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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden
Autoren: Liza Marklund
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Straße nach Björkvik.
    Sie ließ den Blick über die Landschaft mit den vereinzelten roten Häusern schweifen. Welches davon wohl Gudagården gewesen war? Sie blinzelte in das fahle Licht und suchte nach dem See.
    Da! Man konnte ihn sogar von der Straße aus sehen. Der Spetebysjön, zwischen Stensjön und Långhalsen, einer von tausend Seen und Wasserläufen in ihrer Heimatprovinz Södermanland, dem Flachland mit seinen Eichen und Zäunen und Viehweiden.
    Sie verriegelte den Wagen per Fernbedienung, schulterte ihre Tasche und folgte einem Graben hinunter zum Wasser.
    Die Erde war weich und feucht, und es roch nach Gras und Kuhdung. Sie bekam nasse Füße in ihren Turnschuhen. Natürlich hätte sie besser Gummistiefel anziehen sollen.
    Schon von weitem sah sie die Kriminaltechniker und das Absperrband der Polizei. Das gestreifte Plastikband und die knallgelben Planen waren der einzige Farbklecks im Graugrün. Vier Polizisten waren bei der Arbeit: Zwei von ihnen gruben und zwei durchsuchten die heraufgeschaufelte Erde.
    Nina stand in militärgrünen Tretorn-Gummistiefeln ein Stück von der Absperrung entfernt. Ein paar Schaulustige von den Nachbarhöfen trotzten dem Schmuddelwetter und wollten sehen, was aus der Grube zum Vorschein kam.
    »Haben sie was gefunden?«, fragte Annika.
    Nina schüttelte den Kopf. Sie sah Annika nicht an, sondern starrte unverwandt zu den Polizisten, die vorsichtig Erde und Sand vom Strand hinter der Eiche aufschaufelten.
    »Wie hast du sie hierhergelotst?«, fragte sie.
    »Ich habe einfach gesagt, ich hätte einen Tipp bekommen«, antwortete Annika. »Und dass der Betreffende anonym bleiben wollte. Dagegen können sie nichts machen. Sie dürfen nicht mal fragen, von wem der Tipp gekommen ist, das wäre schon ein Verstoß gegen das Pressegesetz.«
    Nina warf Annika einen schnellen Blick zu.
    »Ich habe die Artikel über Suzette gelesen.«
    »In diesem Fall ist es wirklich gut, dass wir dieses Gesetz haben. Ihre Mutter ruft wie eine Besessene bei uns an und will, dass wir ihr verraten, wo Suzette ist.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Sonst alles in Ordnung?«, fragte Annika.
    »Den Sommer über vertrete ich den Wachleiter.«
    »Weißt du, ob man was von Carita Halling Gonzales gehört hat?«
    »Keinen Ton.«
    Annika kam einen Schritt näher und senkte die Stimme.
    »Hat irgendjemand Filip vermisst gemeldet?«
    Ninas Schultern versteiften sich.
    »Ein Typ aus Gibraltar hat angerufen, Filip sollte dort anscheinend eine Anwaltskanzlei übernehmen.«
    Das muss Henry Hollister gewesen sein, dachte Annika.
    »Außerdem hat sein Anwalt noch zweimal angerufen, es ging irgendwie um den Schadensersatz. Ich habe ihm genau gesagt, wie es war: dass Filip mich mit der Bitte kontaktiert hat, die Ausstellung seines Passes zu beschleunigen, dass ich ihm aber nicht helfen konnte. Es gibt keine Vermisstenanzeige.«
    »Und die anderen?«
    »Weiß ich nicht.«
    Annika schaute über das Wasser.
    »Und Julia? Wie geht es ihr und Alexander?«
    »Alexander geht wieder in seine alte Kita. Das war offenbar eine gute Entscheidung. Er spielt mit seinen Freunden, als wäre nichts gewesen.«
    »Und seine Wutanfälle?«
    »Werden immer seltener.«
    Sie fielen wieder in Schweigen.
    Schließlich räusperte sich Annika.
    »Hast du Julia etwas gesagt? Von Fatima?«
    Nina atmete aus, entschlossen und nachdrücklich.
    »Nein«, antwortete sie. »In Marokko geschlossene Ehen werden nicht automatisch von den schwedischen Behörden registriert. Man muss die Steuerbehörde selbst darüber informieren, dass man geheiratet hat. Und das hat David nie getan. Außerdem war er ja noch immer verheiratet, was die Ehe mit Julia ungültig macht. Das würde in letzter Konsequenz bedeuten, dass sie keine Angehörige ist.«
    Annika versuchte, dem Gedankengang zu folgen.
    »Und das würde zur Folge haben, dass ihr das Geld der Versicherung, von dem sie lebt, gar nicht zusteht.«
    »Genau.«
    Nina sah sie an.
    »Hat bei der Zeitung niemand gefragt, wo du warst? Wo du Suzette getroffen hast?«
    Annika lachte glucksend.
    »Die kümmern sich nicht mehr darum, wo ich gewesen bin, sondern nur noch, wohin sie mich schicken können. Das letzte Angebot hieß Korrespondentin in Washington.«
    Nina hob die Brauen.
    »Hui«, sagte sie. »Nicht schlecht.«
    »Na ja«, sagte Annika. »Es geht hauptsächlich darum, mich so weit wie möglich vom Newsdesk entfernt zu platzieren.«
    »Aber wie soll das mit den Kindern gehen?«, fragte Nina. »Würdest du sie dann
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