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Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund

Titel: Kalter Grund - Almstädt, E: Kalter Grund
Autoren: Eva Almstädt
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mir über den Weg gelaufen ist, als ich mit dem Schlüssel gerade aus seiner Diele kam. Er hat mich schon so komisch angesehen, als ich sagte, ich wolle etwas mit seinem Vater besprechen. Er war zwar nicht der Hellste, aber früher oder später wäre er vielleicht darauf gekommen, dass ich mir den Schlüssel zu dem Ferienhaus ausgeliehen habe. Ich war ziemlich sauer, als ich von Frau Krüger hörte, dass die Bullen das Haus durchsuchen wollen. Ist das auf Ihrem Mist gewachsen?«
    »So schlau waren Sie halt doch nicht, Petersen.« Pia konnte nicht anders, sie musste ihrer Verachtung Luft machen.
    »Du Mistschwein«, entfuhr es Bettina, die es trotz ihrer verzweifelten Lage wagte, sich ein wenig zu rühren, »du hast eine Schwelle überschritten, seitdem du die Benneckes erschossen hast. Du bist ein Zombie geworden, du bist nicht mehr du selbst!«
    »Still, Betty!«, zischte Jens sie an und seine Augen glitzerten. Bettina schien sich jedoch in ihre Wut hineinzusteigern. Vielleicht auch, weil sie sowieso nicht mehr lange in dieser unnatürlichen Position verharren konnte, in die er sie zwang.
    »Nein, das werde ich ausnahmsweise mal nicht. Wir hatten ein Verhältnis, gut. Ich war so bescheuert, dich zu mögen. Außerdem wollte ich mich an Kay rächen. Die Affäre mit dir war mehr Mittel zum Zweck. Dass ich dabei schwanger wurde, war ein Unfall. Hast du wirklich geglaubt, aus uns könne eine Familiewerden? Du hast dich mit Elise in etwas hineingesteigert. Deine Liebe zu ihr war ja schon krankhaft. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie überhaupt deine Tochter war!«, schrie Bettina ihn an. Sie machte sich so weit los, dass sie ihm ins Gesicht sehen konnte.
    Jens’ Züge verzerrten sich vor Wut und er fuchtelte mit dem Messer vor Bettinas Gesicht herum. Das Boot begann zu schwanken.
    »Elise war meine Tochter, das konnte doch ein Blinder sehen. Wenn du dich zu uns bekannt hättest, so wie ich es gewollt habe, dann wäre sie immer noch am Leben. Vielleicht hatte Ruth Bennecke Recht. Du hast Schuld am Tod unserer Tochter. Du und Malte Bennecke, ihr habt sie gemeinsam getötet.«
    Pia war entsetzt und abgestoßen von der Szene, die sich vor ihren Augen abspielte. Gleichzeitig suchte sie nach einer Möglichkeit, wie sie die Situation in ihre Gewalt bekommen konnte. Ihre Waffe lag nutzlos im Schlick des Sees, ihr Telefon ebenfalls. Nur die blöden Handschellen baumelten noch unter ihrer Jacke an ihrem Gürtel. Sie zweifelte nicht daran, dass Jens in seiner gegenwärtigen Verfassung sie oder Bettina ohne gro- ße Skrupel umbringen würde. Vielleicht wollte er Bettina wirklich nichts antun, aber sein Verstand war auf »fressen oder gefressen werden« reduziert. Wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlte, würde er zuschlagen.
    Sein ursprünglicher Plan schien jedoch zu sein, Bettina und sie auf Rotten Warder auszusetzen. Während ihre Kollegen noch nach ihnen suchen würden, hätte Petersen genug Zeit, aus Deutschland zu verschwinden. Bis man sie auf der Insel im See finden konnte, würde mindestens eine Nacht vergehen. Sie konnten nicht durch das eiskalte Wasser schwimmen. Sie konnten sich auch nicht bemerkbar machen, so abgelegen wie diese Insel lag. Unter Umständen würde es ein paar Tage dauern,bis man sie dort entdeckte. Wenn sie bis dahin nicht schon erfroren waren.
    Bettina gab ihre Gegenwehr so plötzlich auf, wie sie aufgeflammt war. Sie kauerte still auf dem Boden des Bootes, das Gesicht in den Händen verborgen, das Messer in ihrem Nacken. Jens sah von ihr zu Pia und wieder zurück, so als wolle er abschätzen, woher der nächste Widerstand zu erwarten sei. Sein Atem ging stoßweise und sein Blick war unstet. Er sah aus, als könne er jeden Augenblick die Kontrolle über sein Handeln verlieren.
    Na klasse, mit einem Amokläufer mit Messer in einem Ruderboot, dachte Pia sarkastisch. Sie musste an Martens Erzählung in der letzten Nacht denken. Es schien ihr schon unendlich lange her zu sein. Sie fragte sich, ob Marten damals genauso eine beschissene Angst gehabt hatte wie sie jetzt. Dann fragte sie sich, ob sie noch jemals Gelegenheit haben würde, ihn das zu fragen.
    Sie ruderte und ruderte und plötzlich stießen die Ruderblätter im flacher werdenden Wasser auf Grund. Die dunklen Schatten der Inselbäume tauchten hinter ihr auf, sie hatten Rotten Warder erreicht.
    Petersen forderte sie auf, auszusteigen. Sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass er seine Forderung auch durchsetzen würde.
    Pia
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