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Kalter Süden

Kalter Süden

Titel: Kalter Süden
Autoren: Liza Marklund
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Frauen verklang.
    »Ich habe heute deinen Artikel in der Zeitung gelesen«, sagte Nina. »Über diese schwedische Lady, die Astrid und ihre Familie ermordet hat.«
    Annika richtete sich auf.
    »Der war in der Zeitung?«
    »Es stand fast nichts anderes drin, die Seiten waren voll davon. Wer ist diese Frau?«
    Die Mail war also nicht nur angekommen, sie war auch auf fruchtbaren Boden gefallen.
    »Carita Halling Gonzales ist eine richtig gute Schauspielerin. Sie hat allen um sich herum etwas vorgemacht, vielleicht sogar sich selbst. Jedenfalls hab ich noch niemanden erlebt, der sich so perfekt verstellen kann. Ich habe viel über sie nachgedacht.«
    Annika schauderte und kroch unter die Bettdecke.
    Es wurde still.
    »Ich habe gewusst, dass David noch eine Familie hatte«, sagte Nina leise.
    Annika zuckte zusammen.
    »Wie bitte? Das hast du die ganze Zeit gewusst?«
    »Yvonne hat es mir erzählt, aber ich habe ihr nicht geglaubt.«
    Nina starrte mit leerem Blick vor sich hin.
    »Es ist schon über fünf Jahre her. Ich wusste, dass Yvonne besessen war von David, das war von Kindesbeinen an eine fixe Idee von ihr. Ich hatte sie besucht, um sie zu bitten, Julia in Ruhe zu lassen.«
    Sie fingerte an ihrem Haar.
    »Da sagte sie mir, dass David schon eine Familie hat, eine Frau und drei kleine Töchter. Dem Koran nach durfte er mehrere Frauen haben, aber Yvonne betrachtete sich als seine Erstfrau, obwohl sie nicht verheiratet waren. Sie war schließlich diejenige, die ihn als Erste gehabt hatte. Ich dachte damals, sie hätte den Verstand verloren.«
    Nina strich sich die Haare aus der Stirn.
    »Also habe ich den Kontakt abgebrochen. Es war das letzte Mal, dass ich mit Yvonne gesprochen habe.«
    »Und dann«, sagte Annika, »haben ein paar Kleindealer versucht, das Drogenkartell zu erpressen. Hat Filip die Leute in der Sankt Paulsgatan umgebracht? Oder war es Yvonne?«
    Nina stand auf und trat ans Fenster.
    »Spielt das jetzt noch eine Rolle? Sie sind doch beide tot.«
    Annika betrachtete den aufrechten Rücken, die eckigen Schultern, den Pferdeschwanz, der zu einer steifen, geraden Peitsche getrocknet war.
    »Es war nicht dein Fehler«, sagte sie sanft.
    Nina hob beide Arme und presste die Handflächen fest gegen die Stirn.
    »Dieses verdammte Weib«, sagte sie mit leiser Stimme. »Sie hat sich in ihre Haschnebel und ihren Suff verkrochen und mir die ganze Scheiße überlassen.«
    Annika wartete, aber es kam keine Fortsetzung.
    »Was?«, fragte sie. »Was hat sie dir überlassen?«
    »Ich musste ohne Geschwister und ohne Rückhalt aufwachsen, und trotzdem ist es später an mir hängengeblieben, die Familie zusammenzuhalten. Sie hat mich einfach genommen und ist abgehauen.«
    »Sie wollte dir vielleicht einen Platz an der Sonne ersparen.«
    Nina antwortete nicht.
    Annika hob das Buch vom Fußboden auf.
    »Weißt du, wo dieser Gudagården liegt?«
    Nina stieß einen tiefen Seufzer aus. Sie schwankte und musste sich am Fensterrahmen abstützen.
    »Ich bin dort aufgewachsen. Mama hat ihn geerbt. Wir sind dort hingezogen, nachdem Gunnar und Helga gestorben waren, deshalb haben wir Teneriffa verlassen. Mama war die einzige Erbin. Die beiden hatten ein Testament gemacht und verfügt, dass alles an die Kirche gehen sollte, aber es war nicht beglaubigt und deshalb ungültig.«
    Annika wartete stumm, dass sie weitersprach.
    »Mama hat den Hof gehasst«, sagte Nina matt. »Ich verstehe nicht, wieso sie ihn nicht verkauft hat. Er hat sie aufgefressen, innerlich und äußerlich.«
    »Gibt es einen See in der Nähe?«
    »Der Spetebysjön liegt direkt unterhalb von Gudagården. Oder Solgården, wie Mama ihn umgetauft hat. Er liegt zwischen Ekeby und Solvik, nicht weit von Valla.«
    »Valla kenne ich«, warf Annika ein. »Ich hatte einen Klassenkameraden dort, im Häringevägen.«
    »Der Hof liegt auf der südlichen Seite der Eisenbahngleise, an der Straße nach Björkvik.«
    »Dann weiß ich, wo das ist«, sagte Annika.
    Nina sah hinaus in die Dunkelheit.
    »Gleich unterhalb des Hofes ist ein kleiner Sandstrand mit einer großen Eiche«, fuhr sie tonlos fort. »Sie ist wirklich riesig. Aber Mama hat immer gesagt, dass es dort gefährlich ist, weil es da Unterströmungen und Treibsand gibt.«
    Sie drehte sich um, ging zum Bett und nahm das Buch in die Hand.
    »Glaubst du das?«, fragte sie. »Kann das stimmen? Durfte ich deshalb nie dort baden?«
    Annika legte ihre Hand auf Ninas Arm.
    »Es gibt einen Weg, das herauszufinden«, sagte
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