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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden
Autoren: Liza Marklund
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sich nicht.
    »Ich bin die Letzte, die noch übrig ist. Es war meine Aufgabe, die Sache in Ordnung zu bringen.«
    Amira kam heraus und fragte, ob sie etwas essen wollten.
    Ihr Schwedisch war klar und fast akzentfrei.
    Annika glaubte nicht, dass sie etwas herunterkriegen würde, aber sie erhob sich und folgte dem Mädchen ins Haus, durch die offene Halle und einen langen Korridor entlang.
    Die Küche nahm den ganzen östlichen Teil des Erdgeschosses ein. Sie war riesig, zwar nicht besonders hoch, aber sicher über hundert Quadratmeter groß. Vierundzwanzig Stühle standen um einen rustikalen Holztisch mitten im Raum, mit Platz für weitere, falls nötig. Es gab Käse und Obst, aufgeschnittene Lammkeule, Gemüse und eine Schale mit kaltem Couscous.
    Annika und Nina setzten sich an den Tisch und füllten sich eine Kleinigkeit auf. Annika kaute endlos, bekam schließlich doch etwas Gemüse herunter und trank mehrere Gläser Wasser dazu. Sie fühlte sich schwindelig und benommen, ihre Handflächen waren voller Blasen, und ihr Fußknöchel schmerzte.
    Als sie fertig gegessen hatten, kam Fatima in die Küche.
    »Sie beide«, sagte sie und nickte Annika und Nina zu. »Kommen Sie mit.«
    Sie ging aus der Küche und in die Eingangshalle, die Treppe hinauf und in die Bibliothek. Sie setzte sich auf eines der Ledersofas und bedeutete Annika und Nina, gegenüber Platz zu nehmen.
    »Sie sind also Filips Schwester«, sagte sie und sah Nina an.
    Nina hob das Kinn.
    »Ja«, bestätigte sie.
    »Ich habe viel von Ihnen gehört«, sagte Fatima.
    Nina antwortete nicht.
    Fatima wartete. Niemand sagte ein Wort. Annika merkte, dass sie den Atem anhielt.
    »Sie sind bei der Polizei«, sagte Fatima schließlich. »Wie David.«
    »Ja, ich bin bei der Polizei, aber nicht so wie David. Ich war nie in die Geschäfte verwickelt, wie David oder Filip oder die anderen.«
    Fatima nickte.
    »David hat es mir erzählt. Sie sind die Einzige, die davongekommen ist.«
    Nina räusperte sich.
    »Wieso sprechen Sie von meinem Beruf? Diese Sache hat nichts mit meinem Beruf zu tun.«
    »Sie sind Polizistin, und Sie haben Ihren Bruder umgebracht. Ich habe zehn Zeugen.«
    Nina schwieg.
    »Haben Sie die Absicht, zu Ihrem Vorgesetzten zu gehen und zu melden, was Sie getan haben?«
    Nina wandte den Blick ab und schwieg.
    »Werden Sie ihn als vermisst melden?«
    »Nein.«
    »Niemals?«
    »Nein.«
    Fatima betrachtete sie forschend. Nina rührte sich nicht.
    »Die anderen Männer, haben die Familie?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Nina. »Kann gut sein, dass sie jemand vermisst.«
    »Könnte ihre Spur bis hierher verfolgt werden?«
    »Ich nehme an, dass sie nach Málaga geflogen sind und sich dort Waffen besorgt haben. Filip hatte keinen Pass, also haben sie sich wahrscheinlich ein Boot gechartert und bar bezahlt. Ich habe ein Auto hier draußen gesehen, einen alten Seat. Die Beifahrertür war aufgebrochen.«
    Fatima nickte.
    »Sie müssen es gestohlen haben. Abbas hat sich schon darum gekümmert.«
    Annika blickte auf ihre blasigen Handflächen.
    Filip Andersson und seine Handlanger würden in Marokko niemals aufgespürt werden. Sie waren bereits in einem abgelegenen Winkel der Farm vergraben worden, genau wie Torsten. Man würde nie wieder etwas von ihnen hören.
    Sie fröstelte.
    Waren auf den Feldern noch mehr Leichen vergraben?
    »Wo ist Carita Halling Gonzales?«, fragte sie plötzlich und sah Fatima ins Gesicht. »Wissen Sie das?«
    Die Frau zog die Augenbrauen hoch.
    »Sie ist weggezogen. Wohin, weiß ich nicht.«
    »Warum hat sie die gesamte Familie Söderström umgebracht?«, fragte Annika.
    Die Augen der Frau wurden schmal.
    »Sie sind Journalistin«, sagte sie. »Es ist Ihr Beruf, in den Angelegenheiten anderer Menschen herumzuschnüffeln. Haben Sie vor, über meine Farm zu schreiben?«
    Annika streckte den Rücken.
    »Ich habe vor, meine Aufgabe zu Ende zu bringen«, erwiderte sie. »Ich werde schreiben, dass Suzette lebt. Ich werde sie interviewen und sie selbst entscheiden lassen, wie viel sie von ihrem neuen Leben erzählen will. Ich würde auch Sie gerne zitieren, falls Sie damit einverstanden sind …«
    »Und die heutigen Ereignisse?«
    Annika blinzelte.
    »Sie hätten weglaufen können«, sagte Fatima, »aber Sie haben beschlossen, ins Haus zurückzukehren. Niemand hat Sie zum Eingreifen gezwungen.«
    Annika blickte auf ihre Hände. Fatima sah sie lange an.
    »Carita Halling Gonzales war Filips Auge und Ohr an der Costa del Sol, während er
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