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Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)

Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)

Titel: Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)
Autoren: Christian Gude
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ausgeredet!
     
    Klient: Natürlich
habe ich das versucht! Aber Fliedmann hat doch dieses fehlgeleitete Schreiben von
›InterTransplant‹, aus dem eindeutig hervorgeht, dass Welders aktiv nach der Identität
des Organspenders sucht. Jetzt erzähle ich ihm noch, was das für ein sympathischer
Mensch ist. Wie sollte ich meinem Freund glaubwürdig vermitteln, dass Welders an
einer Kontaktaufnahme kein Interesse hat? Ich konnte ihm nur das Versprechen abringen,
Welders auf keinen Fall ohne meine Vermittlung zu kontaktieren.
     
    Detektiv: Hm.
Ein Mensch mit jüdischem Glauben trifft sich mit dem Empfänger des Herzens seiner
Tochter. Im Laufe des Gespräches stellt dieser Vater fest, dass der Organempfänger
ein Nazi ist. Und der Nazi stellt im gleichen Moment fest, dass in seiner Brust
das Herz einer jungen Jüdin schlägt. Ich sehe da ein gewisses Konfliktpotenzial.
Andererseits sehe ich da auch eine Steilvorlage für den Showdown Ihres nächsten
Antolini-Falles.
     
    Klient: Karl,
Fliedmann hat Welders’ Adresse! Was sollen wir tun, wenn er sich nicht an unsere
Vereinbarung hält und direkt Kontakt zu ihm aufnimmt?
     
    Detektiv: Sie
haben recht. Wie nannten Sie das neulich? Einen Catch 22. No Way
out. Aber diese Suppe haben Sie sich selbst eingebrockt. Ich sehe wirklich
nicht, warum ich …
     
    Klient: Sie
denken, Sie sind da fein raus? Darf ich Sie daran erinnern, was Sie Welders über
seinen Organspender erzählt haben? Diesen fiktiven schwedischen Zehnkämpfer? Was
meinen Sie, wie Welders reagiert, wenn er die Wahrheit erfährt? Sie können froh
sein, wenn er nur sein Geld zurückfordert! Nein, Sie stecken tief mit drin. Und
Sie sind der Einzige, der Welders persönlich kennt. Sie müssen mit ihm reden.
     
    Detektiv: Um ihm was zu
erzählen?
     
    Klient: Denken
Sie sich irgendwas aus! Dass da ein paranoider Typ rumläuft, der glaubt, Welders
würde mit dem Herz seiner Tochter rumlaufen. Und dass dieser Typ wahrscheinlich
versuchen wird, Kontakt mit ihm aufzunehmen.
     
    Detektiv: Sind
Sie noch zu retten? Welders ist ein aggressiver Typ, Sie wollen Ihren Freund ins
offene Messer laufen lassen? Ganz abgesehen von der Frage, wie dieser seltsame Irre
an die Information über die Transplantation gekommen sein soll. Nein, so läuft das
nicht. Wir müssen proaktiv an die Sache rangehen – jedenfalls würde mein ehemaliger
Chef das so nennen. Wir müssen dieses Treffen unter allen Umständen verhindern.
     
    Klient: Was
schlagen Sie vor? Sollen wir Welders entführen und verstecken?
     
    Detektiv: Wir
könnten jemanden engagieren, der Welders’ Rolle übernimmt. Vielleicht einen jungen
Schauspieler vom Staatstheater. Wir instruieren ihn präzise, bis er die fiktive
Welders-Biografie, die Sie Fliedmann aufgetischt haben, komplett verinnerlicht hat.
     
    Klient: Karl,
bleiben Sie auf dem Teppich, Sie leben schon wieder in Ihrer Filmwelt! Dieser Schauspieler
wird Fragen nach dem Sinn dieser ganzen Inszenierung stellen, möglicherweise wird
er sofort die Polizei kontaktieren.
     
    Detektiv: Kein
Problem, das sich mit einem großzügigen Schweigegeld nicht lösen ließe. Schauspieler
arbeiten für Hungerlöhne im Staatsdienst, denen ist doch jeder Nebenverdienst willkommen.
Ich habe einen Plan, Jacques. Vertrauen Sie mir. Wir machen das wie Vince Stark
und Olivia Spirelli.

4
     
    Detektiv: Wie
ist der Empfang, Jacques. Können Sie mich hören?
     
    Klient: Einigermaßen.
Da ist Musik im Hintergrund. Können Sie etwas lauter sprechen?
     
    Detektiv: Wenn
ich lauter rede, halten mich hier in der Bar alle für einen Irren, der Selbstgespräche
führt. Aktivieren Sie die Rauschunterdrückung, das ist der dritte Schalter von links.
     
    Klient: Einen
Moment – ja, jetzt ist es besser. Karl?
     
    Detektiv: Was
ist los, Jacques?
     
    Klient: Kennen
Sie dieses Gefühl, etwas extrem Wichtiges vergessen zu haben? Sie kommen einfach
nicht drauf, was es ist, aber Sie ahnen genau: Wenn es Ihnen wieder einfällt, dann
wissen Sie, dass Sie ein Problem haben.
     
    Detektiv: Hat
das, was Sie vergessen haben, etwas mit unserem Einsatz zu tun?
     
    Klient: Nicht
direkt, glaube ich. Aber …
     
    Detektiv: Dann
lassen Sie uns solche Befindlichkeitsdiskussionen auf die Nachbesprechung verschieben.
Ich brauche jetzt Ihre volle Konzentration. Da nähert sich ein Typ, Anfang sechzig,
Größe circa ein Meter achtzig, blaues Sakko. Setzt sich draußen an den dritten Tisch
von links. Ist er das?
     
    Klient: Warten
Sie, auf die Entfernung
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