idee, glaube ich. Noch andere Optionen?«
    »Dann wäre
da noch eine offene Position in einem Baumarkt in der Otto-Röhm-Straße. Der Filialleiter
hat vor drei Monaten seinen Ladendetektiv gefeuert und bisher keinen Nachfolger
gefunden.«
    »Würde ich
jetzt auch erst mal nach hinten setzen, von der Priorität her. Sonst noch etwas
im Angebot?«
    »Na ja,
ich weiß nicht, dafür sind Sie sicher überqualifiziert …«
    »Sagen Sie
schon!«
    »Das hessische
Landesmuseum hat ja gerade frisch eröffnet. Die suchen noch einen Nachtwächter.«
    »Das klingt
gut. Sehr gut.«
     
     
    E N D E

 

     
    Christian Gude
    Kontrollverlust
    E-Book: 978-3-8392-3528-7 / Buch: 978-3-8392-1083-3
     
    »Ironisch,
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