Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab
Autoren: Stephen Booth
Vom Netzwerk:
Reservoir zu versenken. Aber am Anfang wollte ich den Kerl nur so weit wie möglich wegbringen. Wie gesagt, ich hab nicht mehr normal denken können.«
    Cooper runzelte die Stirn. »Und woher wusste Nick Easton, dass Sie das Geld haben? Wer hat es ihm gesagt?«
    Malkin ließ sein heiseres, rasselndes Lachen hören, das im feuchten Schweigen des Hochmoors seltsam deplatziert wirkte.
    »Ich«, erwiderte er. »Ich hab's ihm selber gesagt.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Es ist schon Jahre her. Ich hab schon lange gewusst, dass die Scheine wertlos sind. Aber sie haben mein Gewissen belastet, und ich musste immer dran denken, dass Florence sie eines Tages finden könnte. Ich hab mir gedacht, wenn ich das Geld zurückgebe, dann hab ich auch den Flieger nicht mehr auf dem Gewissen... dann verfolgt er mich nicht mehr in meinen Träumen. Also hab ich mir die Nummer von der RAF-Polizei besorgt und dort angerufen. Ich hab meinen Namen und meine Adresse hinterlassen und ihnen gesagt, dass ich weiß, wo das Geld von der abgestürzten Lancaster ist.« »Die hatten wahrscheinlich keinen Schimmer, wovon Sie reden.«
    »Natürlich nicht«, sagte Malkin. »Niemand hat mehr an diese alte Geschichte gedacht. Nur ich.«
    »Was hat die RAF dann unternommen?«
    »Überhaupt nichts. Sie haben sich für die Information bedankt und gesagt, dass sich vielleicht jemand mit mir in Verbindung setzt. Aber es kam nie jemand. Wahrscheinlich hatten sie was Besseres zu tun. Es war ihnen zu lange her, klar. Ich schätze, die haben irgendwo einen Zettel an eine Akte geheftet, dass irgend so ein alter Trottel aus Harrop angerufen hat, und dann haben sie mich mit meinen Albträumen wieder allein gelassen.«
    »Bis Andrew Lukasz seine Geschichte Sergeant Easton erzählt hat. Und Easton muss die alten Akten wieder ausgegraben haben, bevor er nach Edendale fuhr.«
    »Genau.«
    Cooper betrachtete einen Augenblick die kleinen Wellen, die immer noch die Wasseroberfläche kräuselten und sich träge an der Betonrampe brachen.
    »In diesem Reservoir kann man so ziemlich alles verstecken«, sagte er. »Ohne dass es jemals wieder an die Oberfläche kommt. Danny McTeagues Leiche jedenfalls ist nicht wieder aufgetaucht.«
    Malkins Gesicht verzog sich wieder. »Aber ja«, sagte er.
    Cooper verstand ihn zunächst nicht richtig und dachte, Malkin wollte ihm lediglich zustimmen. Doch in der Stimme des alten Mannes lag eine Schroffheit, die die Worte in seiner Kehle erstickten.
    »Mr Malkin?«
    »Er ist wieder an die Oberfläche gekommen, als das Eis getaut ist«, erklärte Malkin. »Vier Tage später.«
    »Haben Sie ihn gesehen?«
    »Zuerst nicht. Das Eis ist immer dünner geworden - so dünn, dass wir von oben auf der Mauer durchgucken konnten. Am dritten Tag haben wir ihn gesehen. Er hat auf dem Rücken gelegen und uns angestarrt. Sein Gesicht war gegen das Eis gedrückt. Es war, als würde er uns Grimassen schneiden, uns die Zunge rausstrecken und zurufen, dass er uns doch noch drangekriegt hat.«
    »Was haben Sie mit der Leiche gemacht? Haben Sie es Ihrem Vater erzählt?«
    Malkin lachte. »Von wegen. Der hätte uns mit seinem Gürtel grün und blau geschlagen und uns in den Kohlenschuppen gesperrt, weil wir Lügengeschichten erzählen. Und dann hätte er es der Polizei gesagt. Wir dachten, wir kommen wegen Mordes ins Gefängnis. Wir haben ja geglaubt, dass wir ihn ermordet haben, verstehen Sie? Wir waren schuld, dass er tot war.«
    »Aber wenn die Leiche dort geblieben wäre, hätte sie früher oder später doch jemand finden müssen.«
    »Niemand hat sie gefunden, weil wir sie wieder auf den Grund geschickt haben. Zum Reservoir gehörte ein kleines Ruderboot. Das haben wir mit Steinen gefüllt, dann haben wir aus dem Schuppen das Fischernetz von unserem Vater geholt. Später hat er gemerkt, dass es nicht mehr da war, aber er hat immer geglaubt, irgendwelche Zigeuner hätten es geklaut.«
    Allmählich wurde es nass und ungemütlich.
    »Wir haben das Netz an der Leiche festgemacht«, fuhr Malkin fort. »Wir haben die Enden am Fliegeranzug und an seinem Fallschirmgurt festgebunden, überall wo es ging. Dann haben wir es mit Steinen gefüllt und über den Bootsrand gewuchtet. Am Anfang haben wir gedacht, er geht nicht unter, aber dann hat uns sein Gesicht nicht mehr angestarrt. Die Steine haben ihn bis auf den Grund gezogen, und es waren nur noch ein paar Blasen zu sehen. Ich hab immer wieder nachgesehen, ob er noch mal hochkommt. Monatelang habe ich nachgeschaut,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher