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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab
Autoren: Stephen Booth
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abzuhalten, sich am darauf folgenden Tag mit Nick Easton zu treffen?
    Als er mit Diane Fry den Buchladen aufgesucht hatte, um sich den Raum im ersten Stock zeigen zu lassen, hatte Cooper sogar selbst auf der Feuerleiter gestanden und in den Hof hinuntergeschaut. Zu diesem Zeitpunkt hatte Andrew Lukasz' Leiche bereits dort unten gewartet, dass der Schnee so weit taute, dass er von der Kanzelscheibe rutschte. Armer Lawrence. Er hatte nie richtig begriffen, worauf er sich da eingelassen hatte.
    Nachdem nun sämtliche Verhöre abgeschlossen waren, galt es Anklage gegen Frank Baine und die Kemps zu erheben. Die MDP war noch immer mit ihren eigenen Ermittlungen beschäftigt. Das Einzige, was nach wie vor fehlte, war Sergeant Eastons schwarzer Ford Focus.
    Alison Morrissey war wieder in Kanada, die kleine Chloe in einem Säuglingsheim. Dem Baby war in Mrs Shelleys Obhut, wo es vor Eddie Kemp sicher gewesen war, nichts passiert. Und Marie Tennent hatte von Anfang an zu Unrecht unter falschem Verdacht gestanden. Das Einzige, worum sie sich gesorgt hatte, war die Sicherheit ihres Kindes. Nein, da war noch etwas anderes gewesen: Sie hatte der Toten gedacht.
    Doch Ben Cooper hatte den Eindruck, als gäbe es noch jemanden, an dessen Schicksal niemand mehr dachte. Diese Geschichte hatte weder mit Nick Easton noch mit Marie Tennent oder sonst irgendjemandem ihren Anfang genommen - sondern mit Fliegerleutnant Danny McTeague.
    Auf dem Irontongue Hill lief das Wasser in alle Richtungen durchs Hochmoor, grub Rinnen in den wieder frei liegenden Torf, formte ihn zu Burgen und Hügeln, schichtete kleine Steine zu Haufen auf und sammelte sich in den Mulden zu dunklen Tümpeln. Weiter unten waren die Bäche braun und führten deutlich mehr Schmelzwasser mit sich, als sie eigentlich verkraften konnten. Inzwischen waren sie nicht mehr malerisch.
    Trotzdem lag auf dem Dach von George Malkins Haus in Harrop immer noch Schnee. Normalerweise war dies ein Zeichen für gute Dämmung, die verhinderte, dass die Wärme nach außen drang. In Malkins Fall wusste Cooper jedoch, dass es in der Hollow Shaw Farm schlicht und ergreifend nicht genug Wärme gab, um den Schnee vom Dach zu schmelzen.
    Malkin hatte mit dem Gras auf der Wiese hinter seinem Haus Recht gehabt. Sogar jetzt, da die Schneedecke allmählich schwand, sah das Gras dort heller und frischer aus als auf jeder anderen Weide in Derbyshire. Die Schafe hoben die Köpfe mit den schwarzen Gesichtern und sahen zu, wie Cooper den Toyota abstellte und den Weg zum Haus hinaufging. Einige Tiere nickten, als wollten sie sagen, sie hätten das alles kommen sehen.
    »Was macht das Kaninchen?«, fragte Malkin, als Cooper ins Haus trat.
    »War ein echter Lebensretter.«
    »Oh, prächtig.«
    Auf dem Fensterbrett von Malkins Wohnzimmerfenster türmte sich eine kleine Schneewehe, die der Sturm durch den verzogenen Fensterrahmen hereingedrückt hatte. Der Schnee machte keinerlei Anstalten zu schmelzen, nicht einmal jetzt. Heute wollte Cooper nicht im Haus bleiben.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, kurz mit mir nach draußen zu kommen, Mr Malkin?«
    »Meinetwegen.«
    Sie gingen ein paar Meter den Hang hinauf zu einer Stelle, von wo aus der Irontongue in der Ferne gerade noch zu erkennen war. Dazwischen erhob sich der Hügel des Blackwood-Reservoirs, dessen Damm senkrecht aus dem Schnee ragte.
    »Vorgestern Abend war ich dort oben, im Dunkeln«, sagte Cooper. »Normalerweise gehe ich nicht im Dunkeln auf den Berg, aber vorgestern schon.«
    »Hab davon gehört«, sagte Malkin.
    »Na ja, wenn man nachts dort oben ist, im Schnee, dann sehnt man sich nach jedem noch so kleinen Lebenszeichen. Eine ganze Weile konnte ich im weiten Umkreis überhaupt nichts sehen - nur ein einzelnes Licht. Es kam von Ihrem Fenster. Ich habe gewusst, dass es Ihr Licht war. Sie ziehen die Vorhänge nicht vor.«
    »Ich hab nicht gewusst, dass Sie dort oben waren«, sagte Malkin. »Was hätte ich denn tun sollen?«
    »Nichts«, erwiderte Cooper. »Aber wenn ich mich verlaufen und nicht mehr gewusst hätte, in welche Richtung ich gehen soll, wäre ich mit Sicherheit auf Ihr Haus zugelaufen. Es war das einzige Licht weit und breit. Es war wie ein Symbol der Rettung.«
    »Wenn Sie meinen.«
    »Ich wäre nie in die andere Richtung gegangen, zum Reservoir und von dort hinunter zur Wasserwirtschaftsamtsstraße, die man von da oben ja nicht einmal sehen kann. Man käme nie auf die Idee, dass dort eine Straße verläuft. Um in diese Richtung zu
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